Seit dem starken Erdbeben vom 24. Februar wird die Situation auf der Halbinsel Reykjanes im Südwesten Islands mit Spannung beobachtet. Nachbeben sind überhaupt nichts aussergewöhnliches, kurz vermutete man auch, ein Lava-Ausbruch würde sich innert weniger Stunden ereignen und Island rückte ins Licht der internationalen Medien. Bis zum jetzigen Zeitpunkt gab es keinen Vulkanausbruch, aber die Erdkruste ist in Bewegung, auf Reykjanes bebt es häufig, mal stärker, mal schwächer, mehr als 20’000 mal seit dem stärksten Beben. Aber es bebt nicht nur dort, es bebte auch heftig, mit Stärke 8.1 vor der Küste Neuseelands am 4. März!
Erdbeben- und Vulkantätigkeiten interessieren mich seit vielen Jahren, es ist mit ein Grund, dass ich mich zur Geografielehrerin ausbilden liess und auch unbedingt Island besuchen wollte und ich lese noch jetzt vieles, was damit zusammenhängt und versuche die Informationen einzuordnen. Ich bin aktuell selbst in eine Art Alarmbereitschaft versetzt! Es ist bekannt, dass Vulkanausbrüche von Erdbeben begleitet werden, teilweise erhöhte Seismik als Indikator für eine bevorstehende Eruption gilt. Bei Erdbeben gibt es oft Nachbeben und Leute sollten nach einem heftigen Erdstoss nicht sofort zurück in ihre Häuser gehen. Aber mir ist auch schon aufgefallen, dass weltweite Erdbebenmeldungen oft gehäuft kommen. So sind auch jetzt innerhalb verhältnismässig weniger Wochen diverse Meldungen von stärkeren Beben eingegangen. Natürlich bebt die Erde ständig, meist nur schwach, aber dann häufen sich plötzlich stärkere Beben und Vulkanausbrüche kommen dazu. So waren es (unter anderen) ein Erdbeben Ende 2020 in Kroatien, im Januar in Indonesien, im Februar bei den Loyalty Islands von Neukaledonien und bei der japanischen Küste, anfangs März in Griechenland und Neuseeland. Im Februar spuckte der Ätna Lava bis 500 Meter hoch, gerade stösst der Sangay Vulkan in Ecuador eine Aschewolke aus. Vor nicht langer Zeit gab es auch Eruptionen in Guatemala, Japan und Indonesien. Folgt nun auch Island oder nicht? Hängt vielleicht alles zusammen?
Wie im letzten Blogbeitrag beschrieben, ging man in Island zuerst eher von tektonischen Geschehnissen aus, aber mit der Häufigkeit der Beben schlossen die Behörden einen Lavaausbruch immer weniger aus. Die Alarmstufe wurde erhöht, als am Nachmittag des 3. März ein pulsartiger Tremor im Gebiet südlich des Berges Keilir verspürt wurde. Dieser dauerte ungefähr zwanzig Minuten. Der Begriff Tremor stammt aus der Medizin und beschreibt ein beständiges Zittern, dies kann sehr wohl auch bei der Erde der Fall sein. Tremore begleiten oft Vulkanausbrüche, es sind weniger starke Erdbebenschwärme. Der beschriebene Tremor auf Reykjanes versetzte die Behörden in Alarmbereitschaft, man vermutete, dass eingeschossenes Magma die Oberfläche erreicht hatte. Würde sich nun die Erde öffnen und Lava ausfliessen? Bereits waren Karten mit möglichen Lavaflüssen erstellt worden. Die Behörden gehen nicht von einer Gefährdung von Menschen oder besiedelten Gebieten aus, sollte es zum Ausbruch kommen. Im Gebiet mit den häufigsten Beben hat man beim Überflug eine Absenkung des Landes entdeckt, nicht aber Risse, wie so viele die Halbinsel durchziehen. Am späteren Nachmittag wurden die Verkehrswege zum Erdbebengebiet gesperrt und von den Behörden bewacht. Man will nicht, dass sich Leute dorthin begeben! Die Situation beruhigte sich in der Folge wieder, es gab weniger starke Beben und auf den Livecams diverser Medienhäuser war es in der Nacht dunkel und man hörte nur den Wind heulen. Bis letzte Nacht! Um 2 Uhr bebte die Erde erneut mit Stärke 5.0. Vorausgegangen war wiederum ein zwanzigminütiger, aber schwächerer Tremor. Es sind unruhige Tage auf der Halbinsel Reykjanes und in der Hauptstadt Reykjavik, aber vor allem für die ungefähr 3300 Einwohner des Fischerortes Grindavik! Niemand kann voraussagen, was geschehen wird. Auf der vom Mittelatlantischen Rücken durchzogenen Halbinsel war es seit mehr als einem Jahr immer wieder unruhig. Ein Artikel von Iceland Monitor (in Englisch) zeigt interessante Grafiken der letzten vulkanischen Aktivitäten in den Jahren 800 bis 1240. Bereits noch früher gab es vulkanische Aktivitäten welche mehrere Jahrhunderte dauerten. So schliesst man auch jetzt nicht aus, dass es sich um Geschehnisse handelt, welche viele Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte dauern könnten. Dank der Erfahrung der Isländer mit Vulkanausbrüchen und Erdbeben, können aber die Einwohner sicher sein, rechtzeitig gewarnt zu werden, sollte plötzlich Gefahr drohen, zum Beispiel durch Gas. Man ist auf alle Fälle weiterhin wachsam, die Spezialisten und Behörden behalten die Situation im Auge!
Meine persönliche Anmerkung bezüglich der Häufung von weltweiten Erdbeben und der Vermutung, die Kontinentalplatten seien stärker in Bewegung als normalerweise, beruht unter anderem auf einem Ausschnitt aus dem Buch Die Eisumschlungene. Der Autor Frank Schroeder hat Nachforschungen zum ungeklärten Verschwinden der Forscher Walther von Knebel und Max Rudloff auf deren Expedition zur Askja Caldera im Jahre 1907 niedergeschrieben. Dazu hat Frank viele Texte von Ina von Grumbkow, der Verlobten Knebels, gelesen und ausgewertet. Was war dort geschehen? War das mitgebrachte Faltboot untauglich und die beiden ertranken im See Öskjuvatn, wurden sie vom Assistenten ermordet, wurden sie Opfer eines Steinschlags, welcher die beiden im Boot traf. Durch Frostsprengung lösen sich nicht selten Steine von den Hängen der Caldera, aber auch Erdbeben können Steinlawinen und Erdrutsche auslösen. Oder steht das Ganze im Zusammenhang mit einer gehäuften und weltweiten Erdbebentätigkeit, einer Art Weltbeben, bei welchem die Erdbebenwellen um die ganze Erdkugel herumlaufen, wo sich einzelne vulkanische Aktivitäten gegenseitig inspirieren und voneinander abhängen? Meiner Meinung nach ist auch dies eine sehr interessante Theorie. Auf alle Fälle bleibt es spannend, sowohl in Island als auch weltweit! Vielleicht folgt hier schon bald ein Update mit weiteren Geschehnissen? Ein Erdbeben kommt selten allein…
7. März 2021 um 20:27
Liebe Marianne
Danke für diesen interessanten Beitrag!
Herzlich
Irene
7. März 2021 um 20:12
Das ist ja spannend. Vieles weiss man ja, aber diese Zusammenhänge mal so erklärt zu bekommen ist super. Danke für deinen ausführlichen Bericht. Häb dir guet Sorg, Ingeborg