Längst habe ich Kalmann gelesen, das neue Buch von Joachim B. Schmidt, über welches kurz vor dessen Erscheinen auf dieser Webseite berichtet wurde. Ich bin absolut begeistert und gemäss der Besitzerin der kleinen Buchhandlung Schmiedgasse in unserem Dorf, sind das nicht wenige. Sie hört sich zur Zeit das Hörbuch auf dem Arbeitsweg an und möchte diese Geschichte nicht missen, auch wenn sie keine Islandkennerin ist.
Joachim ist zur Zeit in der Schweiz und liest bis November an diversen Orten, auch in Deutschland, Österreich und Liechtenstein. Kürzlich war Joachim im Gespräch in der Sendung 52 Beste Bücher auf SRF 2 zu hören (54 Minuten) und las dort auch einige Sequenzen aus seinem Buch vor. Das Interview gibt es auch in einer Kurzversion von 12 Minuten.
Mit dem Buch, welches bei Diogenes erschien, dürfte Joachim der grosse Sprung gelungen sein, diverse Medien berichteten bereits darüber. Es ist spannend ihm in der Radiosendung zuzuhören und Islandkennende können ab und zu schmunzeln. Er selbst spricht von einem missratenen Krimi, den er geschrieben hat. Um endlich mit der Schriftstellerei Geld zu verdienen, hatte er ursprünglich die Idee, eine Kriminalgeschichte zu schreiben. Diese verkaufen sich seit vielen Jahren gut, Islandkrimis sind beliebt. Im ersten Bericht zu Kalmann, stellte ich noch die Frage, ob es ein Krimi oder ein Roman sei, Joachim hat nun selbst geantwortet. Der 34jährige Kalmann wird in den Medien auch als isländischer „Forrest Camp“ bezeichnet, hat sicher autistische Züge, war schwach in der Schule und spricht von sich selbst als Sheriff von Raufarhöfn. Kalmann hat einige wichtige Bezugspersonen, an erster Stelle steht sein Grossvater, der ihm vieles beibrachte, aber nun dement im Altersheim in Husavik lebt. Kalmann aber bleibt im einsamen und rauen Küstenort Raufarhöfn und kann sich nicht vorstellen, von dort wegzuziehen. Wie Joachim im Interview erwähnt, mag er die abgelegenen Orte und Gebiete Islands selbst sehr, eine Ansicht, die ich gerne mit ihm teile. In seinem Buch hat Joachim viele aktuelle Themen Islands aufgegriffen, es geht unter anderem um verkaufte Fischquoten, um Abwanderung, um Touristen aus aller Welt, um in Island arbeitende Osteuropäer, um Drogen… Er sieht eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem, vom Aussterben bedrohten Raufarhöfn mit Bündner Bergdörfern, er ist im Graubünden aufgewachsen.
Im Buch Kalmann geht es auch um Tiere. Zum einen sind es die Eisbären, die manchmal mit dem Treibeis nach Island kommen. Diese waren schon in den Kindergeschichten Nonni und Manni von Jon Sveinsson (Wikipedia) ein Thema. Dann ist der Polarfuchs zu erwähnen, welcher der Halbinsel Melrakkasletta den Namen gab. Am wichtigsten aber ist der Grönlandhai. Kalmann hat von seinem Grossvater gelernt Haie zu jagen und stellt dann auch selbst fermentierten Hai, Gammelhai oder auf isländisch Hakarl her. Im Buch erfährt man so einiges über den Haifischfang und die Verarbeitung. In Island wird Hakarl als Delikatesse bezeichnet, auch wenn die Stücke grauenhaft stinken und nur zusammen mit Brennivin Schnaps essbar sind. Auf jeden Fall werde ich nun jedes Mal, wenn ich Hakarl verzehren muss, an Kalmann, den Haifischjäger denken.