Krysuvik und die neue Kirche

Die neue Krysuvikarkirkja, fotografiert von Ursula Jäger (danke für das Bild mit Veröffentlichungserlaubnis). 12.10.2020

Nach zehn Jahren wurde am 10. Oktober eine neue Kirche nach Krysuvik geliefert. Die alte kleine Holzkirche brannte am 02. Januar 2010 restlos ab. Der Transport des 6,8 Tonnen schweren Holzgebäudes war spektakulär, wie ein Video des Nachrichtensenders RUV zeigt. Die Kirche wurde in einem Stück mit einem Transporter über 28 Kilometer von Reykjavik, entlang des Kleifarvatn gefahren. In Island kommt es ab und zu vor , dass ganze Häuser auf Lastwagen versetzt werden. Vor Ort wurde das Gotteshaus mit einem riesigen Kran an die richtige Stelle gehoben, kein leichtes Unterfangen an diesem windigen Tag.Rückblende: Der 2. Januar 2010 war ein wunderschöner Wintertag mit blauem Himmel und verschneiter Landschaft. Anlässlich der Silvesterreise erkundeten wir die Halbinsel Reykjanes. Bei der wunderschön gelegenen Strandarkirkja war alles noch bestens, aber was war denn in Krysuvik geschehen?

Wunderschön liegt die Strandarkirkja mit dem Elfenhaus. 02.01.2010

Wo die Holzkirche stand, lagen nur noch wenig verkohltes Holz und Asche am Boden, man konnte den Brand noch riechen! Sie war in der vorhergehenden Nacht abgebrannt! Wie sich später herausstellte, wurde die Kirche durch Brandstiftung zerstört. Die ursprüngliche Kirche von Krysuvik stammte aus dem Jahr 1857, sie wurde 1964 renoviert und damals neu geweiht. Wer lässt eine 150 Jahre alte Kirche in Flammen aufgehen?

Nur noch Asche und verkohltes Holz sind von der abgebrannten Kirche von Krysuvik übrig. 02.01.2010

Kurz nach dem Brand bildete sich ein Freundeskreis mit dem Namen „Krysuvikurkirkja“, welcher das Ziel hatte, die Kirche möglichst schnell wieder aufzubauen. Man rechnete mit zwei Jahren, nun wurden es zehn. Lehrer Hrafnkell Marinosson baute mit 140 Schülern der Technischen Schule Reykjavik die neue Kirche gemäss den Beschreibungen und Zeichnungen des isländischen Nationalmuseums, ein konkretes Projekt für die Schreinerlehrlinge! Endlich wurde der Neubau nun an den Originalplatz gebracht und feierlich der Kirche Hafnarfjördur übergeben. Sobald die Coronarestriktionen es erlauben, wird der Bischof von Island die neue Kirche von Krysuvik weihen. Altar, Kanzel und Kirchenbänke sind auch bereit. Zum Glück waren nach der letzten Messe im September 2009 das Altarbild von Svein Björnsson und weitere Ornamente aus der Kirche genommen worden und fielen dem Brand nicht auch noch zum Opfer!

Dass die Kirche einer Brandstiftung zum Opfer gefallen war, ist doch etwas erstaunlich, wenn man bedenkt, dass die die ganze Umgebung von Krysuvik eigentlich ein richtiges Pulverfass ist und es in diesem Gebiet ab und zu Explosionen gab. Wikipedia beschreibt Krysuvik als ein Vulkansystem, welches auf der Halbinsel Reykjanes auf der Grabenbruchzone des Mittelatlantischen Rückens liegt.

Infoschild bei Seltun/Krysuvik. 02.06.2010

Die ganze Gegend ist sehr attraktiv und man spürt den Vulkanismus förmlich. Kein Wunder, wird die Kulisse oft für Filmproduktionen verwendet. Die Lavafelder stammen von Ausbruchsserien vom 12. bis 14. Jahrhundert. Damals wurden auch einige Farmen zerstört. Unbedingt besuchenswert sind die Schlammtöpfe und heissen Quellen bei Seltun, die sich den ganzen Berg hochziehen. Stege und Plattformen wurden gebaut und Schilder warnen vor der Hitze und möglichen Dampfexplosionen in diesem Hochtemperaturgebiet. In 1000 Metern Tiefe misst die Wassertemperatur bereits mehr als 200°C. 1999 ereignete sich hier in einem Bohrloch eine Explosion und die heissen Lehmfetzen wurden weit herum geschleudert. Viel Schwefel liegt in der Luft, früher wurde dieser zur Schwarzpulverherstellung sogar abgebaut!

Wer etwas mehr Zeit zur Verfügung hat, sollte nach  Möglichkeit die tolle Rundwanderung unternehmen. Blickt man von oben zurück Richtung Seltun,  sieht man die kleineren Seen in der Landschaft, unter anderem den Graenavatn (grünen See). Das vulkanische Maar trägt die Farbe von der darin enthaltenen Kieselgur. Wandert man weiter über den Bergrücken nach Norden, sieht man hinunter auf die moosbedeckte Lava und im Hintergrund erscheint Reykjavik mit der Hallgrimskirkja. Etwas geheimnisvoll ist der Kleifarvatn. Nach einem Erdbeben im Jahr 2000 versickerte dieser teilweise und gab einige heisse Quellen frei, aber der See füllte sich später wieder. Er liegt direkt auf der Plattengrenze. Der Halbinsel Reykjanes wird auf Reisen oft viel zu wenig Beachtung geschenkt, deshalb bauen wir nach Möglichkeit eine Tagestour ein, welche beim Flughafen endet. Alternativ lässt sich eine Reise um einen Tag verlängern und Reykjanes per Privattour erkunden.

Anmerkung: Mein Blogbeitrag ist keine Abschrift des Berichts von Island-Fankochbuch, welcher bereits online ist. Wir schrieben mehr oder weniger parallel. Wir begegnen uns in den sozialen Medien häufig. Ursula ist mit ihrer Familie zur Zeit in Island unterwegs und besuchte die neue Kirche. Danke, dass ich eines der Bilder (Titelbild) hier veröffentlichen darf!

Bildgalerie Krysuvik

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