Islands Energiepotential

Es dampft am Myvatn natürlich aus dem Boden und aus dem Bohrloch. 29.08.2015

Am Myvatn dampft es natürlich aus dem Boden und heftig aus dem Bohrloch. 29.08.2015

Dieser Beitrag entstand anlässlich der Ausstrahlung einer Sendung von Arte (Link am Schluss).

Gar manches Land dürfte neidisch sein auf das unerschöpfliche Angebot an natürlichen Energieressourcen, welche Island zur Verfügung stehen. Ein grosser Anteil der Häuser Islands wird mit geothermalem Wasser geheizt, welches nicht sehr weit unter der Erdoberfläche mit Bohrungen erreicht wird. Dort wo das Wasser im Boden sehr heiss ist, bohrt man tiefer und mit dem gewonnenen Dampf wird Strom produziert. Geothermische Kraftwerke gibt es diverse auf Island, zum Beispiel auf der südwestlichen Halbinsel Reykjanes, Hellisheidi und Nesjavellir am Vulkan Hengill unweit von Reykjavik und im Myvatngebiet bei Reykjahlid und am Fusse des Vulkans Krafla. Mit dem Restwasser des Kraftwerks Svartstengi wurde das berühmteste Bad Islands, die Blaue Lagune geschaffen. Viele Schwimmbäder und Hot Pots werden mit geothermischem Wasser gefüllt und sind dementsprechend günstig im Betrieb. Die Haushalte werden mit warmem Wasser versorgt, in Treibhäusern können nahe am Polarkreis Gemüse produziert werden und einzelne Strassenzüge in Reykjavik sind ebenfalls geheizt, so dass es keine Schneeräumung braucht. Was für eine Gunst mit der Island von seiner Natur verwöhnt wird! Für den Islandbesucher ist einzig der teilweise schweflige Geruch beim Duschen etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn man sich überlegt, dass dieses Wasser von der Natur bereitgelegt wird, nimmt man es gerne in Kauf.

Nicht überall auf der Insel gibt es warmes Wasser. Wenn dieses fehlt, werden Häuser und Schwimmbecken mit Strom geheizt und dieser ist im Vergleich zu uns günstig zu kaufen. Die unendlichen Wassermengen werden mehr und mehr genutzt. Am längsten Fluss Thjorsa gibt es mittlerweile acht Kraftwerke, welche der Stromproduktion dienen. Das Gebiet um Hrauneyjar ist von vielen Stauseen umgeben, welche oft ohne grosse Mauer und nur durch kleine Dämme gestaut werden konnten. Dank dem günstigen Strom investierte ein Industriezweig in Island. Es wird Aluminium hergestellt und Arbeitsplätze wurden geschaffen. Ein Aluwerk liegt am Rand von Hafnarfjördur und ist nicht zu übersehen, wenn man vom Flughafen Richtung Reykjavik fährt. Das Aluminiumwerk in Straumsvik wurde 1969 in Betrieb genommen und gehörte viele Jahre der Alusuisse, wurde dann an den kanadischen Konzern Alcan verkauft. Zwei hohe Staumauern wurden im östlichen Hochland gebaut und der See Halslon aufgestaut. Ende 2007 wurde das Kraftwerk Karahnukar in Betrieb genommen. Die Turbinen sind unten im Tal am Lögurinnsee tief im Berg drinnen und durch die Höhendifferenz von 600 Metern lässt sich so viel Strom wie mit einem kleinen Atomkraftwerk gewinnen. Dieser Strom wird in grossen Stromleitungen an die Küste nach Reydarfjördur geliefert, wo die amerikanische Firma Alcoa ein grosses Aluminiumwerk errichtete. Wo es früher nur wenige Arbeitsplätze gab, sind heute viel mehr vorhanden, was der Osten gut brauchen kann.

Aber schon beim Bau der Staudämme von Karahnukar regte sich Widerstand. Die Natur muss dem Stausee weichen und die Diskussion wieviele Kraftwerke nötig und sinnvoll sind, wurde entfacht. Island sollte darauf achten, neben den Gewinnen mit Geothermie und Wasserkraft auch die Natur zu beachten, worauf  der grösste Wirtschaftszweig Islands sein Augenmerk gerichtet hat, der Tourismus. Selbst die Isländer werden sich ihrer unvergleichlich schönen Natur mehr und mehr bewusst.

Zu diesem Thema und mit schönen Bildern gönne man sich die 43 minütige Sendung von Arte: Island – das grüne Paradies am Scheideweg, Teil 5 der Arte-Serie „Inseln der Zukunft“ (bis 19. Januar 2016 aufgeschaltet).

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