Landmannalaugar im Fluge

Es ist eine fast surreale Landschaft, welche sich unseren Augen aus dem Helikopter eröffnet. Erst kürzlich waren wir per Bus und zu Fuss bei der Hütte in Landmannalaugar, aber aus der Vogelperspektive ergibt sich eine völlig neue Dimension. Nach dem Flug über den Ausbruch am Fagradalsfjall ging es weiter Richtung Hochland, vorbei am Vulkan Hekla mit seinen Kratern und Lavaströmen. Im Süden waren die grünen Berge des Fjallabak sydri zu erkennen, aber dann wurde es unglaublich farbig. Wir hatten das Rhyolithgestein erreicht und es zeigte sich bei tollem Wetter von der besten Seite. An Hekla vorbei war es noch windig, aber genau über unserem Flugziel kehrte Ruhe ein, umso mehr konnten wir alles geniessen. Hier und dort waren heisse Quellen zu erkennen, auf den Bergen lag noch restlicher Schnee vom letzten Winter, in den Tälern winden sich Flüsse. Rhyolith besticht durch Farbenvielfalt, welche durch Mineralien entsteht. So zeugt rot von Eisen, gelb von Schwefel und grün von Kupfer. Teilweise sind die Farben etwas bleicher, aber plötzlich taucht ein unglaublich mintgrüner Felsen auf, fast als wäre er nachträglich angemalt worden. Aber nein, es war die Natur, die alles so schuf und unseren staunenden Augen präsentiert. Das helle, farbige Gestein hebt sich vom grauen Basalt ab, der den weitaus grössten Anteil in Island hat. Rhyolith findet man an verschiedenen Orten in Island, so zum Beispiel am Gebirgszug auf der Halbinsel Snaefellsnes, im Hochland in den Kerlingarfjöll, im Nordosten beim Pass Hellisheidi und im Borgarfjördur Eystri, im Südosten entlang der Küste und in Lonsöraefi. Landmannalaugar dürfte aber wohl die allerschönste dieser Landschaften sein und erst recht, wenn sich alles so perfekt präsentiert wie bei diesem Helikopterflug, das Wolkenspiel fügt sich perfekt dazu. Aus Distanz wirkt das Gestein sandig, ist man aber mittendrin, stellt man schnell fest, dass lose Steine oder Steinplättchen sind, welche speziell tönen, tritt man auf diese oder schlägt sie gegeneinander. Rhyolith ist auch unter dem veralteten Begriff Liparit bekannt und entsteht aus Lava, welche reich an Siliciumdioxid (SiO₂) ist, eventull schon im Vulkanschlot oder gleich nach Austritt rasch abkühlt. Bei noch schnellerer Abkühlung entsteht der glasige, schwarze Obsidian, von welchem es ganze Ströme in Landmannalaugar gibt. Einfach erklärt, handelt es sich bei der Entstehung von Rhyolith um saure Lava, bei welcher der SiO₂-Gehalt höher als 65 Prozent ist, während dieser bei basischer oder basaltischer Lava unter 52 Prozent liegt. Spannend tönt die Entstehung des Rhyolith, diesen aber in Landmannalaugar aus diversen Perspektiven zu erleben ist grandios. Pilotin Sandra Olafsdottir von Volcano Heli brachte uns zu ihrem während diesem Flug zu ihrem Lieblingslandeplatz, wie sie uns erklärte. Wir konnten aussteigen und diese Wunderwelt der Natur für einige Minuten so geniessen und einsaugen, dies ganz ohne andere Leute, Autos und Busse. Diese Welt gehörte in dem Moment uns alleine. Egal in welche Himmelsrichtung wir uns bewegten und schauten, diese farbige Gesteins- und Gebirgswelt versetzte uns in absolutes Staunen, für welches wir kaum Worte fanden. Ich hatte auch die Möglichkeit den Vergleich mit einem Flug mit Matthias im November 2019 zu ziehen. Dieser gefiel mir auch sehr, die Farben des Rhyolith liessen sich in der verschneiten Landschaft nur erahnen. Äusserst dankbar denke ich nun an den Flug ins farbige Gestein zurück. Nach diesen Bildern und denjenigen mit dem brodelnden Krater werden zu einem späteren Zeitpunkt noch die Eindrücke der Gewässer folgen.