Netflix-Serie Katla – Tipp und Kritik

Like it, like it not? Dies wurde ich per Email von Netflix gefragt, während ich die achtteilige Serie Katla des bekannten isländischen Regisseurs Baltasar Kormakur schaute. Um es gleich vorweg zu nehmen, meine Antwort ist weder noch! Müsste ich mich klar entscheiden, würde der Like-Daumen nach unten zeigen! Ich war von Beginn weg skeptisch, da ich grundsätzlich Mystery-Filme kaum mag, aber natürlich blieb ich gespannt und nach meiner Rückkehr aus Island startete ich in die Serie. Was ich mochte, waren die Bilder von Örtlichkeiten, die ich bestens kenne, zudem spielen im Film Ingvar Sigurdsson, mein Favorit und Solveig Arnarsdottir, die Schwester einer früheren Arbeitskollegin in Island.

Katla ist der Name des Vulkans, der im Süden Islands unter dem Myrdalsjökull liegt und letztmals 1918 ausgebrochen war, wie auf dieser Webseite schon berichtet wurde.

Katla stellt für die südlichste Ortschaft im Land, für Vik i Myrdal eine ständige Bedrohung dar! Der Vulkan zeigt öfters Zeichen von Unruhe, erst am 29. Juli wurde ein Erdbeben der Stärke über 3 registriert, welches für Aufsehen sorgte. Katla wir sehr gut überwacht!

Die Netflix-Serie spielt örtlich in Vik und Umgebung und zeitlich ein Jahr nach einem fiktiven Ausbruch von Katla. Immer wieder gibt es Ascheausbrüche, die Landschaft ist entsprechend düster und von Asche bedeckt. Der Ort ist seit der Eruption mehr oder weniger von der Aussenwelt abgeschnitten und kann nur noch per Fähre über einen Fluss erreicht werden. Die meisten Einwohner wurden längst evakuiert, nur wenige sind geblieben, sei es um wissenschaftliche Erkenntnisse zu erhalten, weil sie zur Polizei oder den Rettungsmannschaften gehören. Auch eine Ärztin ist noch dort und wenige andere Personen, die einfach nicht weg wollten und zur Filmgeschichte gehören. Die Zahl der Akteure liess sich dadurch gut beschränken.

Weil es sie nicht gibt, konnten in den Film keine Bilder eines realen Ausbruchs von Katla eingefügt werden. Aber wie praktisch war es doch, dass Eyjafjallajökull gleich daneben liegt und gut mit der Landschaft verschmilzt. Ab und zu sind Standbilder des Ausbruchs von 2010 zu sehen, wer sich auskennt, merkt dies sofort! Den Dreharbeiten in Vik dürfte der Lockdown der Pandemie richtig entgegen gekommen sein, denn dort wusste man nicht wirklich, wie gefilmt werden sollte, während täglich zahlreiche Touristen durchfahren oder sogar übernachten. Um eine glaubwürdige Kulisse zu erhalten, wurde viel Sand und Asche im Ort und über diverse Gebäude verteilt (Bericht von Iceland Monitor). Wer weiss, ob die Kirche nach der Reinigung einen frischen Anstrich erhielt und deshalb nun in neuem Glanz dasteht? Ebenso schmutzig zeigt sich in der Serie das Spital im Aussenbereich. Man drehte dafür direkt in der örtlichen Notfallstation, bei der in der Realität an Werktagen morgens ein Arzt und eine Pflegefachperson anwesend sind.

Immer wieder zu sehen sind in der Serie Viks bekannte Felsformationen im Meer, die Reynisdrangar. Am besten ähneln Bilder von stürmischen Tagen den Filmszenen.

Als weitere touristische Attraktionen sind Szenen in einer Eishöhle im Myrdalsjökull und vom auf Instagramm sehr beliebten Flugzeugwrack im Solheimasandur eingeflochten worden. Aufgrund des Vulkanausbruchs wirkt alles apokalyptisch, düster und dunkel, grüne Vegetation und Sonnenschein wären völlig fehl am Platz. Deshalb dürfte Vik wegen der Katla-Serie in naher Zukunft nicht im gleichen Ausmass überrannt werden, wie es im Ort Etretat in der Normandie wegen der Netflix-Serie Lupin der Fall ist. 

Eigentlich spielt der Vulkanausbruch fast nur eine zweitrangige Rolle! Viel mysteriöser sind ein Jahr nach dem Ausbruch die Auferstehungen oder Verdoppelungen von Personen in Vik, die teilweise als eins zu eins plötzlich erscheinen oder einmal als jüngere und gleichzeitig als ältere Menschen. Der Wissenschaftler aus Reykjavik findet seinen, bei einem Unfall verstorbenen Sohn wieder und sucht die Lösung in einer Gletscherspalte, wo er soweit vordringt, dass er sich direkt bei Feuer und Eis befindet. Während sich die Personen nach und nach wieder von doppelt auf einfach reduzieren, versucht sich der Vulkanologe in Theorien… 

Im März 2021 veröffentlichte die Filmgesellschaft RVK Studios erste Bilder der Serie Katla (Bericht von Iceland Review), der Netflix-Start folgte am 17. Juni. Mein (eventuell nicht ganz objektives) Fazit: Islandliebhabende können, wie ich, der Serie Katla bestimmt etwas abgewinnen. Aber ich wage zu bezweifeln, dass das Werk von Baltasar zum grossen Renner wird. Ob sogar eine zweite Staffel lanciert wird, dürfte noch viel unsicherer sein. (Kritik von Serienjunkies.de)

Offizieller Youtube-Trailer: