Nordlicht-Timelaps aus der Quarantäne

Nordlicht, beobachtet vom Friedhof in Keflavik. 24.09.2020

Wie berichtet, ging es letzten Sonntag anstatt auf Rundreise nach Hause, da Island auf die Risikoliste des BAG und weiterer Länder gesetzt wurde. Für Rückreisende gilt ab Montag, 28. September eine zehntägige Quarantänepflicht, welcher ich entgehen konnte! Wer wie ich in Island einreist, muss dort zwischen zwei Tests für fünf Tage in Quarantäne. Im Unterschied zur Schweiz und anderen Ländern, darf man aber während dieser Zeit auch draussen spazieren gehen, das Auto aber darf nicht benutzt werden. Es war mein grosses Glück, denn so konnte ich in den sechs Nächten, gleich dreimal das Schauspiel der Nordlichter geniessen. Genau vor einer Woche, war ich lange draussen, nun ist aus den Bildern mein erstes Zeitraffer- oder Timelapse-Produkt entstanden.

An besagtem Abend entschied ich mich mitten in Keflavik für eine Stelle oberhalb des Friedhofs, welche etwas Schutz vor den hellen Strassenlichtern und vor allem gegen den kräftigen Wind bot. Wegfahren aus den Lichtern des Ortes durfte ich ja nicht. So war es immer noch ziemlich hell und ich war mir gar nicht sicher, ob ich Erfolg haben würde. Während ich Stativ und Kamera einrichtete, gewöhnten sich auch meine Augen an die Lichtverhältnisse. Ich realisierte, dass sich mir nur ein einziger, guter Blickwinkel bot, Nordlichter aber erscheinen nicht immer in der selben Richtung oder bewegen sich über den Himmel. Was für ein Glück hatte ich, als ein schwaches Grün genau im möglichen Bildrahmen erschien.

Ein schwacher Nordlichtstreifen ist am Himmel unter dem Grossen Wagen auszumachen. 24.09.2020

Fast wie ein Wunder war, dass sich das Polarlicht während ungefähr eineinhalb Stunden genauin diesem Ausschnitt zeigte, sich manchmal bewegte, mal stärker, mal schwächer wurde und wieder von neuem durch meinen Bildausschnitt tanzte! In der Mitte des Bildes war die ganze Zeit das Sternbild des grossen Wagens zu sehen. Ich testete mit verschiedenen Belichtungseinstellungen und entschied mich dann für ISO 1250 und eine Belichtungszeit von 6 Sekunden, bei 16mm Weitwinkel und Blende 2,8. Mit dem Fernauslöser machte ich so Bild um Bild und konnte gleichzeitig das Himmelsspektakel richtig geniessen, dies länger als eine Stunde. Vielleicht war es von Vorteil, dass der Kp-Wert stabil bei ungefähr 3 blieb. Anstatt jetzt in Island mit dem Camper zu reisen, habe ich nun meine Nordlichtbilder verarbeitet. Bereits im letzten Beitrag zeigte ich einige Bilder vom grossen Leuchten, welches mich auf dem Weg zu meinem Zimmer begleitete.

Ein Timelaps-Video hatte ich vorher noch nie erstellt und nach meiner Rückkehr musste ich mich zuerst schlau machen. Meine erste Erkenntnis war, dass dies wiederum eine Wissenschaft für sich ist, in welche man sich stundenlang vertiefen kann. Zuerst bearbeitete ich meine Bilder, zum Glück lassen sich die Einstellungen kopieren und auf eine Bildauswahl anwenden. Ins Fotoprogramm konnte ich ein Template einfügen, mit welchem sich Zeitraffer-Videos machen lassen. Grundsätzlich gelang dieses nicht schlecht, allerdings flackerte es zwischen den ersten Bildern gewaltig und das war unangenehm anzuschauen. Beim Versuch dies zu korrigieren, lernte ich, dass dies vor allem von Bildern mit verschiedenen Belichtungseinstellungen herrührte. So reduzierte ich meine Auswahl und konnte nun nicht ganz alle Bilder ab dem ersten, schwachen Nordlichtstreifen einbeziehen. Zum Glück ist meine Timelapspremiere, bestehend aus ungefähr 240 Bildern, gerafft auf 14 Sekunden, doch ganz gut gelungen. In der Version mit höherer Auflösung (ist für Youtube zu datenreich) sieht man schwach sogar einige Meteoriten.

Noch weiss ich nicht, wann ich in Island wieder auf Nordlichtjagd gehen kann. Die Fallzahlen in Island sind verhältnismässig hoch und leider noch nicht rückläufig. Wegen der kleinen Bevölkerungszahl, steigt der 14-Tage-Wert pro 100’000 Einwohner schnell an (er liegt nun bei 151, in der Schweiz bei 59 und in Deutschland bei 31). Ja, so schnell kann es gehen und aus dem fast coronafreien Island im Sommer, ist die Insel wiederum auf der Risikoliste vieler Länder. Hoffentlich schaffen es die Isländer wieder, das Virus in den Griff zu kriegen und die Insel zu befreien. Aktuell steigen im Land die Arbeitslosenzahlen, besonders im Tourismus, es gibt nur noch ganz wenige Flüge und aktuell keine direkten ab der Schweiz, bei Islandspezialisten wie Island ProTravel ist sehr wenig los und ich beginne heute, nach einer einzigen Reiseleitung im Sommer, meine Bürosaison in Kurzarbeit. Ich weiss, dass nicht nur ich mir wünsche, bald wieder reisen und Ausschau nach Nordlichtern halten zu können, die passenden Reisen wären bereit. Unverbindlich darf man sich bei Interesse gerne melden. Unter anderem verbringe jetzt ich meine Zeit mit dem Aufräumen meiner Bildersammlung, lese isländische Bücher, wie zum Beispiel Kalmann von Joachim B. Schmidt (mit aktualisierter Liste seiner Lesungen) oder bewege mich und fotografiere draussen in der Natur…

Ein Kommentar

  1. Finde dini Brichte u Fotos immer mega guet . Hammermässig wi das Video usgseht. Muess e mega Erfahrig däm Schouspiu über ne Stung lang chönne zuetluege🙉🤗. Hoffe das gli wider darfsch ga🤔🤪 Grüessli

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