Diese Woche sind es 45 Jahre seit dem Vulkanausbruch auf der Insel Heimaey, welche zu den Westmännerinseln gehört. Der neuzeitliche Ausbruch, sowie die Rettungsmassnahmen sind gut dokumentiert und wurden in vielen Geografiebüchern zum Thema Vulkanismus als Musterbeispiel gewählt. Heimaey gehört zur östlichen Vulkanzone Islands und liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, der Island von Norden nach Südwesten durchläuft. Aber was genau geschah vor 45 Jahren? Kurz nach Mitternacht des 23. Januar 1973 begann der Ausbruch fast ohne Vorwarnung. Nach nur wenigen, nicht sehr starken Erdbeben am Vortag schossen direkt hinter dem gleichnamigen Ort Heimaey schossen plötzlich hohe Lavafontänen in die Höhe und Lavaströme erreichten die ersten Häuser bald. Pyroklastisches Material (vulkanisches Auswurfmaterial wie Asche, Lapilli, Bomben) regnete auf die Stadt und über die Insel. Es war ein grosses Glück, dass dank schlechten Wetterbedingungen die ganze Fischereiflotte im Hafen lag und die ungefähr 5000 Bewohner von Heimaey noch in der selben Nacht nach Island evakuiert werden konnten. Dank vorher ausgearbeiteter Notfallpläne ging alles sehr schnell. Der Ausbruch begann um 01.55 Uhr, bereits um 02.30 Uhr verliessen die ersten Schiffe die Insel Richtung Thorlakshöfn. Zuerst hatte sich eine zwei Kilometer lange Spalte direkt hinter der Stadt geöffnet, später konzentrierte sich die Aktivität auf eine Öffnung, welche ungefähr 800 Meter nördlich des Helgafell-Kraters lag, ebenfalls nahe der Stadt. Ungefähr hundert Kubikmeter Lava und Pyroklastika wurden während der ersten Tage pro Sekunde gefördert! Innerhalb von zwei Tagen entstand ein hundert Meter hoher Vulkankegel, der zuerst Kirkjufell (Kirchenberg) genannt wurde, weil dort eine Kirche gestanden hatte. Die Isländer der Hauptinsel akzeptierten diesen Namen aber nicht und tauften den neuen Vulkan Eldfell (Feuerberg). Der Schlackenkegel wurde schlussendlich 200 Meter hoch, eine dicke Ascheschicht von sechs bis acht Meter bedeckte die Insel und die Häuser. Die Lava und Pyroklasten zerstörten oder beschädigten die Gebäude von Heimaey. Anfangs Februar nahm der vulkanische Regen auf die Stadt etwas ab, aber die Lavaströme zerstörten die von Island kommenden Stromkabel und Wasserleitungen. Auch drohten sie den geschützten, natürlich Hafen zuzuschütten, was eine wahre Katastrophe gewesen wäre, da Heimaey vor allem vom Fischfang lebt(e). Die Idee kam auf, man könnte versuchen, den Lavastrom, der sich direkt neben dem Ort zum Meer wälzte, mit kaltem Meerwasser abzukühlen und zum Stillstand zu bringen und bestellte in aller Eile Pumpen bei den Amerikanern. Der Versuch gelang tatsächlich und mit der neuen Lava gewann Heimaey 1973 nicht nur an Landfläche sondern auch einen noch besseren Hafen. Schon während des Ausbruchs setzten Männer über zur feuernden Insel um Habseligkeiten aus den Häusern zu retten. Der Ausbruch dauerte ein knappes halbes Jahr bis zum 4. Juli 1973. Genau 30 Jahre später besuchte die Verfasserin des Artikels diese Insel und landete mitten in den Festivitäten. Hier also lag alles, was in den Schulbüchern berichtet und gezeigt wird und wovon sie während ihrer zwanzigjährigen Tätigkeit als Lehrerin immer wieder erzählte, vor ihren Augen. Es war ein unvergesslicher Augenblick!
Der Ausbruch und die Rettung der Menschen sind wirklich ein Musterbeispiel des Vulkanismus. Ein einziger Mensch verlor 1973 in Heimaey sein Leben, als er versuchte in einem Keller etwas zu holen. Man munkelt, er suchte nach Alkohol. Er atmete zu viele giftige Gase ein. Nicht gerettet werden konnten damals die Tiere der Insel. Als der Ausbruch aufhörte, kehrten die Leute nach und nach zurück. Vor dem Ausbruch lebten ungefähr 5000 Personen auf Heimaey, anfangs 2017 waren es knapp 4300. Die Stadt wurde von der Ascheschicht befreit und man renovierte im Laufe der Zeit die beschädigten Häuser. Einige Gebäude, die stark beschädigt waren, liess man als Zeitzeugen stehen. Das oft abgebildete Haus Blatindur (siehe Fotogalerie unten) ist mittlerweile eingestürzt. Ungefähr hundert Häuser wurden definitiv begraben und zerstört. Ihnen und der Geschichte des Ausbruchs widmet sich das neue Museum Eldheimar direkt bei den heutigen Ausgrabungsstätten, welches sehr empfehlenswert und eindrücklich ist. Im Museum, bei der Wanderung auf den Krater Eldfell und durch die neue, unwegsame Lava begreift man, weshalb Heimaey oft als „Pompeji des Nordens“ bezeichnet wird.
Bei einem Islandbesuch, sollte man wenn möglich auch einen Abstecher auf die Westmännerinseln planen, das heisst die Insel Heimaey besuchen. Seit einigen Jahren gibt eine die kurze Fährverbindung ab Landeyjarhöfn, welche 35 Minuten dauert. Alternativ kann man Heimaey mit Eagle Air ab dem Inlandflughafen Reykjavik in 25 Minuten erreichen und erhält erst noch einen tollen Blick auf die beiden Krater, den 5000 Jahre alten Helgafell und den 45 jährigen Eldfell. Ein Fahrzeug braucht man auf der Insel nicht zwingend. Die Insel ist gerade mal 13,4 Quadratkilometer gross und mit nur gerade sechs Kilometer Strasse. Die Fähre legt direkt bei der Stadt Heimaey an und auch der Krater Eldfell ist gut zu Fuss erreichbar. In einigen Abschnitten ist es sehr steil und man ist daran markierte Wege bereit zu stellen, damit die Leute nicht überall hochkraxeln. Es gibt Busbesitzer, welche Rundfahrten anbieten. Bei ruhigem Meer sei eine Bootstour um die Insel mit musikalischer Darbietung in einer Lavahöhle dringend empfohlen. Im Sommer werden die Westmännerinseln von vielen Papageitauchern heimgesucht. Allerdings geht der Bestand dramatisch zurück. Im Naturmuseum arbeitet der bekannteste Spezialist, welcher die jährlichen Veränderungen der Population auf Island wissenschaftlich verfolgt. Jährlich zieht es am ersten Augustwochenende zehntausende, vor allem jüngere Menschen nach Heimaey, wenn das alljährliche Musikfestival Thjohatid stattfindet. Dieses fand 1874 zum ersten Mal statt. Die Isländer feierten damals 1000 Jahre Landnahme und die Bewohner von Vestmannaeyjar konnten damals wegen schlechtem Wetter nicht auf die Hauptinsel übersetzen und feierten zu Hause. Schlechtes Wetter kann auf den Westmännern vorkommen, auf Heimaey liegt die windigste Wetterstation Islands und macht das Reisen hier ab und zu schwierig oder unmöglich. Nichtsdestotrotz, man sollte Heimaey wenn möglich einen Besuch abstatten!