Fünf Jahre Inside the Volcano – happy Birthday

120 Meter mit dem Lift abwärts im Vulkan. 31.05.2017

Am 14. Juni 2012 startete ein absolut einzigartiges und neuartiges Projekt in Island, es wurde möglich das Innere eines Vulkans zu besuchen. Natürlich lässt sich das nicht machen, wenn ein Vulkan aktiv ist oder noch ab und zu ausbricht. Aber der Vulkan Thrihnukagigur schläft seit mehr als 4000 Jahren. Erst nach 10’000 eruptionslosen Jahren sprechen die Wissenschaftler von einem erloschenen Vulkan. Da der Vulkan nun aber schon sehr lange ruhig ist und keine Zeichen von Aktivität festzustellen sind, bietet er sich für einen Einstieg an. Thrihnukagigur ist nicht einfach auszusprechen bedeutet übersetzt so viel wie Dreispitzkrater. Die Reise Richtung Erdmittelpunkt südlich von Reykjavik wurde in kurzer Zeit sehr beliebt, der Ausflug ist heutzutage oft ausgebucht. Eine frühzeitige Buchung ist dringend zu empfehlen. Die Reiseleiterin hatte das Glück dieses spezielle Angebot gleich zu Beginn am zweiten Tag kennenlernen zu dürfen und war vor kurzer Zeit, also fünf Jahre später wieder im Vulkan drin. Sie berichtet in der Folge über den Vulkan selbst, den ganzen Ausflug, die Unterschiede zum Anfang und jetzt und beschreibt ihre eigenen Eindrücke.

Verglichen zu anderen Vulkanen ist Thrihnukagigur ein sehr spezieller Fall. Normalerweise wartet in der Magmakammer das flüssige Gestein um unter einer Eruption an die Oberfläche zu gelangen. Danach wird der Krater meistens durch kalte, harte Lava verschlossen. Nicht so bei diesem Vulkan hier. Es scheint als wäre das Magma in der Kammer verschwunden. Man glaubt, das flüssige Gestein ist an den Wänden erstarrt oder ist ganz einfach weiter ins Erdinnere zurückgeflossen. Der bekannte Vulanologe Harald Sigurdsson versucht es mit folgender Erklärung: Thrihnukagigur ist einzigartig… Es scheint, jemand kam, zog den Stöpsel raus und das Magma floss nach unten weg. 4000 Jahre ist es ungefähr her, damals hat noch niemand beobachtet und aufgezeichnet, was sich wie abgespielt hat. Dank den beschriebenen Umständen hat Thrihnukagigur eine trichterförmige Öffnung im 35 Meter hohen Schlackenkegel, welche ungefähr 4 x 4 Meter weit ist. Dies ist der Eingang zu einer 120 Meter tiefen, flaschenförmigen vulkanischen Höhle, welche am Boden 50 x 70 Meter misst. Vulkanische Gänge setzen sich Richtung Südwesten fort und führen zu einer Tiefe von 200 Metern. Diese Fortsetzungen sind nicht offen, aber die grosse Höhle kann man dank Inside the Volcano besuchen. Grössenvergleiche zur Hallgrimskirjka oder der amerikanischen Freiheitsstatue findet man auf der Webseite von Inside the Volcano. Der erste, welcher ins Innere von Thrihnukagigur hinabstieg, war im Jahre 1974 der Arzt und Höhlenforscher Arni B. Stefansson. In ihm wuchs danach der, dass man diesen einmaligen Vulkan mehr Leuten zeigen müsste. Aber er wusste um die Wichtigkeit, dabei auf die sensible Natur Rücksicht zu nehmen und nichts zu zerstören. Im Vulkaninnern zu sein, ist ein äusserst eindrückliches und farbenprächtiges Erlebnis.

Thrihnukagigur liegt ungefähr 30 Fahrminuten südlich von Reykjavik bei den blauen Bergen, dem Skigebiet Blafjöll. Bei der Talstation der Skilifte liegt der Treffpunkt für alle, die den Krater besuchen wollen. Diesen erreicht man mit dem gebuchten Transferbus ab der Hauptstadt oder mit dem Mietwagen. Die Strasse steigt nach dem Abzweig von der Ringstrasse ziemlich an und der Parkplatz befindet sich auf ungefähr 460 Metern über Meer. Tektonisch gesehen, befindet man sich hier ziemlich genau auf dem Mittelatlantischen Rücken. Ab dem Parkplatz geht es zu Fuss weiter. In ungefähr 45 Minuten wandert man auf einem aufwändig angelegten Weg in Richtung der drei Krater, welche man die ganze Zeit vor sich sieht, es sei denn, es ist neblig. Die Wanderung wird jeweils von zwei ausgebildeten Guides begleitet, welche darauf achten, dass alle heil ans Ziel kommen, aber auch dass die Wanderer auf dem Weg bleiben und die sensible Vegetation nicht zerstören, indem sie überall rum trampeln. Die nicht gerade idyllischen Skianlagen hat man im Rücken und bewegt sich durch eine wunderbare Landschaft aus Lava, welche auf weiten Strecken von Moos bewachsen ist. Ab und zu sieht man in eine Höhle hinunter, eine Bruchstelle des Gesteins wurde überbrückt. Der Weg ist teilweise von gröberer Lava durchsetzt und steigt sanft an, bis man schlussendlich bei den Kratern die Container-Gebäude erreicht, wo die Besucher informiert, instruiert und ausgerüstet werden. Unter kundiger Anleitung steigt man in den Klettergurt und setzt den Helm mit Stirnlampe auf. Danach geht es geführt hinauf zum Krater. Der Weg ist mit mit einer Kette Eisenkette ausgelegt, welche verhindert, dass man ausrutscht. Ein Seil auf der Seite sichert im Falle, dass es sehr windig ist. Oben angelangt, das heisst auf 550 m ü. M. bietet sich Bei guter Sicht bei gutem Wetter eine fantastische Sicht auf das Meer und die entfernte Hauptstadt Reykjavik. Hier befindet sich auch die Brücke über die Krateröffnung. Jede Person wird einzeln angeschnallt und einer nach dem anderen überquert den Metallsteg um in den nach oben offenen Lift zu gelangen, maximal 8 Personen auf einmal. Der Guide spricht sich per Funk ab und das effektive Erlebnis kann starten. Der Lift passt genau durch die natürliche Krateröffnung, noch sieht man nicht hinunter. Ist man an dieser engen Stelle vorbei, zeigen sich die atemberaubend farbigen Wände und mit ihren unglaublichen Strukturen, welche von den den Lichtkegeln des Lifts und den installierten Scheinwerfern beleuchtet werden. Der Guide erklärt seinen Fahrgäste verschiedene Gesteinsschichten und zeigt selbst auf eine Verwerfung der Kontinentalplatten. Mit dem Bestaunen der farbenprächtigen Gesteinswelt hat man die 120 Meter bald zurück gelegt und darf am Boden angelangt die Sicherung zwischen Lift und Klettergurt lösen. Der Führer erklärt die wichtigsten Regeln und bald begeben sich die Höhlenbewunderer auf einen markierten Rundgang, welcher etwas Geschicklichkeit verlangt. Selbstverständlich darf man auch die Akustik testen, während der Lift wieder hochfährt um weitere Gäste der maximal 18 Personen einer Gruppe abzuholen. Jetzt bietet sich Zeit zu schauen, staunen, fotografieren und sich bewusst zu werden, dass man tatsächlich in einem Vulkan drin ist – es ist wirklich einzigartig und unvergesslich! Schlussendlich wird man wieder mit dem Lift an die Erdoberfläche gebracht und zur Stärkung vor der Rückwanderung mit den Guides gibt es eine warme Suppe, Kaffee und Tee in der Hütte.

Fünf Jahre sind es her, seit Inside the Volcano startete, vergleichsweise ist vieles gleich geblieben wie zu Beginn. Selbst Guide Oli ist immer noch mit viel Enthusiasmus dabei. Neu kann man in der Hütte beim Parkplatz drinnen warten, die Toiletten benützen oder sich bei schlechtem Wetter mit einem langen, leuchtend gelben Regenmantel ausrüsten. Im Laufe der Zeit wurde der Weg aus Steinen angelegt, eine arbeitsintensive Sache. Die Wanderung ist mit diesem Weg um vieles bequemer. Die Hütten beim Krater bieten nun mehr Raum und der Vulkanbesuch lässt sich dort gemütlich verdauen. Der heutige, speziell angefertigte Lift stammt aus Deutschland und ersetzte den zu Beginn eingesetzten Fensterputzlift. Die Vulkanhöhle ist viel besser und von oben bis unten ausgeleuchtet. Am Anfang hing man wortwörtlich eine Weile im Dunkeln und nur die Stirnlampen, welche man heute nur noch bei einem Stromausfall braucht, spendeten im oberen Bereich etwas Licht.

Von meiner Seite geht ein riesiges Lob an die Veranstalter, welche der Idee von Arni B. Stefansson absolut Rechnung tragen und das Innere des Vulkans den Besuchern zugänglich machen mit maximaler Rücksicht auf die Natur, sei es Gestein oder Vegetation. Es liegt absolut nirgends Müll herum und das Gelände ist nachhaltig geschützt. Manch ein Besucher mag sich fragen, weshalb der Preis für diesen Vulkanausflug so extrem hoch ist. Nach dem Ausflug weiss man es. Der Schutz dieser Naturperle, die Erhaltung der Landschaft und die Sicherheit der Leute gehen über alles, die Führung und Betreuung ist aufwändig und Profis sind am Werk. Ein absolut kompetentes Team weckt vertrauen, Hektik ist keine zu spüren. Bereits kurz nach Beginn des Projektes hörte man Stimmen oder las Berichte über Pläne, eine Strasse zu Thrihnukagigur zu bauen und den Vulkan auf einer Seite zu öffnen um diesen noch mehr Leuten zugänglich zu machen. Das allerdings wäre dann wirklich Zerstörung und es ist zu hoffen, dass diese Pläne möglichst lange oder für immer in der Schublade bleiben. Allgemein wäre es in Island wünschenswert, dass man sich bei anderen Sehenswürdigkeiten an diesem Beispiel orientieren würde.

Happy Birthday and congratulation five years old Inside the Volcano.

Einige Angaben zur Tour Inside the Volcano:

Dauer der Tour ab/bis Reykjavik total 5-6 Stunden, mehrere Abfahrten täglich von Mitte Mai bis Mitte Oktober, Preis zur Zeit ISK 42’000, gute Schuhe und wetterfeste Kleidung werden empfohlen,  Wanderfähigkeit im unebenen Gelände erforderlich, Buchung: www.insidethevolcano.com

Farbsymphonie Inside the Volcano

 

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