Der Sonnensturm mit seinen Nordlichtern

Dank dem Sonnensturm gab es fantastische Nordlichter an der Küste von Keflavik. 28.02.2023

Eigentlich wurde auf dieser Webseite bereits viel zu Nordlichtern geschrieben, aber der Sonnensturm von Ende Februar 2023 lässt mich das Thema wieder aufgreifen. Viele Medien berichteten über das aussergewöhnliche Ereignis, denn die vom gewaltigen Sonnensturm ausgelösten Polarlichter konnten nicht nur in Nordeuropa, sondern bis weit nach Süden beobachtet werden, so auf den Britischen Inseln, in Dänemark, Holland und auch in Deutschland. Auf der Südhalbkugel gab es Meldungen aus Tasmanien über Aurora Australis. Man mag es beim Nordlichtoval (oben rechts in der Nordlichtapp-Collage) auch erkennen. Die Bilder in den Medien zeigen von südlicheren Breiten vor allem die rote Farbe, da diese in einer Höhe von ca. 200 im erscheinen (siehe auch den Webseitenbeitrag vom 02.10.2022).

Collage von Nordlichtapp-Screenshots. Links Aurora Pro, rechts (weiss) Aurora Forcast Webseite, rechts unten Solar Monitor. 27.02.2023

Rot war nicht nur die Farbe in den erwähnten Ländern, sondern dominierte auch die Grafiken in den Nordlichtapps am 27. Februar, häufig ist alles eher im grünen Bereich. Aber je rot, desto besser! Die App Aurora Pro garantiert 100 Prozent Wahrscheinlichkeit der Beobachtung mit einem hohen Kp-Index von 6.33, nicht perfekt in Südisland war die Wolkenabdeckung. Die Webseite Aurora Forecast zeigt ein tief rot eingefärbtes Nordlichtoval, Island mittendrin! Die Geschwindigkeit der elektrisch geladenen Teilchen ist sehr hoch, die Messungen des Magnetfeldes von Leirvogur schlagen heftig aus, je mehr desto bessser! Die App Solar Monitor zeigt jeweils vergangene Kp-Werte an, für viele Stunden war auch da alles rot. Mehr Theorie zu den Nordlichten und deren Gefährlichkeit wurde kürzlich in Einstein im Schweizer Fernsehen gezeigt, wie hier berichtet wurde.

Aber neben aller Theorie gilt es die Schönheit der Polarlichter nicht zu vernachlässigen. Gemäss diversen Medien haben sogar Piloten spontane Schleifen geflogen, um den Passagieren auf beiden Seiten im Flugzeug dieses Spektakel am Himmel zu zeigen. Am Erdboden gab es auch den Dank den Vorwarnungen viele Augenzeugen und eine unendliche Menge an tollen Fotos auf den sozialen Medien.

Aber wie erging es mir persönlich? Die Wolkenvorhersage für Südisland, wo ich mich befand, war nicht sehr ermutigend, während für Nord- und Ostisland ein wolkenfreier Himmel angezeigt wurde. Dorthin zu fahren war keine Option, aber mit Kenntnis der isländischen Wetterregel – wenn dir das Wetter nicht passt, dann warte ein paar Minuten – wollte ich nicht klein beigeben. Ich fuhr nach Vogar, wo ich wusste, dass ich auch Windschutz finden würde, denn kein Stativ würde bei so heftigen Böen ruhig bleiben. An die Hauswand gepresst, verfolgte ich den Kampf zwischen Wolken und Nordlichtern und war dankbar, dass sich doch für eine Weile eine Wolkenlücke öffnete. Die tiefrote Farbe aber durfte ich nicht wie andernorts sehen, ich hatte das Glück im vergangenen September. Das Timelaps Video aus ungefähr 250 Bildern von 20 Minuten lässt die Geschwindigkeit von Wolken und Nordlichtern hoffentlich etwas erahnen.

Die Geschwindigkeit der Polarlichter war auch ein Thema vom darauffolgenden Abend des 28. Februar. Bereits tagsüber meldeten sich die Nordlichtapps immer wieder mit Alarmen, aber ich musste ja packen, wollte mein Gepäck zum Abend-CheckIn zum Flughafen bringen. Das tat ich dann auch, nahm auch Kamera und Stativ mit und überlegte mir im Vorfeld, wo ich es versuchen würde. Der Gedanke eines Spiegelbildes im Meerwasser lockte und ich entschied mich in Keflavik für die beiden Steinskulpturen Steinn und Steggja, welche jedem Wetter trotzend ins Meer hinausschauen. Etwas verwundert war ich doch, dass dort kein Mensch zu sehen war, mich freute es natürlich. Um 21 Uhr machte ich das erste Bild mit Steinn, Steggja, den beleuchteten Klippen und zwei grünen Nordlichtstreifen – wir waren also drei Beobachtende.

Nordlichtbeobachtende Steinskulpturen Steinn und Steggia in Keflavik. 28.02.2023

Praktisch war die Metallplattform zwischen den beiden Steinfiguren und glücklicherweise  wehte auch nur ein schwacher Wind. Am Wunschort installiert, fragte ich mich, ob nun mehr kommen würde und vor allem wo. Die Antwort wurde schnell geliefert, die Nordlichter begannen sich zu tanzen, sich zu teilen und dann förmlich zu explodieren. Sie waren kräftig, grün mit weiss und pink und vor allem rasend schnell unterwegs! Ich reduzierte an der Kamera die Belichtungszeit von zwei auf ein Sekunden, danach sogar auf 0,6 Sekunden. Die elektrisch geladenen Teilchen mussten mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs gewesen sein, denn selbst bei ganz kurzer Belichtungszeit, wo man sonst oft mehrere Sekunden hat, wurden die Bilder nicht ganz scharf. Es war auch kaum Zeit an den Kameraeinstellungen Änderungen vorzunehmen. Plötzlich erstrahlte alles über dem Kopf, wo auch der Mond zu sehen war. Nach ungefähr zehn Minuten reduzierte sich alles wieder zu einem schwächeren Grün in östlicher Richtung. Zeit zusammenzupacken und mir einen kurzen Schlaf vor dem frühen Rückflug zu gönnen. Dankbar betrachtete ich später die Bilderausbeute, eben nicht ganz scharf, teils aber mit dem erhofften Spiegelbild. Wiederum hatte ich das Glück auf meiner Seite, die Nordlichter tanzten nochmals heftig, farbig, zur richtigen Zeit am erhofften Ort! Geniesse die Bildergalerie:

Die Wissenschaft sagt bereits jetzt eine hohe Sonnenaktivität für die kommenden Monate und Jahre voraus. Wer gerne Nordlichter sehen möchte, gönne sich die Chance. Wir haben immer wieder passende Reiseangebote zwischen September und März/April und natürlich gibt es auch die Möglichkeit von Privattouren. 

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