Der aktuelle Ausbruch auf der Halbinsel Reykjanes hat einen Namen und das Icelandic Met Office (IMO), sowie weitere Medien veröffentlichten neue Fakten, Erkenntnisse und Vermutungen und es geht darum, wie es mit Grindavik und der evakuierten Bevölkerung weitergeht.
An der Zusammenkunft der Behörden wurde wiederholt, dass es gerade mal 90 Minuten dauerte von den ersten Anzeichen durch Erdbeben bis zum Start des Ausbruchs. Zu Beginn war der Ausbruch heftig wie auf dieser Webseite schon gestern berichtet wurde. Lavafontänen schossen aus einer fast vier Kilometern langen Spalte teilweise bis 200 Meter in die Höhe. Der südlichste Punkt der Lavaspalte lag ungefähr drei Kilometer von Grindavik entfernt. Die Intensität betrug in den ersten Stunden etwa 100 bis 200 Kubikmeter pro Sekunde. Schon am Mittag des 19. Dezembers schwächte der Ausbruch ab auf ungefähr zehn bis zwanzig Kubikmeter und reduzierte sich auf wenige Krater, einzelne Lavafontänen waren noch 30 Meter hoch. Auf den MBL-Webcams war am Abend des 19. auch wegen schlechtem Wetter fast nichts zu sehen, am Abend des 20. Dezember ist auch wenig glühende Lava erkennbar. Sehr eindrückliche Bilder wurden auch in der Sendung 10vor10 von SRF gezeigt (inklusive Interview mit dem Schriftsteller Joachim Schmidt). Viele weitere Bilder und Videos findet man weiteren isländischen und sozialen Medien
Einige Vulkanologen vermuten, es könnte sich um eine typisch isländische Eruption handeln, die sehr intensiv startet, aber schnell abschwächt und vielleicht auch nur von kurzer Dauer ist. Zeitliche Vermutungen bis zu einem möglichen Ausbruchsende reichen von bis zum Wochenende oder zehn Tagen bis zu einer Dauer von Wochen, gar Monaten. Beteuert wird weiterhin, zum jetzigen Zeitpunkt seien Menschen und Infrastruktur nicht gefährdet. Allerdings werden nun auch Gase in Richtung von Siedlungen geweht, so lag plötzlich in Reykjanesbaer für eine Weile ein Schwefelgeruch in der Luft.
Aber das lauernde Gefahrenpotential lässt die Behörden noch nicht aufatmen. Sie wissen um mögliche weitere Ausbrüche in neuen Spalten und der allenfalls kurzen Vorlaufzeit von Anzeichen bis zum Ausbruch. Aber die Risikozone scheint sich etwas geändert zu haben. Deshalb wurde die erst vor wenigen Wochen erstellte Gefahrenkarte für Grindavik überarbeitet, die neue Version gilt bis zum 28. Dezember (siehe IMO vom 20. Dezember, 18.50 Uhr). Es sieht danach aus, als habe das Risiko eines Ausbruchs direkt im Ort abgenommen. So dürfen sich Bewohner und Personen, welche in Grindavik arbeiten ab dem 21. Dezember von 7 bis 16 Uhr im Ort aufhalten. Übernachtet darf weiterhin nicht dort. Zufahrtsstrassen sind für andere Personen gesperrt, diese haben weiterhin keinen Zutritt zu Grindavik. Deutlich wurde auch mitgeteilt, dass es sich um keinen Touristenausbruch handelt und das Gelände zu den Kratern wird nicht erschlossen. Es ist zu hoffen, dass Touristen hier Verständnis zeigen. Polizei, Zivilschutz und Rettungsmannschaften haben schlichtweg nicht die Kapazität einen Besuch einigermassen sicher zu gestalten, das Gebiet ist schlecht erschlossen, eher schwer begehbar und es herrschen winterliche Verhältnisse mit wenigen Stunden Tageslicht.
Immer noch gibt es Probleme, genügend geeigneten Wohnraum für die am 11. November evakuierte Bevölkerung von Grindavik zu finden. Anscheinend konnten zahlreiche Personen und Familien bis jetzt nicht optimal untergebracht werden. Wir wünschen den betroffenen Menschen, dass sie trotz allem einigermassen schöne Weihnachtstage feiern können, auch wenn sie nicht zu Hause sein dürfen.
Bereits wird für den neusten Vulkanausbruch ein Name genannt, ob dieser offiziell ist oder nicht, entzieht sich der Kenntnis. Auf jeden Fall ist dieser Name typisch isländisch, lang und kompliziert: Sundhnuksgigarödin. Nachrichtensprecherinnen und -sprecher wird dies nicht freuen, sollte dieser Vulkanausbruch weiterhin von sich reden machen. Sie dürften sich gut an frühere Ausbrüche erinnern. Hier eine kleine Liste:
2010 Eyjafjallajökull
2011 Grimsvötn
2014 Holuhraun (Bardarbunga)
2021 Fagradalsfjall, genauer Geldingadalir und Meradalir
2022 Fagradalsfjall zum Zweiten, genauer Meradalir
2023 Litli Hrutur und aktuell Sundhnuksgigarödin
21. Dezember 2023 um 7:52
Herzlichen Dank für die Orientierung.
Auch ich wünsche den Menschen vor Ort, dass sie trotz allem etwas von Weihnachten spüren dürfen.
21. Dezember 2023 um 8:54
Danke für deinen Kommentar liebe Elisabeth. Ja, es ist wirklich so, wir geniessen die tollen Bilder des gewaltigen Naturereignisses und sind froh, dass bis jetzt niemand und nichts zu Schaden kam. Hoffentlich bleibt es so! Aber die Menschen von Grindavik hatten Hoffnung und kehrten gedanklich bereits nach Hause zurück, als ihr Wunsch, Weihnachten daheim zu feiern vom plötzlichen Ausbruch jäh zunichte gemacht wurde. Denken wir in diesen Tagen auch ganz fest an sie alle…