Schwierige Bedingungen für Papageitaucher

Von einem Kind geretteter junger Papageitaucher. 07.09.2016

Von einem Kind geretteter junger Papageitaucher. 07.09.2016

Letzte Woche war es endlich soweit. In mit Luftlöchern versehenen Kartonschachteln verpackt wurden junge Papageitaucher zur Auffangstation ins Naturmuseum Saeheimar in Heimaey auf den Westmännerinseln gebracht. Aufgelesen wurden die Kücken in den Strassen des Ortes oder auf Terrassen und Balkonen, wo welche gelandet sind. Beim ersten Abflug sind sie anstatt Richtung Ozean direkt in den Ort hinein geflogen, wahrscheinlich angezogen durch die abendlichen Lichter. Die Einwohner von Heimaey kennen diesen Moment und an den Abflugtagen der jungen Papageitaucher werden vor allem von den Kindern diejenigen eingesammelt, welche den Ozean nicht gefunden haben. In der Auffangstation werden sie gewogen und werden ihnen die Flügel vermessen, sind sie noch flaumig werden sie gefüttert, bis sie fliegen können. Am letzten Mittwoch wurden bis 17 Uhr ungefähr 50 Kücken zu Saeheimar abgegeben, dort mit ihrem Retter fotografiert, beringt, registiert und wieder verpackt, bis sie zum Strand gebracht und dem Meer übergeben werden. Dieser Moment liess dieses Jahr sehr lange auf sich warten. Die Papageitaucher brauchten einen Monat länger um die richtige Grösse zu erreichen. Gegenüber den vergangenen Jahren hatten viele Papageitaucher-Pärchen zu nesten begonnen, ein Ei gelegt und viele Kücken schlüpften aus. Es schien als wäre die Nahrungssituation besser als in den vergangenen Sommern. Aber leider blieb es nicht so und die Elternpärchen fanden nur noch wenige Sandaale, mit welchen sie die Jungen füttern. Rund um Island werden die Nistlöcher mit Kameras beobachtet und man musste merken, dass bei den Westmännerinseln und in Südisland, zum Beispiel in Dyrholaey ungefähr 80% der Kücken nicht überlebt hatten und verhungert sind. Finden die Papageitaucher schon zu Beginn nur wenig Nahrung, beginnen sie gar nicht erst zu nesten, was man im Süden mehrmals beobachtet hatte und deshalb die Jagd auf die Vögel einschränkte oder gar verboten hatte. Schuld an der Misere sind wahrscheinlich die höheren Meerestemperaturen. Diese brachten in diesem Sommer unglaubliche Mengen an Makrelen nach Island. Die Fischschwärme lassen sich an vielen Orten Islands vom Ufer aus gut ausmachen als dunkle Flecken auf dem Meer. Beobachtet man diese mit dem Fernglas glitzert und zappelt es darin. Die Makrelen ernähren sich ebenfalls von Sandaalen und machen den Papageitauchern die Nahrung streitig. Aus diesem Grund konnte man in diesem Sommer noch gegen Ende August viele Papageitaucher bei Kap Dyrholaey beobachten, welche emsig aufs Meer hinaus flogen und nach den kleinen Fischen suchten. Es waren aber kaum welche mit gefülltem Schnabel zu entdecken. Bei Saeheimir vermutet man, dass 2016 nur ungefähr 1000 jungen Papageitaucher Heimaey verlassen werden. Eine kleine Zahl im Vergleich zu früheren Jahren, wo ein Vielfaches an Kücken bereits in den ersten Augusttagen flügge wurde. Etwas Hoffnung auf wieder zahlreichere junge Papageitaucher besteht in der Tatsache, dass es in diesem Jahr doch mehr sind als in den vergangenen Jahren. Die schwierigen Zeiten für die Papageitaucher beschränken sich gemäss der Ornithologen im Moment auf den Süden Islands, in den anderen Landesteilen scheint die Situation günstiger zu sein und eine normale Anzahl an Jungvögeln dürfte erfolgreich aufgewachsen sein und haben die Insel bis ungefähr am 10. August verlassen. Die meisten fliegen zur selben Zeit und innert weniger Tage weg aufs Eismeer hinaus, wo sie die Monate bis zur nächsten Brutzeit schwimmend und alleine verbringen. Es ist zu hoffen, dass sich die Situation auch in Südisland in den kommenden Jahren wieder bessert und in den anderen Inselteilen stabil bleibt, damit die Besucherinnen und Besucher an den Brutstellen wieder Papageitaucher beobachten können. 2017 bietet sich die Möglichkeit auf der Best of Iceland Reise in die Westfjorde, aber auch auf anderen Touren.

Ein Kommentar

  1. danke für die genialen posts immer – freue mich und bin dabei. käthe

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