In Island lockt vor allem die Natur, aber auch die die Kultur hat viel zu bieten! Während der Wintermärchenreise in den Norden haben wir diverse spannende und wunderschöne Orte besucht. Einige seien in der Folge vorgestellt.
Bereits im ersten Teil des Reiseberichts wurde der alte Leuchtturm Akranesviti vorgestellt. Er wird 2018 hundert Jahre alt und seine Geschichte liest sich wie ein Märchen.
Ebenfalls einiges wurde auf dieser Webseite bereits über Agnes Magnusdottir geschrieben, welche im Jahre 830 zusammen mit ihrem Partner Fridrik Sigurdsson in jungen Jahren bei Thristapar im Vatnsdalur als letzte Personen in Island hingerichtet wurde. Die Geschichte erschien als Roman Das Seelenhaus, recherchiert und verfasst von der Australierin Hannah Kent und in Kürze dürften die Filmaufnahmen zu Burial Rites starten. Einige Zeit nach der Hinrichtung wurden die sterblichen Reste von Agnes und Fridrik bei der Kirche Tjörn auf der Halbinsel Vatnsnes und nahe des Tatort Illugastadir begraben und ruhen dort für immer.
In Siglufjördur an der Spitze der Halbinsel Tröllaskagi leben die früheren Zeiten wieder auf, wenn man das Heringsmuseum der Stadt besucht. Alles erinnert an die vergangenen, silbernen Heringsjahrzehnte von 1900-1960. Die Gebäude des Museums sind renoviert aber stammen aus der Heringszeit. Im Bootshaus sind einige Boote ausgestellt, im Maschinenhaus kann man versuchen nachzuvollziehen, wie die einzelnen Maschinen funktioniert haben, draussen könnte man gleich den Hering salzen, wenn welcher an Land gebracht würde und im roten Haus besucht man Büro und Schlafkammern der Salzerinnen und der Fischer. Für den Besucher ist leicht nachzuvollziehen, wie einfach die Leute untergebracht waren und doch deutet einiges darauf hin, dass neben der harten Arbeit auch das Vergnügen Platz fand. Nach dem Verlassen dieser Räume, wartet man förmlich darauf, dass Fischer und Arbeiterinnen gleich zurückkehren werden. Es ist nicht verwunderlich, dass das Heringsmuseum 2004 als das beste Industriemuseum Europas ausgezeichnet wurde. Siglufjördur ist aber nicht nur wegen des Museums einen Umweg von der Ringstrasse wert!
Das älteste Haus in Akureyri stammt von 1795. Das „Laxdalshus“ zeigte sich anfangs März ganz winterlich mit Eiszapfengirlanden. Das dunkle, mit Teerfarbe versehene Holzhaus stand zur Bauzeit direkt am Meer. Allerdings war das Ufer so steil abfallend, dass man mit den Schiffen nicht direkt anlanden konnte. Man musste Waren mit Boten an Land holen. Die Küstenlinie verlief hier fast durch das ganze 19. Jahrhundert. Das Laxdals-Haus erhielt seinen Namen nicht von seinem Erbauer Johan P. Hemmert, dem Manager einer der grössten dänischen Handelsgeschäfte in Akureyri, sondern vom späteren Direktor der Handelsgesellschaft, von Eggert Laxdal. 1827 wurde das Haus als Archiv und Stadtbibliothek genutzt, Bücher konnten hier gratis ausgeliehen werden. 1943 kaufte die Stadt Akureyri das Haus um obdachlose Leute unterzubringen. Es ist nicht einfach, sich vorzustellen, dass in diesem Gebäude damals 22 Personen wohnten. Seit 1978 steht das Laxdalshus unter Heimatschutz und wurde 1984 nach einer umfassenden Renovation wieder eröffnet. Seither fanden darin verschiedene Anlässe statt. Im Garten steht eine alte ehrwürdige Eberesche.
Im südlichen Teil des Eyjafjördur sind diverse Kirchen verschiedenen Alters zu finden. Auffällig ist das verhältnismässig grosse Gotteshaus Grund. Im 13. Jahrhundert wohnten hier Mietglieder der mächtigen Sturlunger-Sippe und im 16. Jahrhundert Tochter Thorunn des letzten katholischen Bischofs Jon Arason. Die einzigartige Holzkirche stammt von 1905. Damals wollte der Bauer Magnus Sigurdsson die grösste Kirche im Eyjafjördur bauen und holte sich dazu die besten Zimmerleute. Das verwendete Holz trocknete Magnus vorgängig in seinem Wohnhaus.
Saurbaerjarkirkja ist der sechs letzten erhaltenen Torfkirchen Islands und liegt weit hinten auf der Westseite des Eyjafjördur beim gleichnamigen Hof am Fusse des Hleidargardsfjall. Die Kirche wurde 1958 mit Wänden aus Grassoden und Stein gebaut, das Dach ist mit Gras bedeckt, das Innere der Kirche wurde mit Holz ausgekleidet. Wie alle Kirchen dieser Art, hat auch Saurbaer keinen Kirchturm und die beiden Glocken hängen ganz typisch am Vordergiebel. Ende des 12. Jahrhunderts befand sich an diesem Ort für kurze Zeit ein Kloster. Heute gehört die Kirche zum Isländischen Nationalmuseum. Im Sommer kann die Kirche zu den Öffnungszeiten (nachmittags) besucht werden, genau wie das gleich daneben liegende Museum, weches eine einzigartige Sammlung von kleinen Dingen beherbert. Sverrir Hermannsson war gelernter Tischler und sammelte über Jahrzehnte Kleinigkeiten wie Knöpfe, Türklinken, Tintenfässer und viele weitere Dinge des täglichen Gebrauchs. Das Museum ist im ehemaligen Gemeindehaus untergebracht.
Vidimyrarkirkja. Auf dem Weg Richtung Süden stoppten wir bei einer weiteren Torfkirche. Die Kirche von Vidimyri ist ein besonderes Juwel und dient noch heute als Gemeindekirche. Sie liegt unweit von Varmahlid im Skagafjördur. Vidimyri war bereits zur Zeit der Wikinger ein wichtiger Ort und Mitglieder der Sippe der Sturlunger lebten hier. Selbst Snorri Sturluson selbst soll um 1220 hier gewesen sein. Seit der Einführung des Christentums stand hier eine Kirche. Das heutige Gotteshaus wurde 1834 gebaut. Einzelne Teile im Innern der Kirche sind viel älter. Die Glocke stammt von 1630. Das Friedhofstor wurde 1936 im Rahmen einer Renovation erstellt.,Weitere Reparaturen und Renovationen waren 1976 und 1997/98 notwendig. Die Aussenwände der Kirche bestehen aus Grassoden, welche ab und zu erneuert werden müssen. Der Torf stammt aus dem Skagafjördur wie auch das Holz im Innern der Kirche. Es ist immer noch das ursprüngliche Treibholz, welches man an der Küste im Skagafjördur gesammelt hatte. Im Sommer lohnt sich gegen eine kleine Gebühr ein Besuch im Innern der Kirche (Juni-August, 9 bis 18 Uhr). Es ist eindrücklich mehr über die frühere Sitzordnung zu erfahren. Die Frauen hatten auf der Nordseite der Kirche Platz zu nehmen, die Männer sassen im Süden. Die Armen mussten sich die hinteren Reihen teilen, die Reichen durften vorne beim Altar sein. Man hatte vor Jahren Pläne, diese Torfkirche abzureissen und durch eine Betonkirche zu ersetzten. Glücklicherweise konnte dies Matthias Thordarson, der Direktor des Isländischen Nationalmuseums verhindern. Später wurde diskutiert, ob man die Vidimyrarkirkja ins UNESCO Kulturerbe aufnehmen soll. Aber das heutige Farmhaus stammt nicht aus derselben Zeit und müsste deshalb verschwinden. Somit war das Thema schnell vom Tisch.
Während unserer Reise hätten wir noch weitere Zeugen aus alter Zeit besuchen können, wie zum Beispiel die Torfkirche von Gröf, welches die Älteste ihrer Art ist und in der Nähe von Hofsos steht. Aber wir waren nicht nur auf alten Spuren unterwegs und wir haben auch noch etwas für die Zukunft aufgespart. Natürlich gäbe es noch viel mehr zu berichten, der erste Teil zu den verschiedenen Wintergesichtern und der zweite Teil über die Jagd auf Nordlichter wurden vor kurzem aufgeschaltet. Jetzt aber schauen wir vorwärts auf die Sommertouren und planen im Kopf den nächsten Winter.