Es ist ein Feiertag in Island, alle Jahre begrüsst man den kommenden Sommer und ist froh, den vergangenen Winter verabschieden zu dürfen. 2020 wird aber in anderer Form gefeiert, denn der Lockdown in Island verhindert grosse Festivitäten.
Zum heutigen Tag wünschen sich die Leute in Island gegenseitig „gledilegt sumar“, fröhlicher oder glücklicher Sommer, teilweise macht man es noch ausführlicher und bedankt sich zusätzlich für den vergangenen Winter, „gledilegt sumar og takk fyrir veturinn“. Speziell in den Westfjorden, in Nord- und Ostisland ist man in diesem Jahr sehr froh, wenn der ausnehmend strenge Winter vorbei ist. Der Winter wollte und wollte nicht aufhören, immer wieder schneite es und in den erwähnten Gebieten gab es unglaubliche Schneemengen und auch Lawinenniedergänge, während Mitteleuropa kaum einen Winter erlebte und Schnee sah. Weshalb man in Island so früh im Jahr den Sommer begrüsst, wie in Island Sumardagurinn Fyrsti gefeiert wird und welche Tradition dahinter steckt, wurde auf dieser Webseite bereits früher in einem Bericht erläutert.
2020 ist alles etwas anders und feiern ist wegen COVID 19 schwieriger. Island befindet sich ebenfalls in einem Lockdown, welcher voraussichtlich am 4. Mai etwas gelockert wird. Wie Corona nach Island kam und sich ausbreitete wurde auf dieser Webseite schon beschrieben, am 16. März gab es ein Update.
Es dürfte dank der guten Zusammenarbeit zwischen der isländischen Firma deCode, dem Landesspital und den Behörden zu verdanken sein, dass die Zahl der Infizierten nun stark rückläufig ist, wenige Erkrankte im Spital liegen und man nur vereinzelte Todesfälle zu beklagen hat. Mittlerweile gibt es in Island auch eine Tracking-App, welche den Leuten aufzeigt, wenn sie sich in der Nähe einer positiv getesten Person befunden haben. Nach wie vor wird viel getestet und beide Massnahmen scheinen aktuell zu greifen. Natürlich ist die Bevölkerungszahl mit 360’000 sehr klein und von aussen kommen kaum mehr weitere Personen. Es gibt nur noch wenige Flugverbindungen zur Insel. Die Tourismusbranche steht fast vollständig still. Die erste Fähre von Smyril Line ist am vergangenen Dienstag in Island angekommen, mit 23 Personen von den Färöer-Inseln an Bord! Da die dänische Grenze auch noch bis Mai zu ist, gibt es auch per Schiff kaum Einreisende. Die Lockdown-Massnahmen wurden seit Mitte März verschärft, es dürfen sich nur noch Gruppen von maximal 20 Personen treffen und diese müssen die Abstands- und Hygienemassnahmen einhalten. Fast seit Beginn der Krise mussten einreisende Isländer für 14 Tage in Quarantäne, genau wie Personen welche Kontakt zu Infizierten hatten. Um dem Virus ganz Herr zu werden, müssen neu auch einreisende Touristen eine 14 tägige Quarantäne absitzen. Bei der Einreise ist vorzuweisen, wo und wie man sich in Quarantäne begibt oder wird von den Behörden in Reykjavik untergebracht. Es gab bereits einige Medienberichte, welche den Fall Island aufzeigten, die vielen Tests und das Personen-Tracking lobten. Kürzlich war in unseren Zeitungen sogar zu lesen, dass die Isländer die Behörden in Ischgl bereits sehr früh warnten, als fünf unabhängige Personen, die aus dem Skiurlaub in Ischgl zurück zurück gereist waren und erkrankten. Gegen Ischgl wurden deswegen schwere Vorwürfe erhoben, das Virus war aus China bereits bekannt und trotz den Warnungen liess man den Skibetrieb inklusive Apres-Ski-Parties uneingeschränkt weiterlaufen – mit fatalen Folgen für Mitteleuropa.
Aber jetzt ist schon ganz klar, Corona richtet auch in Island einen massiven wirtschaftlichen Schaden an, der Tourismus kam zum erliegen. Dieser ist seit einigen Jahren der führende Wirtschaftssektor. Bereits gibt es stark ansteigende Arbeitslosenzahlen, die für ganze Regionen fatal sind. Die Regierung hat verschiedene Hilfs- und Rettungspakete verabschiedet, wieviele Unternehmen die Krise wirtschaftlich überleben, weiss aber niemand.
Wir hoffen natürlich, bald wieder ohne Angst vor Ansteckung und ohne Quarantänepflicht nach Island reisen zu können. Bis es soweit ist, werde ich die Situation im Auge behalten. Trotz allem wünscht Best of Iceland allen Isländerinnen und Isländern „gledilegt sumar“!