Ab dem 12. Dezember lässt Trollmutter Gryla ihre dreizehn Söhne raus aus der Höhle in den Bergen, wo sie das ganze Jahr über verbleiben müssen. Sie dürfen aber nicht alle zusammen losziehen, sondern jeden Tag darf nur einer den beschwerlichen und weiten Weg vom Hochland zu den Menschen auf sich nehmen, die Reihenfolge ist dabei klar festgelegt. Jeder hat seine eigenen Manieren, währen die einen die Leute erschrecken, stehlen sich andere etwas zu Essen, wie zum Beispiel der Fleischkraller Ketkrokur. Am 24. Dezember sind sie dann alle draussen, ab dem 25. aber kehrt einer nach dem anderen wieder zurück und am 6. Januar sind alle Söhne wieder bei ihrer Mutter. Dort haben es die Brüder nicht einfach, denn ihre Mutter, die Riesin oder Trollfrau Gryla wird als Rabenmutter beschrieben, welche fast immer schlecht gelaunt ist und an ihren Jungen herumnörgelt. Die Höhle soll dreckig, stickig und unaufgeräumt sein, ausserdem kocht Gryla schlecht. Gryla hat gemäss den Beschreibungen ein schreckliches Aussehen und es wird behauptet, sie habe Hufe statt Füsse, drei Köpfe, fünfzehn Schwänze und auch Hörner. Aber nicht nur ihr Aussehen flösst Angst ein. Gryla wird nachgesagt, dass sie ständig auf der Suche nach unartigen Kindern ist, welche sie in einer Suppe kocht, wenn sie welche gefangen hat. Kein Wunder, wenn sich Kinder vor ihr fürchten.
Gryla, die Riesin aus der nordischen Mythologie, wurde bereits namentlich im 13. Jahrhundert in der Edda von Snorri Sturluson erwähnt, aber erst im 17. Jahrhundert verknüpfte man sie mit Weihnachten. Um diese Zeit wurde sie zur Mutter der Weihnachtskobolde (isländisch Jolasveinar). Es wird behauptet, auch sie verlasse um die Weihnachtszeit ihre Höhle, um vor allem in der Nähe von Städten Jagd auf ungehorsame Kinder zu machen. Sie hat einen riesigen Appetit auf geschmorte, freche Kinder und gemäss der Legende, scheint es daran nicht zu mangeln. Dreimal soll Gryla geheiratet haben. Der dritte Mann Leppaludi wohnt angeblich mit ihr in der Höhle und ist sehr faul. Er schläft und schnarcht fast die ganze Zeit, was Gryla wiederum ständig ärgert. Aus diesem Grund ist wohl auch nicht viel mehr über ihn zu erfahren.
Um 1746 nahm die Angst von Gryla gefressen zu werden bei Kindern so stark zu, dass diese das Haus nicht mehr verlassen wollten. Damals schritt schlussendlich die Regierung ein und es wurde verboten, Gryla zur Einschüchterung zu verwenden. Die Menschenfresserin und ihre Brut wurden etwas neu erfunden und die Söhne waren angehalten, den Menschen mehr Freude als Schrecken zu bereiten. Ab und zu sieht man die dreizehn Brüder auch im rot-weissen Gewand und sie verteilen manchmal sogar Geschenke. Wo genau der Wohnsitz von Gryla, Leppaludi und ihrer dreizehn Söhne ist, weiss man nicht genau. Aber in Dimmuborgir am Myvatn sollen die Weihnachtskobolde um die Weihnachtszeit schon gesehen worden sein.