Die Frage, was als „Made in Iceland“ bezeichnet und verkauft werden darf, ist in Island genau so brisant wie in der Schweiz und anderen Ländern. Wieviel Material muss wirklich aus Island stammen und wieviel Arbeit daran ist auch dort geleistet werden? Kürzlich wurde auf dieser Webseite der Wunsch nach verantwortungsbewussten Touristen geäussert und in Punkt 5 der Liste von Tröll Expeditions erwähnt, dass es wünschenswert wäre, dass die Leute isländische und nicht importierte Produkte als Souvenirs kaufen. Hier sind nun mögliche Produkte, die das Label „Made in Iceland“ wirklich verdienen und zudem noch aus langer Tradition stammen: Wolle, Salz und Fischleder. Die drei Produkte werden in der Folge genauer vorgestellt.
Wollprodukte von Kidka
Wollprodukte spielten immer eine wichtige Rolle in Island. Seit Jahrhunderten ist man froh über warme Kleider und die Wolle der isländischen Schafe war in genügender Menge vorhanden und sie leistet in dieser Beziehung wertvolle Dienste. Wenn in früheren Jahrhunderten Händler aus Europa nach Island kamen, wurden unter anderem Wollprodukte gegen andere Waren getauscht und fanden so den Weg in viele Länder. Noch heute tragen viele Isländer Wollkleider, das zeigt sich deutlich draussen beim Campieren oder an einem Festival. Gross und Klein tragen die typisch gemusterten Wollpullover, genannt Lopapeysa. Wollsocken halten die Füsse warm und schon mancher Tourist rechnete nicht mit starkem Wind und kaufte sich auch im Sommer eine Wollmütze. Empfehlenswert sind die Wollprodukte von Kidka, welche vollständig in Island hergestellt werden. Die Wollfabrik Kidka liegt in Hvammstangi, dem kleinen Ort in Hunathing Vestra, Nordwestisland. Die Fabrik wurde 1972 gegründet. Seit 2008 sind die Deutsche Irina Kamp und Kristinn Karlsson Besitzer und sie erhielt unter ihnen den heutigen Namen Kidka. Vor einigen Jahren wurde der grösste Teil der Produktion nach Russland exportiert, das ist aber heute nicht mehr der Fall. Ein Besuch der Fabrik lohnt sich, weil man die Produktionsstätte gleich sehen kann und die einzelnen Arbeitsgänge auf einer kleinen Führung erklärt erhält. Das Wollgarn für die Strickmaschinen stammt aus Reykjavik. Mit den Maschinen werden grosse Flächen an Wollstoff in verschiedensten Farben und Mustern gestrickt, weiterverarbeitet und so weitergeliefert oder vor Ort zu fertigen Produkten genäht. Typisch für die Kidka-Produkte sind die aufgebürsteten Härchen. Dazu werden Disteln aus Spanien verwendet! Die Wintermärchengruppe vom März besuchte die Fabrik und den Shop und konnte nicht widerstehen. Diverse Mützen für die folgenden Wintertage, sowie Pullover, Handschuhe, Kissen und Wolldecke fürs Sofa fanden neue Besitzer. Souvenirs, 100% made in Iceland! Best of Iceland gratuliert Kidka zum zehnjährigen Jubiläum und wird in Hvammstangi auf jeden Fall wieder vorbei schauen.
Salz von Saltverk
Abgelegen in den Westfjorden gewinnt die junge Firma Saltverk mit einer zweihundert Jahre alten Methode Meersalzflocken. Das Gebäude ist ganz unauffällig auf der schmalen Halbinsel Reykjanes, wo zwei sich zwei Fjorde trennen. Das saubere Meerwasser ist nur der eine Teil, eine sehr wichtige Rolle spielt auch die Geothermie. Warmes Wasser ist in Reykjanes mehr als genug vorhanden. Deshalb gab es dort auch eine Schule, die heute als einfaches Hotel genutzt wird. Beliebt ist der riesige Pool mit dem warmen Wasser nach wie vor. Überall dampft es aus dem Boden, beim Schulhaus wird sogar die Fussmatte beim Eingang nicht geheizt sondern eher gekocht und bei den heissen Quellen findet man sogar Pfefferminze. Das Wasser der heissen Quellen wird in der Baracke von Saltverk mit einer Temperatur von 93°C zum Vorheizen, Kochen und Trocknen des Salzes verwendet. Der Prozess läuft absolut ohne schädliche Emissionen ab, umweltfreundlicher ist kaum möglich! Zur Gewinnung des Salzes wird Meerwasser in offene Becken gepumpt und solange vorgeheizt, bis eine Sole mit einem Salzgehalt von 17-20 Prozent entsteht. Danach wird ein Sieb durch das Becken gezogen und die verbleibende Flüssigkeit läuft ab. Nach dem Trocknen werden die Salzflocken verpackt, nach Reykjavik transportiert und mit verschiedenen Zutaten angereichert. Es gibt die verschiedensten Sorten, so das schwarze Salz, welches seine Farbe der Aktivkohle verdankt, Blaubeerensalz. Auch Isländisch Moos wird beigemischt oder arktischer Thymian, Meerestang etc. Selbstverständlich werden auch die weissen Salzflocken verkauft. Als Person welche eigentlich kein Lakritz mag, habe ich grossen Gefallen am mit Lakritz gemischten Salz gefunden. Dieses schmeckt wunderbar zu Lammfleisch, eignet sich aber auch für Rohschinken mit Melonen. Es gilt erfinderisch zu sein und diverse Mischungen auszuprobieren. Salz von Saltverk gibt es in Souvenirläden, in Supermärkten und auch noch am Flughafen zu kaufen. Es ist ein Mitbringsel, welches sich aufbraucht und garantiert zu hundert Prozent made in Iceland ist. Wer schon zu Hause ist kann die Produkte im Webshop oder bei Salzladen.ch bestellen.
Fischleder von Atlantic Leather
Über die Verwendung von Fischhaut, welche als Abfall in den Fischfabriken anfällt, wurde auch dieser Webseite schon einiges geschrieben. Die Technik, aus Fischhaut Leder herzustellen, ist eigentlich auch alt und stammt ebenfalls aus den Westfjorden. In der Gerberei in Saudarkrokur, wo viele andere Tierhäute verarbeitet wurden, startete man 1994 mit der Fischlederherstellung. Man hätte nie zu träumen gewagt, dass die grossen Namen der Modebranche derart Gefallen daran finden. Die Firma Atlantic Leather verkauft die gefärbten Fischlederstreifen mittlerweile in alle Welt. Im Tannery Visitor Center gibt es gegen eine Gebühr Führungen durch die Fabrik und im Shop lassen sich Lederstreifen vom Lachs und gefleckten Seewolf (Wikipedia), aber auch etwas vom Dorsch kaufen und nach eigenen Ideen verarbeiten. Kunsthandwerke wie Handtaschen, Etuis, Krawatten, Fliegen, Schmuck und mehr sind aber auch schon angefertigt worden. All diese Produkte sind natürlich ebenfalls hundert Prozent made in Iceland. Nicht mehr ganz in Island gefertigt sind die Produkte von Karin Spring unter der Marke Springbag (Bilder). Aber hier lässt sich das mitgebrachte Fischleder nach den eigenen Wünschen nähen. Karin arbeitet gerade an einem Grossauftrag für Best of Iceland mit Modellen für die Frau und den Mann. Vor nicht allzu langer Zeit erschien in einer isländischen Zeitung ein Bericht, wonach Atlantic Leather das Fabrikgebäude in Saudarkrokur gekündigt wurde und die Firma anscheinend erwägt, die Produktion nach Dänemark zu verlegen. Hoffen wir, dass dies nur eine Zeitungsente war. Am besten deckt man sich rechtzeitig mit isländischem Fischleder ein, ob als Rohmaterial oder bereits mit einem gefertigten Produkt.
Bestimmt gibt es weitere 100% made in Iceland Produkte. Die Reiseleiterin hat drei ihr bekannte ausgewählt, aber im Kommentar dürfen gerne Ergänzungen gemacht werden.