Engelwurz – Angelica

Engelwurzblüte bei Seljalandsfoss. 09.07.2017

Es ist wieder Engelwurz-Hochsaison in Island. Anfang Juni erkennt man die Pflanze noch kaum, mit den langen Tagen und etwas wärmeren Temperaturen schiesst sie aber förmlich aus dem Boden. Engelwurz wächst bevorzugt an feuchten Orten wie entlang von Bachläufen und Seeufern. Die Pflanze kann sehr hoch werden und auch grössere Flächen bedecken. Sie sieht kerbelartig aus, ist aber ganz grün, die Blätter etwas dunkler als die Blütenstände. Engelwurzen sind Doldenblütler und man kennt ungefähr 100 Arten. In Island ist die Angelica archangelica verbreitet, Arznei-Engelwurz, oder Echte Engelwurz genannt. Es ist eine mehrjährige Heil- und Gewürzpflanze. Auffällig an den Pflanzen sind die Hüllen, in welchen weitere Stengel und Blätter verborgen sind und nach dem Öffnen in die Höhe wachsen. Heute wird Engelwurz vielseitig verwendet. Es gibt Hustenbonbons, Tee und Tabletten, welche bei Blasenproblemen helfen sollen. Engelwurz wird zusammen mit Rhabarber auch dem geothermisch gewonnenen Salz aus den Westfjorden oder dem in Husavik gebrannten Schnaps Haustsol beigemischt. Selten erhält man heutzutage eine Engelwurz-Suppe. Seit dem 12. Jahrhundert wurde Angelica als Gemüse gegessen, wobei sämtliche Bestandteile genutzt wurden. Man ass sie mit Trockenfisch und Butter oder aufgeschlagener Magermilch. Die Wurzeln sammelte man im Sommer, die besten fand man im Frühjahr. Vorrätige Wurzeln wurden mit einem Zuckersalzgemisch im Boden vergraben und waren im Winter wertvoll. Am besten kochte man die Wurzel mit Milch, bevor sie zu Brot verarbeitet wurde. Stengel und Samen wurden beigefügt um den Teig zu strecken. Wurzel und Samen verfeinerten auch den Geschmack von Schnaps. Engelwurzstengel ass man roh, nachdem man sie geschält und zerkleinert hatte. Den Stücken wurde Butter aufgestrichen. Die Blätter wurden gekocht und als Sosse zu Fisch verwendet. Dolden und Samen wurden halbreif oder reif gegessen. Man erkannte auch den Wert der Pflanze als Heilmittel, selbst gegen Hexerei und Pest wurde sie eingesetzt. Angelica galt als guter Schutz gegen Ansteckung, Vergiftungen, gegen Schleim in den Atemwegen, Rippenfellentzündung und andere Lungenleiden und als gute Unterstützung zur Regeneration nach schwerer Krankheit. Engelwurz ist im Sommer sehr fotogen und verhilft der Landschaft zu einem saftigen Grün, wie zum Beispiel bei Seljalandsfoss und bei Gjain.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.