Skafta Gletscherlauf – update

Bild von der Brücke auf den Fluss Skafta nahe der Ringstrasse auf der Strasse 208 bei normalem Wasserstand. 13.10.2015

Bild von der Brücke auf den Fluss Skafta nahe der Ringstrasse auf der Strasse 208 bei normalem Wasserstand. 13.10.2010

Einmal mehr wird Island seiner oft verwendeten Bezeichnung „Insel aus Feuer und Eis“ alle Ehre. Die Messgeräte am Fluss Skafta zeichneten in den letzten Tagen plötzlich deutlich grössere Wassermengen auf und wiesen auf einen Gletscherlauf hin. Dieses Naturphänomen ist typisch für Island und das Wort „Jökulhlaup“, dt. Gletscherlauf wurde zum geografischen Begriff. Gletscherläufe können im Zusammenhang mit Vulkanausbrüchen unter Gletschern entstehen,  wie es 1996 bei Grimsvötn, 2010 bei Eyjafjallajökull geschah und 2014/15 bei Bardarbunga befürchtet wurde. Vulkanische Wärme oder Hitze lässt den Gletscher unterirdisch schmelzen. Das Wasser kann sich eine Weile sammeln, aber irgendwann kommt es zum Überlauf oder eben Gletscherlauf. Im schlimmeren Falle werden mit den Wassermassen Eisblöcke mitgeführt. 1996 waren es haushohe Eisberge, welche im Bereich des Skaftafell Nationalparks eine Brücke der Ringstrasse mit sich rissen.

Im Falle des jetzigen Gletscherlaufs beim Fluss Skafta entleert sich das Wasser, welches sich unter dem Vatnajökull angesammelt hat. Seit 1972 wird die Wassermenge aufgezeichnet und noch nie wurden derart gigantische Zahlen gemässen. Die normalen 120 Kubikmeter Wasser pro Sekunde erhöhten sich innert kurzer Zeit auf über 2000 Kubikmeter! Auch die an der Skafta lebenden Farmer können sich an keine derartigen Wassermassen erinnern und Teile ihres Landes sind überflutet. Bekannt sind zwei Einbruchsbecken am Vatnajökull, der östliche ist gut sichtbar eingesunken . Am besten lässt sich dies aus der Luft beobachten. (Bild und Bericht von Morgunbladid, Karte von mbl.is)

Es sind nicht allein die grossen, schmutzig grauen Wassermassen, die viel Land überfluten, sondern auch gefährliche Gase wie Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid können mitgeführt werden. Aktuell kann plötzlich die Ringstrasse einige Kilometer westlich von Kirkjubaerklauster unter Wasser stehen. Heute hatte der Wasserstand gemäss Berichten die Höhe der Brücke über die Skafta an der Strasse 208 erreicht. (Bericht in Visir)

Für Touristen ist die Strasse 208 ab Ringstrasse Richtung Holaskjol und Eldgja gesperrt, da unpassierbar. Leider wird auf der Webseite von Vegagerdin nur auf isländisch gewarnt: „ Lokað – Búið er að loka austasta hluta F208 vegna Skaftárhlaups“. Die Strassenkarte ist auch für anders sprachige Leute verständlich.

Reisende sind gut beraten, sich vor Fahrten durch den Südosten zu informieren und für die Isländer ist zu hoffen, dass sich die Schäden in Grenzen halten. Das Zusammenspiel von Feuer und Eis und die damit ausgelösten Naturgewalten werden uns auch ohne grossen Vulkanausbruch am Beispiel von Skafta vor Augen geführt.

Update: Die Brücke (von der das Tielbild gemacht wurde) ist gesperrt. Sie wurde auf Lava gebaut, aber darunter sind weichere Bodenschichten. Die gewaltigen Fluten könnten alles unterspült haben, was sich erst zeigen wird, wenn der Flusspegel gesunken ist. Mehr eindrückliche Bilder von Morgunbladid zum Skafta Gletscherlauf.

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