„árslok“ ist isländisch und bedeutet Jahresende. Wie leicht kann das Wort in der deutschen Sprache missverstanden werden. Alle haben genug vom virusgeprägten Jahr 2020 und mancher könnte dem Jahr entsprechend nachschimpfen. Zum Jahresende etwas in den Bildern scrollend, stellte ich fest, dass dieser Jahreswechsel nach 15 Jahren der erste ist, den ich nicht in Island verbringe. Die Silvesterreisen waren für viele Jahre sozusagen „mein Ding“, in der Organisation nicht ganz einfach, aber es war immer speziell in dieser Jahreszeit unterwegs zu sein. Fast immer war ich mit meinen Reisegästen in Reykjavik. Zur Reise gehörten das gemeinsame Silvesterdinner, verschiedene Tagesausflüge (Blaue Lagune, Goldener Kreis und weitere) und wann immer sich Gelegenheit bot, jagten wir auch Nordlichter. Die Reisen waren nicht immer genau gleich, nach einigen Jahren Silvesterparty im Grand Hotel Reykjavik mit tollem Blick aufs Feuerwerk fand diese zweimal ganz exklusiv in der obersten Etage von Harpa statt. Leider wurde Harpa danach an Silvester nicht mehr vermietet und andere Restaurants in Reykjavik wurden fürs Dinner gewählt. Von wo auch immer man beobachtete, das mitternächtliche Feuerwerk ist absolut spektakulär! Wie früher schon berichtet, werden die Feuerwerkskörper an Privatpersonen verkauft und der ganze Erlös geht zu Gunsten der Such- und Rettungsmannschaften – entsprechend viel wird eingekauft und an Silvester abgefeuert. In verschiedenen Quartieren der Stadt gibt es ab 20 Uhr grosse Altjahrsfeuer, die „Brennas“. Die Bevölkerung trifft sich draussen, man singt und trinkt gemeinsam, bedankt sich gegenseitig fürs vergangene Jahr und wünscht sich bereits ein gutes neues Jahr. Die kleineren Kinder dürfen nun auch Feuerwerk loslassen. In einigen Jahren waren wir da auch mit dabei. Die Brenna-Tradition wurde für dieses Jahr verboten, man will nicht, dass sich zu viele Leute versammeln. In Reykjavik, wo die meisten Leute wohnen, leuchtet es bunt und knallt es zwischen halb neun und halb zehn und dann so richtig für ungefähr eine Stunde ab halb zwölf. Dazwischen ist absolute Ruhe und höchstens Touristen tummeln sich in der Stadt, kein Isländer will die Jahrescomedy Áramotaskaup am TV verpassen. Die Sendung ist ein Rückblick auf die Geschehnisse des vergangenen Jahres, diverse Personen werden auf die Schippe genommen. Ob es diesmal auch den Finanzminister Bjarni Benediktsson trifft, welcher gegen die Corona-Versammlungsbestimmungen verstiess? Er nahm an einer Weihnachtsparty teil und wurde dummerweise von der Polizei dort erwischt und danach entsprechend kritisiert. Ebenso wurde nur kurz darauf in der katholischen Landakot-Kirche eine Messe mit viel zu vielen Besuchern abgehalten. Dies sind nur zwei Bespiele, wie sie vorkommen könnten, eventuell waren sie etwas zu kurzfristig und der Dreh für die Sendung war schon gemacht? Für mich auch ganz speziell war der Jahreswechsel in Vik mit einer Spezialgruppe. Es hatte zwar keinen Schnee, aber die blaue Stunde nach Sonnenuntergang beim Leuchtturm von Kap Dyrholaey war wunderschön. Feuerwerk gab es nur sehr wenig bei Hotel Dyrholaey, aber der Weg auf den Hügel hinauf lohnte sich, und ein schwaches Nordlicht war fast noch besser als gekauftes Feuerwerk. Es hat alles seinen eigenen Reiz.
2020 verbringe ich also Silvester ausnahmsweise zu Hause in der Schweiz im kleinsten Kreise, in der Hoffnung dass die Silvester-Kleingruppenreise nächstes Jahr wieder stattfinden wird. Die Details dazu dürften im Frühling folgen. Best of Iceland wünscht nun allen Leserinnen und Lesern einen guten, zuversichtlichen und gesunden Jahreswechsel. Möge 2021 uns wieder reisen lassen!