Gletscher Ok ist nicht mehr ok

Schneebedeckter Vulkan Ok während einem Inlandflug im März. 07.03.2019

Auf dem Bild, welches ich während einem Inlandflug von Akureyri nach Reykjavik machte, sieht alles unbedenklich aus, aber die Aufnahme wurde im März gemacht und der Vulkan Ok ist nur schneebedeckt. Eigentlich müsste er im Sommer fast gleich und weiss aussehen, aber leider ist dem nicht so, der Okjökull ist wurde offiziell für tot erklärt. Ein Nasa-Bildvergleich von 1986 und 2019 zeigt in aller Deutlichkeit, der isländische Gletscher mit dem speziellen Namen Ok ist alles andere als ok oder Not Ok, wie der Titel eines Films von 2018 besagt. Die Kaldidalurstrecke (dt. kaltes Tal, Strasse 550 zwischen Thingvellir und Husafell) ist kahl und grau, im Osten der Strecke liegen die Gletscher Langjökull und Thorisjökull, im Norden liegt der Eiriksjökull, auf der Westseite zeigt ein Wegweiser mit der Höhenangabe von 1141 Meter über Meer zu Ok. Aber da ist nur ein kahler Berg auszumachen mit mehr oder weniger Schnee, Gletscher gibt es keinen mehr. Auf dem Bild von 1986 ist er noch klar als solcher erkennbar, bereits 2014 hat der Okjökull im Borgarfjördur seinen Status als Gletscher verloren, das wenige verbleibende Eis konnte keinen Gletscher mehr nähren. Im Zuge der aktuellen, internationalen Klimadebatte wurde am 18. August eine Art Abdankungsfeier zum Tod von Okjökull vor Ort abgehalten. Wissenschaftler, Regierungsmitglieder, Medienleute und Interessierte waren eingeladen dabei zu sein, als der tote Gletscher geehrt wurde. Eine Gedenktafel (siehe Beitrag Iceland Review) mit einem Brief an die Zukunft mit einem Text des Schriftstellers Andri Snaer Magnason wurde am Berg montiert. Die ungefähre Übersetzung lautet: „Ok ist der erste Gletscher, welcher seinen Gletscherstatus verloren hat. Vermutlich werden in den nächsten 200 Jahren alle unsere Gletscher den selben Weg gehen. Diese Gedenktafel ist eine Anerkennung, dass wir wissen was geschieht und was zu tun ist. Nur du wirst wissen, ob wir es gemacht haben. August 2019, 415ppm CO2“. In den Medien vieler Ländern wurde darüber gerichtet und auch das Schweizer Fernsehen SRF zeigte einen Beitrag zu Ok und der Zeremonie. Wie bei uns gibt es auch in Island kühlere und wärmere Sommer, die wärmeren nehmen an der Zahl zu und lassen die Gletscher mehr und mehr schmelzen. Am Vatnajökull, dem mit ungefähr 8000 Quadratkilometern grössten Gletscher Europas und neuerdings UNESCO Naturerbe werden die Gletscherzungen sichtbar dünner, die Felsen an den Seiten instabil, die Lagunen grösser. Auch der isolierte Gletscher auf dem Vulkan Snaefellsjökull im Westen wird kleiner und kleiner. Noch kann man in Island grossartige Gletschereindrücke erhalten, aber dies dürfte wirklich eine Frage der Zeit sein, wenn nicht in absehbarer Zukunft ein Wandel geschieht. 2010 haben Isländer symbolisch die Reisefreiheit im Hochland bei der Kistualda an der Sprengisandurstrecke zu Grabe getragen, als einige versuchten, alle Fahrzeuge aus dem Hochland zu verbannen. Viele Protestierende trafen sich damals und bewirkten, dass von den Plänen abgesehen wurde. Das Kreuz wurde letztes Jahr bei einem Sturm umgeweht. Für die Gletscher dürfte es nicht so einfach sein, die grosse Eisschmelze aufzuhalten.

Umgefallenes Grabkreuz der Reisefreiheit auf der Kistualda an der Sprengisandur. 16.08.2019

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