Eiderentennester nach der Überflutung bei Sandgerdi

Gut getarnte, brütende Eiderente in einem Nest der Farm Nordurkot bei Sandgerdi. 28.05.2022

Der Nebenstrasse von Sandgerdi nach Hvalsnes im Nordwesten der Halbinsel Reykjanes fahre ich gerne entlang, im Herbst, im Winter, vor allem aber im Frühsommer, wenn die Eiderenten brüten. Anfangs März sah es dort ganz anders aus als sonst, auf weiter Strecke zeigte sich eine Seenlandschaft, welche durch die Sturmflut anfangs Monat entstanden ist. Betroffen war und ist auch die Eiderentenfarm Nordurkot, eine der grössten Nestplätze Islands. Was werden die Folgen für die Brutsaison der Eiderenten und für die Eiderfarmer sein? In den Medien wurde darüber berichtet, wie bei RUV.

Das Gelände ist nicht ganz flach und es gibt einige niedrige Hügel im Gebiet, welches im Sommer durch einen feinmaschigen Zaun von der Strasse getrennt ist. Aber ein beachtlicher Teil der Farmfläche liegt ungefähr auf Meereshöhe oder gar noch etwas tiefer und dort bildeten sich bei den denkbar ungünstigen Bedingungen salzige Meerwasserseen liegen. Gleich mehrere Faktoren liessen es soweit kommen. Zum einen wehte ein heftiger Südwestwind, welcher die Wellen genau Richtung Nordurkot und Sandgerdi trieb. Zusätzlich herrschte Neumond, was zu einem grösseren Gezeitenunterschied führt. Liegen Sonne, Mond und Erde auf einer Linie wie bei Voll- und Neumond, ist der Meeresspiegel bei Flut höher, kombiniert mit der erwähnten Windrichtung ergab sich für die nach Westen gerichteten Küstenabschnitte eine bedrohliche Sturmflut, welche das Meer weit ins Land hineinströmen liess. Zudem war der Boden im Untergrund auch noch gefroren und das Wasser konnte schlecht oder gar nicht versickern.

Da die Nestsaison der Eiderenten naht, mussten die Eiderfarmer Sigridur Hanna Sigurdardottir und Pall Thordarson von Nordurkot II nach einer Lösung suchen und schon kurz nach der Flut kauften sie eine Pumpe, die sie auf eigene Kosten betrieben. Die Feuerwehr von Sudurnes stellte etwas später zwei weitere Pumpen zur Verfügung. So gelang es, das Land einigermassen zu trocknen. Sigridur und Pall hoffen, dass die Zahl der Nester auch 2025 wieder gross sein wird. 2024 waren es ungefähr 2300 Nester, von welchen die Eiderdaunen 11 Millionen Isländische Kronen einbrachten, was etwa 75’000 Euros entspricht. Dahinter steckt viel Arbeit bis die Eiderdaunen in Decken, Kissen und weitere Produkte gefüllt werden können. Wie die Farmer den Medien erzählten, kamen in den letzten Jahren immer mehr Eiderenten dazu. Diese werden nicht geholt und eingesperrt, sie kommen von selbst und zwar dorthin, wo sie möglichst sicher brüten können. In Island gibt es seit Jahrhunderten diese wunderbare Tier-Mensch-Beziehung, bei welcher beide Parteien gewinnen. Auf Eiderfarmen sind die Enten recht gut vor Feinden geschützt, die Farmer ernten dafür einmal im Jahr die wertvollen Daunen, tierfreundlicher geht kaum! Sigridur und Pall wissen, die Eiderenten werden ein anderes Brutgebiet suchen und finden, sollte das Land bei Nordurkot für ihren Zweck zu feucht sein. Gemäss den Farmern haben die Wasservögel im Laufe des März bereits begonnen, das Gelände zu inspizieren, kamen an Land und schwammen in den Tümpeln. Es ist zu hoffen, dass das Land genug trocken ist, bis sie wirklich zu nisten beginnen. Ich werde mich auf jeden Fall bei meinem nächsten Besuch vor Ort umschauen, was besser geht, wenn die angriffigen Küstenseeschwalben noch nicht dort sind. Natürlich bleibe ich ausserhalb des Zauns, es ist nicht erlaubt das Brutgelände zu betreten. Die Galerie zeigt  Bilder der Eiderfarm Nordurkot während der Brutzeit vom Mai 2022.

Heftiger Wind kann die wertvollen Daunen wegblasen, wie das Video zeigt.

 

Nach der verheerenden Sturmflut wurden auch andernorts Forderungen laut, den Küstenschutz zu verbessern. Nicht nur diese Eiderentenfarm kam zu Schaden, das Meer überflutete an der Westküste gelegene Strassen, Häuser mussten ausgepumpt werden und es richtete unter anderem auch bei Bauernhöfen und an Golfplätzen grosse Schäden an.

Siloballen treiben im Wasser und es gab Schäden an den Cottages bei Gardur. 05.03.2025

Leider ist die interessante und gute Arte-Reportage Island, die wertvollsten Daunen der Welt für die Schweiz nicht mehr verfügbar, eventuell wird die diese wieder einmal ausgestrahlt? Aber auf Youtube findet man weitere Videos, wie zum Beispiel das verlinkte.

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