Ein Update mit der Korrektur nach Neuauszählung befindet sich am Ende des Beitrags.
Am Samstag hat Island ein neues Parlament gewählt und wird das einzige europäische Land sein mit mehr als fünfzig Prozent Frauenanteil in der Regierung! Vermutlich wird die Regierungskoalition aus drei Parteien bestehen bleiben, was sich bereits vor den Wahlen ankündigte. Ob Katrin Jakobsdottir Premierministerin bleiben wird, dürfte allerdings fraglich sein. Staatspräsident Gudni Johannesson wird keinen Parteivorsitzenden mit der Regierungsbildung beauftragen, sondern hat bereits die bestehende Koalition damit beauftragt. In einem Land wie Island zu wählen ist nicht ganz einfach, die Wahlurnen müssen am Wahltag in alle Landesgebiete gebracht werden und danach die weite Strecken zur Auszählung gefahren werden. Schlechtes Wetter bescherte auch schon Verzögerungen, nicht aber 2021. So sind nun alle Wahlzettel ausgezählt, die Parlamentsmitglieder gewählt und das Verhältnis der Parteien klar. Wahlgewinnerin ist die Fortschrittspartei (Framsoknarflokkurin), welche mit 17,3 Prozent zur zweitstärksten Partei aufstieg. Die Unabhängigkeitspartei (Sjalfstaedisflokkurinn) hat weiterhin mit 24,4 Prozent die meisten Sitze in der Regierung. Die Linksgrünen (Vinstri Graenir) verloren zwar Sitze, aber sind mit acht Sitzen immer noch drittstärkste Partei und gehören zur Koalition dazu, welche nun 37 von 63 inne hat. Weitere Parteien werden in der Regierung mitmischen, welche aus 33 Frauen bestehen wird, darunter die aktuelle Premierministerin und auch die Gesundheitsministerin Svandis Svavarsdottir, welche in den letzten eineinhalb Jahren mit der Pandemie stark gefordert war. Die hohe Frauenquote dürfte der Grund sein, weshalb es die isländischen Wahlen noch am gleichen Tag in der Schweiz in die Medien schafften, zum Beispiel in Der Bund. Der grosse Fokus lag an diesem Wochenende auf der Regierungswahl im Nachbarland Deutschland und bei den beiden schweizerischen Abstimmungsvorlagen. Natürlich freut man sich über die Rolle bezüglich der Frauen, aber ob es richtig ist, wenn RUV Englisch in einem Artikel nur Bilder der Frauen zeigt, sei dahingestellt. Eher dürften es wenn schon alle Gewählten verdient haben, abgebildet zu werden. Wie einfach oder kompliziert es werden wird, eine neue Regierung zu bilden, wird sich zeigen und erst dann wird man erfahren, wie diese genau aussieht und wer das Premierministeramt übernehmen wird.
Update: Eine Neuauszählung im Nordwesten Islands brachte Verschiebungen und es gibt keine Frauenmehrheit im neuen Parlament. Dort werden 50 Frauen, das ist immer noch ein hoher Anteil, und 53 Männer in den nächsten vier Jahren die isländische Politik bestimmen. Der Aufsehen erregende Frauenrekord fiel bereits nach neun Stunden wieder.