Letzte Woche lösten sich gleich zwei Lawinen vom 660 Meter hohen Berg Eyrarfjall und donnerten Richtung Ortschaft Flateyri hinunter. Dank der speziellen Lawinenverbauung wurde Schlimmstes verhindert, Personen kamen keine zu Schaden und ein einziges Haus wurde getroffen. Deshalb darf man wohl sagen Glück im Unglück, auch wenn der für die örtliche Wirtschaft wichtige Hafen und Boote beschädigt wurden. Nachdem sich ein Sturmtief über Island und den Westfjorden drehte, fiel innert relativ kurzer Zeit sehr viel Schnee, welcher durch heftige Winde verfrachtet wurde. Eine gefährliche Situation für Lawinenniedergänge an den steilen Berghängen der Westfjorde. Den Einwohnern von Flateyri ist die unerwartete Lawine vom Oktober 1995 stets in Erinnerung. Bei diesem Unglück kamen zwanzig Personen ums Leben, ein grosser Teil eines Ortes mit ungefähr 200 Einwohnern. 25 Leute konnten damals unter schwierigen Umständen gerettet werden, aber die Hilfskräfte brauchten viele Stunden, da es damals den Tunnel nach Isafjördur noch nicht gab. Einige Häuser wurden damals zerstört. Nach diesem Lawinenunglück wurde eine Verbauung in Form eines „A“ direkt oberhalb des Ortes errichtet. Diese verhinderte nun eine weitere grosse Tragödie! Aus dem einzigen betroffenen Haus konnten sich eine Mutter mit zwei Kindern selbst befreien, eine Tochter wurde in ihrem Zimmer von den Schneemassen begraben, wurde aber nach ungefähr einer halben Stunde von Rettungsleuten befreit und ist wohlauf, wie sie gemäss Iceland Review im Interview erzählt. Das Schiff Thor der Küstenwache war im Hafen von Isafjördur und brachte 25 Rettungskräfte nach Flateyri. Erst später stellte sich heraus, dass es gewaltige Lawinen waren, die Richtung Flateyri donnerten. Die zweite Lawine traf in Flateyri den Hafen und alle im Wasser gelegenen Fischerboote wurden beschädigt oder sanken. Es ist zu hoffen, dass die Versicherungen für den Schaden der Betroffenen aufkommen werden und der Hafen bald wieder gebraucht werden kann. Fischerei ist immer noch einer der Erwerbszweig der Familien von Flateyri. Das vielleicht etwas kleiner gewordene Lawinen-Trauma der Bewohner von Flateyri dürfte aber definitiv jetzt wieder grösser sein. Eine weitere Lawine ging im Sugandafjördur nieder. Diese löste im Fjord einen Tsunami aus und die grosse Flutwelle richtete einigen Schaden im gegenüberliegenden Ort Sudureyri an, aber auch dort wurde niemand verletzt. Den Einwohnern von Flateyri wünsche ich, dass sie nicht mit ständiger Lawinenangst schlaflos bleiben und dass die Schäden unkompliziert ersetzt werden. Links von Iceland Review und RUV mit Bildern der Situation nach den Lawinenniedergängen.
Die Reiseleiterin hat noch kein eigenes Winterbild von Flateyri, aber besuchte diesen Ort bereits mehrmals und ist gerne dort. Die Siedlung ist, ganz typisch für die Westfjorde, auf einer Sandbank im Önundarfjördur gebaut worden, welche dem Ort auch den Namen gab, übersetzt bedeutet Flateyri „flache Sandbank“. Flateyri wurde Ende des 18. Jahrhunderts als kleinere Aussenstelle des Handelsplatzes von Thingeyri gegründet. Aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde dank Walfang und Jagd auf Grönlandhaie daraus ein richtiger Ort. An diese Zeit erinnert der einsame, alte Schornstein, den man auf der Anfahrt am Fjord sieht, wenn man von der Strasse 60 auf die 64 abgezweigt ist. Heute ist Flateyri durch einen neun Kilometer langen Tunnel mit Isafjördur verbunden. Früher war der Ort gerade im Winter über den schwierigen Pass oft kaum erreichbar. Flateyri ist heute absolut besuchenswert, denn viele Häuser werden liebevoll gepflegt und bei einigen alten Gebäuden gibt es Schilder, die über deren Geschichte erzählen. Sogar mehrere Museen gibt es in Flateyri, einzigartig in seiner Art dürfte das Nonsense-Museum (Dellusafnin) sein mit vielen Sammlungen von nützlichen und unnützen Dingen. Dieses wurde vom ehemaligen Dorfpolizisten angelegt, kein Wunder gehören zur Sammlung auch mehr als hundert Polizeimützen aus aller Welt. Zur Wirtschaft tragen auch die Häuser und Boote von Iceland ProFishing bei, wo durch den Sommer viele Angler wohnen und im Fjord fischen gehen. Diese Boote sind im Winter nicht im Wasser und blieben, wie auch die Häuser von der Lawine unversehrt. Nebst Angeltouren werden hier auch Kajaktouren angeboten. Im Ort gibt es eine Kindertagesstätte, eine Gesamtschule, ärztliche Versorgung, eine Tankstelle, ein Gästehaus und wie überall Sportanlagen und ein Schwimmbad. Ob das legendäre und für Konzerte am Wochende bekannte Restaurant Vagninn noch offen ist, wird Best of Iceland im Sommer klären, denn auf der Reise durch die Westfjorde im Juni wird auch ein Abstecher nach Flateyri nicht fehlen und bei geeignetem Wetter werden wir die Aussichtsplattform auf der Lawinenverbauung besteigen. Es hat noch freie Plätze, info@bestoficeland.ch