Bereits seit Ende Januar ist im Kunsthaus Zürich die Ausstellung „Symbiotic Seeing“ von Olafur Eliasson zu erleben. Diese hat der dänisch-isländische Künstler exklusiv für diesen Anlass geschaffen und für das Kunsthaus konzipiert. Die Ausstellung ist in der Tat ein Erlebnis und sie nur zu sehen, wäre eine falsche Umschreibung. In der ersten Etage des Kunsthauses tritt man nicht durch eine Tür, sondern durch einen Vorhang in die Ausstellungsräume, von welchen die meisten dunkel sind, damit die Ausstellungsobjekte und Projektionen besser wirken. Das Licht ist ein zentrales Element, Farben, Geruch und zischender Dampf kommen dazu. Olafur Eliasson hat als Thema, das Verhältnis von menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren auf der Erde gewählt, welches aktueller nicht sein könnte. Er will aufzeigen, dass wir nicht nur über den, von uns verursachten Klimawandel nachdenken, sondern die Position des Menschen als Teil eines grösseren Systems verstehen. Für Olafur Eliasson sollten andere Formen des Zusammenlebens von Menschen und anderer Spezien auf der Erde geschaffen werden, welche auf Symbiose und Koexistenz beruhen anstatt auf Konkurrenzkampf. Für Besucher ist es empfehlenswert, sich für die einzelnen Räume genügend Zeit zu lassen, und vor allem in Raum 2 zu verweilen. Dort lassen Laser, Nebelmaschine und Lüftungsanlage über den Köpfen der Betrachter winzige Strudel und Strömungen entstehen. Der Nebel reagiert auf Körperwärme und Bewegungen der darunterstehenden Menschen. Die spezielle Atmosphäre wird von Tönen untermalt, welche von einem cellospielenden Roboterarm erzeugt werde, eine Art Fingerzeig auf künstliche Intelligenz. Die Musikinszenierung stammt von der Isländerin Hildur Gudnadottir, welche dank verschiedener Awards für ihre Filmmusiken Weltruhm erlangt hat.
Aber auch andere Teile der Ausstellung verblüffen, wie zum Beispiel das Algenfenster in einem Durchgang, bei welchem die trendigen Foto-Glaskugeln so eingesetzt sind, dass man diese sowohl als Betrachter, als auch als Akteur erleben kann.
Die „Research Wall“ am Ende der Ausstellung ist eine Art Pinnwand des Künstlers mit verschiedensten Überlegungen und Nachforschungen und er entlässt damit den Besucher nachdenklich in die aktuelle Zeit und Welt.
Olafur Eliasson wurde 1967 in Kopenhagen geboren, hat isländische Wurzeln und verbrachte seine Kindheit in Hafnarfjördur. Später studierte er an der Kunstakademie in Kopenhagen. Olafur Eliasson widmet seine Kunst vor allem physikalischen Phänomenen aus der Natur. Die Werke des nun in Berlin lebenden Künstlers, sind vielerorts auf der Welt zusehen. Er hat auch die Fassade des 2011 eröffneten Konzerthauses Harpa in Reykjavik entworfen. Inspiriert von den unterschiedlichen Lichtstimmungen auf seiner Heimatinsel, gestaltete der die wabenartige Struktur aus speziellem Glas, welches je nach Wetter auf die wechselnden Tageslichtfarben reagiert. Für Harpa erhielt Olafur 2013 zusammen mit den dänischen Architekten den bedeutendsten europäischen Architekturpreis. (Der Besuch von Harpa sollte bei keinem Islandbesuch fehlen.) Ob das Kunstwerk „Weather Orb“ auf die Harpa-Fassade anspielt?
Der sozial und ökologisch engagierte Künstler ist im Dialog mit Politikern und Nichtregierungsorganisationen und wurde 2019 zum UN Botschafter für den Klimaschutz ernannt. Beitrag von TV SRF Kulturplatz vom 22. Januar 2020.
Die Ausstellung Symbotic Seeing von Olafur Eliasson ist im Kunsthaus Zürich noch bis zum 22. März 2020 zu erleben und unbedingt empfehlenswert!
Update: Hildur Gudnadottir gewinnt Oskar
Kurz nach Veröffentlichung des Beitrags zur Ausstellung von Olafur Eliasson gewann die Isländerin Hildur Gudnadottir den Oskar für die beste Filmmusik, welche sie für den Film Joker schrieb (Trailer). Dieser Oskar geht in die Geschichte ein, seit zwanzig Jahren ist es der erste Sieg einer Frau. Best of Iceland gratuliert Hildur herzlich. Mindestens so schön wie der Oskargewinn selbst, war die Dankesrede, der zu Tränen gerührten Komponistin und Cellistin. Sie rief darin alle Frauen auf, ihre Stimmen zu erheben.
So ist es aktuell nicht weiter verwunderlich, dass nun alle Hildur für sich beanspruchen wollen, die Isländer sind unglaublich stolz, in den Westfjorden erinnert man sich an ihren Ururgrossvater, welcher in Hornstrandir lebte, die Deutschen bezeichnen sie als Wahl-Berlinerin und die Schweizer haben wie oben beschrieben, ihre Klänge zur Zeit im Kunsthaus Zürich.