Litli-Hrutur Ausbruch beendet, Askja und weitere Vulkane unter Beobachtung – update

Blick aus dem Flugzeug zum noch rauchenden Ausbruch beim Litli Hrutur. 02.08.2023

Der Ausbruch am Litli-Hrutur, der dritte in den letzten 3 Jahren auf der Halbinsel Reykjanes, ging in den ersten Augusttagen zu Ende und die Behörden haben die Unsicherheitsstufe mittlerweile aufgehoben. Dafür sind nun andere Vulkane unruhig geworden und selbst zu Jules Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde kann fantasiert werden. Update zu Askja vom 25.08.2023 am Ende des Beitrags.

Gegen Ende Juli verringerte sich die Lavaintensität im Krater mehr und mehr, man vermutete, dass bald keine neue Lava mehr ausfliessen würde und so kam es tatsächlich, mit Sicherheit weiss man es aber nie. Die neuen Lavafelder können weiterhin besucht und bewundert werden. Vorsicht ist dennoch geboten, das Gestein bricht leicht ein, darunter kann es noch sehr heiss sein. Auch die Gasbelastung dürfte an gewissen Stellen hoch sein. Man beachte allfällige Warnschilder vor Ort und informiere sich weiterhin auf der Webseite von Safetravel! Ab/bis Reykjavik werden von verschiedenen Anbietern auch geführte Wanderungen mit Bustransfers angeboten. Die Guides wissen gut Bescheid, worauf es ankommt und kennen die attraktiven Stellen, die einigermassen gut zu erreichen sind. Nach wie vor braucht es gute Ausrüstung für Wanderungen zu den Laven und Kratern von Geldingadalir (2021), Meradalir (2022) und Litli-Hrutur (2023).

Was für ein Glück, dass ich beim Anflug auf Keflavik am 2. August aus dem Flugzeug noch einen tollen Blick erhaschen konnte und eingezoomt ist sogar etwas Glühen im Krater beim Litli-Hrutur zu erkennen. Icelandair und das Wetter offerierten mir einen schönen Überblick auf die drei neuen Lavafelder, die verschiedenen Wanderwege und sogar auf die Parkplätze.

Wenn ein Ausbruch zu Ende geht, heisst es in Island noch lange nicht, dass vulkanische Ruhe einkehrt. Am 14.08.2023 wurde ein grosser Erdbebenschwarm auf dem Mittelatlantischen Rücken südwestlich von Reykjanes im Meer bei Eldey registriert. Auch bei Torfajökull ist es unruhig und eine Landhebung wurde gemessen. Torfajökull ist ein von einem kleinen Gletscher bedeckter Vulkan zwischen Landmannalaugar im Norden und dem Myrdalsjökull im Süden. Dort liegen die heissen Quellen von Hrafntinnusker. Seit Ende Juli gab es immer wieder Erdstösse, die teilweise auch in Hrauneyjar, Landmannalaugar und entlang der Fjallabak Nydri Route gespürt wurden. Erst kürzlich konnte man erkennen, dass Erdrutsche in die Caldera von Torfajökull niedergingen.

Mit Volcano Heli unterwegs im Gebiet von Landmannalaugar, Hrafntinnusker und Torfajökull. Im Hintergrund Myrdalsjökull. 16.08.2022

Unter strenger Beobachtung steht aktuell Askja. Vulkanologen sind besorgt über die fortschreitende Landhebung bei Askja, über welche auf dieser Webseite im September 2021 bereits berichtet wurde. Die Wassertemperatur im Krater Viti ist zur Zeit 9°C wärmer als letzten Sommer, was darauf hinweist, dass Magma unterirdisch einfliesst. Ein Pilot wollte beim Überflug einen starken Schwefelgeruch wahrgenommen haben, eine Rangerin konnte dies aber nicht bestätigen. Diverse Spzeialisten warnen und würden das Gebiet lieber räumen lassen, da Askja allenfalls ohne grosse Vorwarnung ausbrechen und eine Evakuierung schwierig werden könnte. Wissenschaftler sind nun daran Gasmessgeräte zu installieren und hoffen bald weitere Erkenntnisse zu haben.  Wer im Gebiet von Askja unterwegs ist, sollte allfälligen Anweisungen von Rangern unbedingt Folge leisten!

Das Wasser im Krater Viti ist deutlich wärmer als letzten Sommer, im Hintergrund der See Öskjuvatn in der Askja Caldera.04.08.2012

Passend zum Beitrag wurde eine Karte von Morgunbladid (mbl) online gestellt mit vielen Informationen und Angaben zu letzten Vulkanausbrüchen und Erdbebentätigkeiten. Ich erlaube mir diese als Screenshot hier einzufügen.

Screenshot Vulkankarte mit letzten Ausbrüchen und Unruhen von mbl.is. 18.08.2023

Kleines Glossar: vöktunarstig = Überwachungslevel, sidasta gos = letzter Ausbruch, skjalftavirkini = Erdbebentätigkeit, landris = Landhebung

Die Tatsache, dass vor wenigen Tagen auch der Ätna in Sizilien ausbrach, liess mich zur Reise zum Mittelpunkt der Erde von Jules Verne fantasieren (siehe dazu Wikipedia). Im Buch wurde die Drei-Personen-Expedition um Professor Liddenbrok, welche am Snaefellsjökull in den Krater abstieg, schlussendlich beim Vulkan Stromboli in Süditalien ausgeworfen. Man stelle sich nun vor, zu waghalsige Touristen wären in den jüngsten Krater beim Litli Hrutur gefallen und jetzt wurden sie  entsprechend etwas südlicher beim Ätna aus dem Erdinnern wieder ausgespuckt…

Blick von Vatnsleysuströnd, unweit von Litli Hrutur auf Snaefellsjökull im glühenden Abendhimmel. 12.08.2023

Update Askja 25.08.2023

Bei wissenschaftlichen Studien und Messungen vor Ort bei Askja wurden keine auffälligen Veränderungen gefunden. Dennoch ist es gut möglich, dass sich dieser Vulkan auf einen Ausbruch vorbereitet. Es ist aber nicht absehbar, wann dies sein wird. Wer zu Askja reisen möchte, informiere sich auf den gängigen Internetportalen, frage bei den nächstgelegenen Touristinformationen und die Ranger vor Ort. Mehr dazu in Englisch von Iceland Review.

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