Viele Leute besuchen zur Zeit die attraktive Ausbruchsstelle von Geldingadalir auf der Halbinsel Reykjanes, wo seit dem 19. März kontinuierlich Lava ausströmt. Die Wissenschaftler kamen schon zu spannenden Erkenntnissen. Zuweilen sieht man auf Bildern Menschenströme, tagsüber oder in der Nacht als leuchtende Lichterkette. Dass es zu einem Vulkanausbruch kommen würde, war zu erwarten, dass aber die Menschen, die meisten sind Isländer, sich das Spektakel vor Ort anschauen möchten, wohl weniger. Es ist ein Vulkanausbruch, wie man ihn sich wünscht (siehe früherer Bericht). Wegen allfälliger Gase, welche sich ansammeln können, ist allerdings Vorsicht geboten. Mittlerweile wurde ein kürzerer und einfacherer Weg markiert, mit Fahrzeugen kommt man nicht hin. Die Autos aber müssen auch geparkt werden, die Situation am Sudurstrandarvegur war zeitweilig chaotisch. Ein Shuttlebus von einem Parkgelände war angedacht, sogar ein Bustransfer ab Reykjavik wurde schon beworben, die neusten Coronarestriktionen mit maximaler Personenzahl und Abstandsregeln machen dies aber schwierig. Die Leute werden also wohl weiterhin auf eigene Faust zum Lavafeuerwerk pilgern, die Behörden und Rettungsmannschaften sind vor Ort und sperren das Gebiet bei schlechtem Wetter auch ab.
Mittlerweile haben Wissenschaftler die ausgetretene Lava untersucht und vermuten, dass es sich nicht um eine Spaltenöffnung, wie auf dieser Webseite beschrieben, handelt, sondern um den Ausbruch eines Schildvulkans mit typisch dünnflüssiger Lava. Solche Eruptionen können sehr lange dauern, Wochen, Monate, vielleicht Jahre. Beispiele für andere Schildvulkane sind der Skjaldbreidur, welcher gleich den Begriff Schildvulkan lieferte und von Thingvellir sichtbar ist oder Trölladyngia (dt. Trollhaufen) im östlichen Hochland. Zu dieser Annahme kam man mit der Feststellung, dass das Magma sogenannt primitiv ist und in einer Tiefe von 30 bis 40 Kilometern im Erdmantel schmolz, danach auf 17 bis 20 Kilometer Tiefe anstieg, wo es sich ansammelte. Die Erdkruste ist in Reykjanes 17 Kilometer tief. Bei anderen Vulkanausbrüche füllen sich Magmakammern im obersten Bereich, also in der Erdkruste. Auf der Halbinsel Reykjanes gibt es einige Schildvulkane, sie sind in der Landschaft kaum sichtbar, der letzte Ausbruch ist lange her. Thrainsskjöldur ist einer davon, das Lavafeld erstreckt sich von Vogar bis Stapahraun ganz im Südwesten, er dürfte vor uge ungefähr 9000 Jahren ausgebrochen. Island hat zahlreiche Schildvulkane, der Kilauea auf Hawaii ist ein nicht isländisches Beispiel. Was zusätzlich auf einen Ausbruch eines Schildvulkans hindeutet, ist die stabile Lavaströmung. Es scheint sich mit 1220-1240°C um die heisseste Lava zu handeln, die seit der Aufzeichnung gemessen wurde. Die Magmaaufnahme und der Kraterabfluss dürften ungefähr gleich sein. Auf der Livecam ist gut zu beobachten, wie sich die Landschaft um den Ausbruch ständig verändert. Krater entstehen, stürzen wieder ein, neue bilden sich und der glühende Gesteinsbrei fliesst davon, kühlt sich ab, um gleich wieder überströmt zu werden . Die Lava beginnt das Geldinga-Tal nun aufzufüllen, gemäss Schätzungen dürfte sich diese in 8 bis 18 Tagen in die benachbarte, ebenfalls unbesiedelte Ebene ergiessen. Es ist ein unglaublich spannendes Spektakel, welches vielleicht doch nicht so schnell vorbei ist, wie man zuerst dachte. Natürlich hoffen alle, der Ausbruch bleibt im sicheren Bereich und kann weiterhin beobachtet werden. Vielleicht würde es den Tourismus sogar etwas schneller ankurbeln, wenn reisen wieder einfacher wird.
So warte ich selbst auf die Gelegenheit, angereist bin ich bereits. Bei Wind und eisiger Kälte machte ich mich nach dem Flug am Abend noch auf zu den Klippen und konnte den Ausbruch gut erkennen. Im Flugzeug erwischte ich zwar die richtige Seite, die Kamera war durchs Fenster getestet und bereit, aber wir flogen weit aussen auf dem Atlantik und die Ausbruchsstelle war nicht zu erkennen.
Heute herrscht Sturm und die Zufahrtsstrasse zum Wanderweg wurde bereits gesperrt, aber die Gelegenheit wird kommen und für den Heliflug bin ich auch registriert. Mit meiner Kamera habe ich einige Ambitionen und möchte nicht nur Handybilder machen. Bereits das Recherchieren ist aufregend und ich hoffe, hier bald eigenes Bildmaterial posten zu dürfen! Für diesen Beitrag kann ich auf die Bilder von Eggert zugreifen, der mit meiner Kamera bereits vor Ort war.
27. März 2021 um 22:48
Ich verfolge mehrmals täglich den Vulkan-Ausbruch über die Live-Cam des isländischen Fernsehens- (ruv.is) sehr eindrücklich diese Urgewald, auch aus der Ferne/von zuhause aus!