Am diesjährigen Arctic Circle (Polarkreis-) Treffen, welches aktuell in Reykjavik statt findet, betonen die meisten Redner ihre Sorge um die fortschreitende Klimaerwärmung und die Gletscherschmelze in den arktischen Regionen. Auch versucht man darzustellen, welche Veränderungen diesen Gebieten bevorstehen.
Tomas Johannesson, der Leiter des Gletscherforschungsteams des Meteorologischen Instituts Island hat die berechneten und vermuteten Resultate an der Arctic Circle Konferenz vorgestellt.
Er betont, dass die Klimaerwärmung nicht überall gleich gross ist. Auf der nördlichen Hemisphäre hat die Temperatur im Durchschnitt seit 1980 um weniger als 1°C zugenommen, während der Anstieg in Spitzbergen 3-4°C, in Grönland mehr als 2°C und in Island etwas mehr als 1,5°C beträgt. Neben Grönland ist die Temperaturzunahme auch in Alaska, Nordkanada und Sibirien gross. Die Erwärmung schreitet auch viel schneller als erwartet voran, wie das Beispiel Grönland zeigt. Dort steigen die Temperaturen ausgeprägt seit der Mitte der 1990er Jahre. Es kann sein, dass sich der Temperaturanstieg wieder verlangsamt, wie dies in früheren Perioden der Fall war. Aber es besteht die Gefahr, dass die Temperaturen in den Arktischen Regionen um das Doppelte ansteigen als in anderen Gebieten der Welt, was auch bedeuten würde, dass in der Arktis inklusive Island völlig andere Bedingungen für Pflanzen und Tiere herrschen würden.
Johannesson fürchtet, dass die Temperaturen in Island bis Ende des Jahrhunderts um 2-3°C ansteigen werden, eventuell nur 1-2°C, wenn radiale Massnahmen gegen den Treibhauseffekt unternommen werden.
Die Gletscher sind ein gutes „Thermometer“ für die globale Erwärmung. So ist zwischen 2009-14 in Grönland doppelt so viel Eis geschmolzen als 2003-09 und in der Antarktis dreimal so viel! Kleine Gletscher, wie der Vatnajökull, Gletscher in Alaska und Patagonien liessen den Meeresspiegel um 0,5-1mm pro Jahr ansteigen, während der Grönländische Eisschild nun 1mm pro Jahr zuliefert, vor kurzem waren es noch 0,5mm. Die Grönländische Gletscherschmelze ist 30 mal grösser als die Isländische. Würde der Vatnajökull so schnell schmelzen wie das Gröndländische Eis, wäre er schon in 10 Jahren verschwunden.
Die grössten Veränderungen sind dort festzustellen, wo Eis ins Meer abbricht. Weniger Packeis bedeutet eine kleinere Sonnenlichtreflexion. Das Meerwasser wirft weniger Sonnenlicht zurück und erwämt sich. Die zu erwartenden Veränderungen für Island sind gemäss Johannesson Landschaftsänderungen an den Gletscherlagunen, -rändern und -flüssen. Einzelne Lagunen können verschwinden, andere neu entstehen. Die Sedimente können sich setzen, Gletschergewässer verfärben sich und dies kann Folgen für den Fischbestand haben. Aber der grösste Faktor dürfte der Landanstieg sein, wenn der Druck des Eises zurückgeht. Dies wirkt sich wiederum auf die Küstelinie und -erosion aus. So wird zum Beispiel der Hafen von Höfn schon jetzt seichter. In Grönland hingegen wird der Meeresspiegel nicht so viel ansteigen wie anderswo auf der Welt, da die Landerhebung ausgleichend wirkt und auch in Island wird dieser wahrscheinlich weniger stark steigen.
Eine Studie zeigt, dass Langjökull, Hofsjökull und Teile von Vatnajökull in 200 Jahren verschwunden sein könnten, was anscheinend bereits in den Infrastrukturplanungen berücksichtigt wird. Beim Wasserkraftwerk Karahnukar kann jetzt mehr Strom produziert werden, als man vorher berechnet hatte. Die schmelzenden Gletscher werden Auswirkungen haben auf die Landschaft, den Tourismus und viele andere Faktoren und werden eine grosse Herausforderung für die Planer sein.
Die Zukunft wird zeigen, welche Folgen die Erwärmung für Tourismusmagnete wie die Gletscherlagune Jökulsarlon, den Solheima- und Svinafellsjökull und den neuen Eistunnel im Langjökull haben wird. Eventuell ist dies ein Grund den einen oder anderen Ort möglichst bald zu besuchen, z.B. auf der Osterreise Heisse Quellen und blaues Eis.
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