Die Landschaft hat immer recht – Buchtipp

Man versetze sich in den Nordwesten Islands und stelle sich einen einsamen Fjord vor, wo eine Handvoll Fischer in einem Fischerwohnheim leben und wann immer es das Wetter zulässt, mit ihren Booten rausfahren um Kabeljau, Seehasen oder Hering zu fangen. Sie kennen sich aus mit Wind und Wetter und wissen, wann es wo etwas zu fangen gibt. Im Ort leben auch ein Pfarrer und ein Dichter gesellt sich dazu. Einige Fischerkollegen haben ihren Beruf aufgegeben und sind nach Reykjavik gezogen. Halldor alias Dori erzählt in Ich-Form und spart auch nicht an Kommentaren zu seinen Vorstellungen zum Hauptstadtleben und der Modernisierung des Lebens. Ich persönlich habe das Buch noch nicht fertig gelesen, aber mit meinen Kenntnissen der Westfjorde kann ich mir alles bestens vorstellen. Ich wusste nicht, wo der Geirmundarfjördur liegt und googelte. Dort erschien nicht mehr und nicht weniger als Links zu genau diesem Buch von Bergsveinn Birgisson. Dieses erschien 2003 in isländischer Sprache unter dem ungefähr übersetzten Titel „Landschaft ist niemals dumm“. Der erwähnte Fjord liegt weit nördlich und ziemlich am Ende der Welt. Ich vergleiche die Örtlichkeit mit Nordurfjördur in Strandir. Bereits habe ich mir überlegt, wie das Buch auf jemanden wirken mag, der Island nicht kennt. Beim Öffnen des Buches erscheint eine langes Inhaltsverzeichnis mit spannenden Kapiteltiteln wie zum Beispiel „Vom Wetter und Fischefangen“, „Der neue Parlamentsabgeordnete macht seine Aufwartung“, „Über die unglückliche Verteilung des Glücks“. Bereits die Titel verraten, dass es im Buch um das Wetter, den Fischfang und etwas Politik geht, aber auch philosophische Gedanken fehlen nicht. Auf mich wartet nun das Kapitel „Die Haushälterin wird befragt, ob sie auf die Tanzparty geht“. Per Inserat suchten die Fischer des Wohnheims im abgelegenen Fjord eine Haushälterin und tatsächlich meldete sich eine Frau, welche eines Tages eintrifft. Natürlich sind die Fischer mit einer Frau überfordert, aber Dosi schreibt über seine Traumvorstellungen, welche er sich mit der Haushälterin wünscht. Er ist verliebt, aber viel zu scheu, um sie rechtzeitig und klug zu fragen, ob sie mit ihm auf die Party gehen würde. Ich bin gespannt, wie sich die Beziehung zur Haushälterin entwickelt (bis jetzt wird sie im Buch nur so genannt, ohne Vornamen). Oft beginnen die Kapitel mit einer Wetterbeschreibung und den Chancen einen guten Fang zurückzubringen. Natürlich mögen es die Männer nicht, wenn sie tagelang im Wohnheim warten müssen, weil kein Fangwetter herrscht. Sie wissen um die Gefahren und trotzdem kann es sein, dass sie in schwierige Situationen geraten.

Der Autor Bergsveinn Birgisson wurde 1971 in Reykjavik geboren, lebt nun in Bergen, wo er altnordische Literatur studierte und in Skaldik promovierte. Er lehrt an der Universität Bergen und hat bereits zwei Gedichtbände und mehrere Romane veröffentlicht. Der erste Roman, „Die Landschaft hat immer recht“ wurde für den Isländischen Literaturpreis nominiert. Eleonore Gudmundsson hat das Buch in die Deutsche Sprache übersetzt, was vermutlich alles andere als einfach war, um Stimmungen und Eindrücke wiedergeben zu können. Die  deutsche Ausgabe des Buches erschien im Januar 2018 im Residenz Verlag. 

Ein grosses Dankeschön an die treue Mitreisende, welche mich mit diesem Buch verwöhnt hat. Ich wünsche ihr viel Spass beim Lesen und freue mich selbst auf die Fortsetzung des Buches, wie es mit der Haushälterin weitergeht und all die Beschreibungen der unbändigen Natur und der Menschen, die sich dieser täglich aussetzen. Einige humorvolle Bemerkungen haben mich bereits zum Schmunzeln gebracht. Schon nach einigen Kapiteln empfehle ich das Buch allen Islandliebhabern, die gerne lesen. Für einen Kommentar, was Leute über den Roman denken, die Island nicht kennen, bin ich dankbar. Das Buch dürfte gerade das richtige sein für die heissen Sommertage, die Wetterbeschreibungen wirken definitiv kühlend. Wem es trotzdem noch zu heiss ist, der buche jetzt Winterreisen nach Island (letzte Woche mit Frühbucherrabatt). Neu ist sogar eine Winter-Kleingruppereise ins Handlungsgebiet des Romans buchbar. Da lassen sich Beschreibungen aus dem Buch gleich vor Ort erleben: Wintermärchen unter Nordlichtern in den Westfjorden.