Studlagil, fantastisch aber nicht ungefährlich

Erster Besuch bei den Basaltsäulen von Studlagil. 27.06.2019

Bis 2006 war es unmöglich, die spezielle Basaltsäulenschlucht im Jökuldalur in Ostisland zu besuchen. Erst mit dem Bau des Karahnukarstaudamms wurde aus dem gewaltigen Gletscherfluss Jökla ein mehrheitlich klarer Fluss, denn das Sandgeschiebe des Gletschers und viel Wasser wird seither im Stausee Halslon im Hochland zurückbehalten. Diese Veränderung brachte wunderbare Basalsäulenformationen hervor, welche mittlerweile durch die sozialen Medien Beachtung erhalten. Ein Besuch vor Ort Ende Juni begeisterte, aber zeigte, die Besichtigung ist nicht ungefährlich! Man hat zwei Möglichkeiten Studlagil zu besuchen, entweder von der Westseite, wie ich es machte oder aber von der Ostseite. Auf der Westseite lässt sich viel näher an die Schlucht fahren, bei der Farm Grund ist ein Parkplatz und dort beginnt auch der Fussweg hinunter. Achtung dieser ist wirklich sehr steil. Trotz einiger Hilfsseile, dürfte der Weg zudem bei nassem Wetter rutschig sein. Das Warnschild und die Broschüre beim Parkplatz sprechen eine deutliche Sprache und machen darauf aufmerksam, dass ein Sturz tödlich enden kann.

Deutliches Warnschild zum Abstieg zu Studlagil auf der Westseite bei Grund. 27.06.2019

Staunend musste ich zur Kenntnis nehmen, mit welch schlechten Schuhen (offene Sandalen ohne Profil) einzelne das Abenteuer wagten, aber auch für die Matterhornbesteigung sind nicht alle gut gerüstet… Auf dieser Seite der Schlucht, eröffnet sich ein toller Blick auf die teils sehr mächtigen Basaltsäulen der Gegenseite und flussaufwärts, sie geben der Schlucht den Namen, Studlaberg bedeutet auf isländisch Basaltsäulen. Bei meinem Besuch war das Wasser von einer wunderschönen Türkisfarbe. Auf der Ostseite wandert man zuerst vier Kilometer ab der Brücke bei der Farm Klaustursel. Diese wird aktuell gerade ersetzt und vermutlich wird man dort später auch weiterfahren können. Bald wird auf dieser Flussseite ein Stromleitung stehen, welche das geothermische Kraftwerk von Krafla bei Myvatn mit dem Wasserkraftwerk von Karahnukar verbindet. Bauvorbereitungen sind auf dem Weg nach Mödrudalur schon sichtbar. Die Wanderung folgt zuerst einem Weg und vorbei am Wasserfall Studlafoss, welcher ebenfalls rundum mit Basaltsäulen versehen ist.

Wasserfall Studlafoss mit den Basaltsäulen von der Westseite gesehen. 27.06.2019

Später folgt man den Feldern und ein schmalerer Pfad führt hinunter in die Schlucht. Diese Version ist definitiv weniger steil, aber um in die Studlagil zu gelangen, muss man doch etwas klettertüchtig sein. Vorsicht ist vor allem geboten, wenn das Gestein, sprich die Basaltsäulen nass sind. Ist man in der Schlucht unten und mehr oder weniger auf Flussniveau, dürften die Basaltsäulen imposant in die Höhe ragen. Ich hoffe, diese Variante noch vor dem Bau der Stromleitung testen zu können. Der Bau des Staudamms Karahnukar war in Island heftig umstritten. Der Strom wurde für die geplante, amerikanische Aluminiumfabrik von Alcoa in Reydarfjördur benötigt. Auch wenn das ganze Projekt seine Nachteile, speziell für die Umwelt hat, so brachte es Ostisland wertvolle Arbeitsplätze und eine Zuwanderung anstelle der Abwanderung machte sich bemerkbar. Dass sich hinter den tosenden und grauen Fluten des Flusses Jökla ein tolles Basaltsäulenparadies versteckte und plötzlich zugänglich wurde, ist ein positiver Nebeneffekt. Für Basaltsäulenfans wie mich war es ein faszinierendes Erlebnis, das passende Souvenir hatte ich bereits zuvor im Hus Handinna in Egilsstadir gekauft! Jetzt gilt es, mit zunehmender Bekanntheit die nötige  Infrastruktur bereitzustellen und Reisende wissen zu lassen, dass Studlagil nicht ohne Gefahr besucht werden kann. Sowohl gutes Schuhwerk als auch Trittsicherheit sind dringend empfohlen.

Wegweiser ins obere Jökuldalur. 27.06.2019

Studlagil ist von der Ringstrasse ab Egilsstadir über die Strasse 923 von der Abzweigung bei Skjödolfsdolfsstadir Richtung Bru ins obere Jökuldalur erreichbar. Von Nordisland kommend, lässt sich die Schlucht ebenfalls via Ringstrasse wie beschrieben oder aber über Hochlandpisten via Bru erreichen. Im Herbst kann es sein, dass sich die Schlucht wieder mit grauem Gletscherwasser füllt, wenn Halslon von den unendlichen Sandmengen befreit werden muss, welche die Flüsse vom  Vatnajökull in den Stausee bringen. Dann wird mehr Wasser abgelassen und der Fluss Jökla donnert wie früher das Jökuldalur hinunter.

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