Das Update zum neuen Ausbruch befindet sich weiter unten.
Seit Samstag, 30. Juli, bebt es erneut fast unaufhörlich auf Reykjanes und über die Halbinsel im Südwesten Islands wurde einmal mehr die Ungewissheitsstufe verhängt. Seit Samstagmittag wurden mehrere tausend Beben registriert. In den sozialen Medien, aber auch im direkten Kontakt erfährt man, dass einzelne Erdstösse am Abend und in der Nacht auf den 1. August in Keflavik gut spürbar waren und die Bewohner auch aus dem Schlaf gerissen haben.
Wiederum ist die Situation in Grindavik besonders ungemütlich. Das stärkste Beben mit Magnitude 5,4 ereignete sich am 31. Juli um 18 Uhr und beschädigte im Hafenort unter anderem eine Kaltwasserleitung. In diversen Haushalten gibt es zur Zeit nur noch Heisswasser. Ein Bild von RUV online zeigt die Situation nach dem starken Beben im örtlichen Supermarkt Netto. Die Webcams von MBL am Fagradalsfjall, welche zum Jahresbeginn 2021 installiert worden sind, senden wieder Livebilder, rund um den Globus wird das Geschehen gespannt verfolgt. Störend dabei ist, dass viele Zuschauer, ob am Bildschirm oder vor Ort, sich einzig und allein tolle Ausbruchsbilder wünschen, aber kaum daran denken, dass nicht jede Eruption so menschenfreundlich abläuft, wie die letzte. Natürlich sind die Bilder von 2021 noch sehr präsent und unvergesslich, aber es gibt keine Garantie für eine weitere Eruption zum Geniessen. Die Wissenschaftler können mit Hilfe von GPS-Daten messen, dass auf der Halbinsel Reykjanes Magma aufdringt. Die Halbinsel liegt genau auf dem Mittelatlantischen Rücken, der Dehnungszone zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte und dies ist deshalb nicht sehr erstaunlich. Ein renommierter und vielbefragter Vulkanologe warnt schon seit längerer Zeit, dass sich die Behörden schleunigst Gedanken über Ersatzstrassen und Ersatzflughafen machen müssten, es sei gut möglich, dass es in den kommenden Jahren immer wieder zu vulkanischen Ereignissen kommt und Lavaströme sowohl die wichtigsten Verkehrsachsen als auch den internationalen Flughafen überfliessen und unbrauchbar machen könnten.
Genau wie im Vorfeld des Ausbruchs am Fagradalsfjall und wie auf dieser Webseite berichtet, kann man nicht vorhersagen, was geschehen wird. Verstärkt sich die Erdbebentätigkeit, hört sie auf, startet sie erneut oder kommt es zum Ausbruch, niemand weiss es, man ist gespannt. Für alle ist zu hoffen, dass bei starken Erdstössen oder bei einem allfälligen Ausbruch niemand gefährdet wird und es keine gravierenden Zerstörungen gibt. Sowohl für Einwohner als auch für Reisende ist es aber beruhigend zu wissen, dass die Behörden in Alarmbereitschaft sind und, wie sich beim letzten Ausbruch zeigte, sehr schnell und kompetent handeln. Island ist eine Vulkaninsel und man kennt die Gefahren, auch andere Vulkane geben aktuell Aufwachzeichen von sich, so Askja, Bardarbunga, Katla und Hekla.
Nach wie vor sind beim neuen Lavafeld Fagradalshraun viele Touristen unterwegs und es scheint mir etwas blauäugig vom Vorsitzenden des Gemeinderates in Grindavik, gemäss Zitat in Iceland Review, wenn er denkt, die Leute würden sich informieren. Sehr viele Individualtouristen sind einfach unterwegs und scheren sich weder um Wetter- noch um andere Warnungen. So spazieren auch viele auf der neuen Lava, unwissend, dass das Gestein teilweise sehr dünn sein kann und die Gefahr besteht einzubrechen und sich Schnitt- oder auch Brandverletzungen zu holen.
Auch ich selbst verfolge gespannt, was in der nächsten Zeit geschieht, stehen doch in Kürze neue Touren an. Auf alle Fälle und was auch immer geschehen mag, wir haben immer eine Auge auf die Wetterseite und das Safe Travel Portal und nehmen die Warnungen ernst.
Update 03./04. August 2022
Am 3. August um 13.30 Uhr hat Magma die Erdoberfläche durchbrochen, der neue Vulkanausbruch hat begonnen! Aus einer ungefähr dreihundert Meter langen Spalte sprudelt 1,5 Kilometer nördlich des Berges Stora-Rutur glühende Lava. Eine grosse Erleichterung ist zu spüren, dass der Ausbruch mehr oder weniger an der selben Stelle am Fagradalsfjall stattfindet, niemand direkt gefährdet ist und keine Asche in die Luft gelangt. Bei einer früheren Erdbebenserien vor wenigen Monaten, fürchtete man um das Kraftwerk Svartstengi und die Blaue Lagune. Die Nachrichtensprecher rund um die Welt sind aber wieder gefordert, hat doch auch der Fagradalsfjall dieses berüchtigte Doppel-L. Wenn man zuhört, kann man erahnen, dass auf dem Text „dl“ geschrieben steht und es tönt einmal mehr lustig!
Obwohl die Behörden die Schaulustige gebeten haben, nicht zur Ausbruchsstelle zu wandern, machten sich Tausende auf den Weg. Die Eruption hat erst begonnen, man weiss noch nicht viel und vor allem fehlen Angaben zu den Gasemissionen. Noch heute, 4. August wird gewarnt, auch auf der Safetravel Webseite, wo die besten Informtionen zu finden sind, steht, man solle der Ausbruchsstelle fernbleiben. Aktuell wurde nichts abgesperrt.
Wie Medien berichten, sind im Gegensatz zum Ausbruch von 2021 mehrheitlich ausländische Touristen dort und weniger Isländer. Dies erstaunt nicht wirklich, denn im März 2021 waren wegen der Pandemie nur wenige Reisende unterwegs, die Einheimischen interessierten sich aber sehr. Die Wanderung zur neuen Ausbruchsstelle ist mit 17 Kilometern lang und nicht ganz einfach, entsprechend gab es auch schon Verletzte und die Rettungsmannschaften haben wieder alle Hände voll zu tun. Läuft alles wie 2021, werden sehr schnell neue Wege und Parkplätze geschaffen werden, um einfacher ins Ausbruchsgebiet zu gelangen. Bis es soweit ist und die Behörden grünes Licht geben, sollten die Leute geduldig sein. Es ist nicht weiter erstaunlich, dass die Nachfrage nach Helikopterflügen sprunghaft zugenommen hat. Matthias von Volcano Heli schickte mir sobald erste Bilder. Herzlichen Dank! Morgen, 5. August fliege ich nach Island, so wie es geplant war, und hoffe schon aus dem Flugzeug einen Blick zu erhaschen und zu gegebener Zeit eigene neue Bilder machen zu können. Der Ausbruch lässt sich auch auf den oben im Text erwähnten Webcams live mitverfolgen.