Austernfischer mit Elfenstatus

Brütender Austernfischer bei Ytri Tunga. 30.05.2022

Bekanntlich legen die Austernfischer ihre Eier zur Brutzeit immer wieder an Orten, wo diese, sowie die Jungvögel und sie selbst äusserst gefährdet sind. Jüngst suchten sich ein Austernfischerpaar eine Baustelle aus und liess sich nicht vertreiben. Auf der Baustelle wurde entsprechend Rücksicht genommen, was sonst höchstens für Steine gilt, in denen Elfen vermutlich wohnen. Bereits früher wurde auf dieser Webseite auf das spezielle Verhalten der Austernfischer berichtet, pflegen sie im Frühling ihre Eier in losen Untergrund auf den Boden zu legen, egal ob am Strassenrand, bei einer Hoteleinfahrt oder wie kürzlich an einem viel begangenen Wegesrand. Gemäss einem Bericht des isländischen Newsportals Grapevine suchte sich ein Paar das Gelände bei Kjalarnes nördlich von Reykjavik aus, wo zur Zeit die Strasse verbreitert wird. Ganz einfach lassen sich auf der Baustelle im lockeren Untergrund einige Steinchen beseitigen und fertig ist das Nest! Vergeblich versuchten die Bauarbeiter den Austernfischer noch bevor Eier gelegt waren, klar zu machen, dass sie hier nicht brüten könnten, aber sie waren nicht erfolgreich. Das Vogelpaar blieb stur beim vorbereiteten Nest. Die zeitlichen Baupläne wurden darauf hin angepasst, man entschied rund um den Nistplatz zu graben, aber liess das Nest bestehen. Dort legten die Austernfischer ihre Eier, begannen zu brüten und schienen sich auch an den grossen und lauten Baumaschinen nicht zu stören. Vermutlich sind die Jungvögel jetzt bereits geschlüpft und spazieren nun mit ihren Eltern auf der  Baustelle herum bis sie fliegen können. Solche Anpassungen beanspruchen üblicherweise in Island nur die Elfen! So versucht man bei Bauvorhaben abzuklären, ob genau an der Stelle, wo gebaut worden soll, Elfen in einem Stein wohnen könnten, den man verlegen oder wegsprengen müsste. Das verborgene Volk will man aber nicht verärgern, da man unvorhersehbare Konsequenzen fürchtet und passt allenfalls die Baupläne an, wenn dies möglich ist.  So hat man bereits die Strassenführung wegen einer möglichen Elfenpräsenz um einen Stein herum geleitet oder sogar vom Bau ganz abgesehen. Vielleicht gab es dazu aber noch weiteren Anlass? Bei den Austernfischern ging es nur um eine zeitliche Bauverzögerung beim Nistplatz. Grundsätzlich ist das Verhalten des Brutpaares hier sehr gefährlich, da sie oder ihre Küken jederzeit von einer Maschine überrollt werden könnten. Ähnliches beobachteten wir unlängst am Strand Ytri Tunga auf dem Weg zu den Robbensteinen. Ein Austernfischer pfiff aufgeregt, als wir vorbei gingen, aber flog nicht weg. Er bewegte sich auffällig nahe am vielbegangenen Weg, so dass ich die Kamera zückte und mich nach ihm umdrehte. Als keine weiteren Leute mehr folgten, setzte sich der Vogel gerade an einer Stelle hin und erst da entdeckte ich ein Ei. Der Austernfischer, vielleicht war es das Weibchen, stand bald wieder auf und gab den Blick auf drei Eier frei. Rund um hatte es etwas grössere, kreisartig formierte Steine, aber es war nicht zu erkennen, ob diese schon vorher da lagen oder von Passanten hingelegt wurde, damit niemand auf die Eier treten würde.

 

Wenige Tage vorher zeigte sich eine ganze Austernfischerfamilie  am Strassenrand von Olafsvik und es ist zu hoffen, dass alle vorbeifahrenden Autos diese ebenso entdeckten und nicht überfahren haben. Automobilisten und Fussgänger, lasst bitte Vorsicht walten!

 

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.