Der Eurovision Song Contest ist in Island viel wichtiger als in der Schweiz. 09.05.2017
Heute Abend geht es beim Eurovision Song Contest (ESC) in Kiew bereits um „die Wurst„. Svala Björgvinsdottir wird im ersten der zwei Halbfinals mit ihrem Beitrag „Paper“ antreten. Sie wurde am 11. März in der nationalen Show Söngvakeppnin 2017 per Televoting zur ESC-Teilnehmerin auserkoren. Svala ist in Reykjavik aufgewachsen und mit 40 Jahren eine der ältesten Auftretenden in Kiew. Sie und die mitgereisten isländischen Fans hoffen natürlich, dass sie am Samstag im Final dabei sein wird und auch dort viele Punkte von anderen Nationen erhalten wird. In den letzten Wochen häuften sich in Island Medienberichte aller Art zu diesem Thema. Der ESC ist fast in aller Leute Mund auf der Insel und man ist jetzt bereit für den grossen Moment. Afram Island!
Für Island ist der ESC seit jeher ein wichtiger Event und man hofft immer vorne dabei zu sein. Leider ist der isländische Beitrag die beiden letzten Jahre bereits im Halbfinal ausgeschieden. Der ESC ist nach Olympia und der Fussball-WM wohl der drittgrösste Anlass, der neuerdings auch in Ländern anderer Kontinenten, wie zum Bespiel von Australien und China mitverfolgt wird. In der Schweiz ist das Interesse eher klein und der ESC wird auch belächelt, wie der gestrige Beitrag des Migrosmagazins zeigte oder der Umstand, dass der Final im Fernsehen in zwei Versionen mitverfolgt werden kann, entweder mit Originalkommentar von Sven Epiney oder mit den Ulk-Kommentatoren von SRF 3. Kaum jemand kennt unseren Beitrag von Timebell und wir sind uns gewöhnt, von anderen Ländern wenige oder kaum Punkte zu erhalten. In den einzelnen Staaten wird per Telefonanruf (eventuell SMS und Internet) abgestimmt und die nordischen Länder bevorzugen oft genauso ihre Nachbarländer wie die Osteuropäer. Der Schweiz wird selten Sympathie entgegen gebracht und deshalb sind wir vielleicht schon am Donnerstag beim Halbfinal „weg vom Fenster“.
Island hofft mit dem Song Paper, einer etwas unglücklichen Liebesgeschichte (Worte von The Sun) auf einen weiteren grossen „Huh-Erfolg“, während wir Schweizer dem ganzen gelassen und mit Humor entgegen sehen, wenn überhaupt. Die Reiseleiterin wurde für nächsten Samstag zu einem Überraschungsausflug eingeladen, nimmt aber an, dass das Ziel nicht Kiew sein wird, wenn um 18 Uhr von zu Hause gestartet wird…
Das offizielle ESC-Svala-Paper-Video
Update: „Leider nein“, Svala schaffte es im ersten Halbfinal von gestern Abend nicht unter die besten zehn Nationen. Die Auserwählten von 18 Länder sind schon aufgetreten, weitere 18 werden ihr Glück morgen Donnerstag versuchen, darunter der Schweizer Beitrag von Timebell. Zwiespältig wird es im grossen Finale vom Samstag für die isländische Eurovisionsfans ob in Kiew oder zu Hause am TV. Zum einen wird man traurig sein, dass zum dritten Mal in Serie Island nicht im Final teilnehmen kann, andererseits sind es sportliche Verlierer, welche sich die Eurovisions-Partystimmung nicht vermiesen lassen. Zudem hat man auch einen Trost gefunden mit dem neuen Icelandair-Werbevideo für die isländische Damen-Fussballnationalmannschaft. Icelandair ist Hauptsponsor und wird nun schon als Eurovisionsgewinner gefeiert. Den Beitrag mit Video zeigt Icelandmonitor.