Unruhe beim Vulkan Öraefajökull

Blick über die Gletscherlagune zu Öraefajökull. 03.03.2017

Öraefajökull heisst übersetzt Ödland- oder Wüstengletscher! Er befindet sich im Südosten der Insel und ist mit Islands grösster Erhebung von 2110 Metern, dem Hvannadalshnukur der zweithöchste Vulkan Europas. Nur der Ätna ist höher. Seit einiger Zeit sorgen sich die Vulkanologen und Geologen über den Öraefajökull, denn gravierende Veränderungen wurden entdeckt und es wird spekuliert, wie gross die Gefahr eines Ausbruchs ist und welches die Folgen sein könnten. Gestern fand auch ein Treffen von Behörden und Spezialisten statt, an welchem ein Plan zur Evakuierung des Gebiets erstellt wurde. Niemand weiss, ob eine Eruption kurz bevorsteht oder ob es doch noch längere Zeit oder gar Jahre dauert bis es soweit ist. Es gibt auch keine gesicherte Information ob sich ein Ausbruch deutlich ankündigt oder ob es ohne Vorwarnung losgeht. Zum einen wurde im Eis eine neue Caldera von einem Kilometer Durchmesser und 15 bis 20 Meter Tiefe aus der Luft entdeckt. Zum anderen führte der Fluss Kvia plötzlich mehr Wasser und roch stark nach Schwefel. Dies sind eindeutige Zeichen für eine vulkanische Aktivität von Öraefajökull, welcher von einer ungefähr 500 Meter dicken Eisschickt überdeckt ist. Bereits in früheren Monaten stellte man seismische Aktivitäten fest, diese nahmen aber in den letzten Tagen stark ab. Es besteht eine grosse Unsicherheit, ob der Vulkan in Kürze ausbricht, ob es Monate oder gar Jahre dauert oder ob es zu gar keiner Eruption kommt. Die Wissenschaftler können sich vorstellen, dass Magma in die Wurzeln des Vulkans eingeflossen ist und man nimmt die Situation sehr ernst. Am 18. November haben die Behörden die erste Alarmstufe (gelb) für das Gebiet ausgerufen und man ist sehr wachsam. Diese ist immer noch aktiv, wie man auf der Webseite des meteorologischen Dienstes von Island sehen kann (siehe unten). Die Information ist besonders für den Luftverkehr wichtig, aber die Behörden haben ebenfalls ein Evakurierungskonzept ausgearbeitet, da sich im Südosten Islands meistens viele Touristen aufhalten und man nicht sicher ist, ob der Vulkan im Falle einer Eruption Zeichen der Vorwarnung von sich gibt oder ob er plötzlich einfach ausbricht. Heutzutage halten sich definitiv viel mehr Menschen in diesem Gebiet auf als bei den letzten Ausbrüchen, von welchen man aus geschichtlichen Dokumenten Kenntnis hat. In den letzten 1000 Jahren gab es zwei Eruptionen von Öraefajökull, die eine war 1362 und die andere im Jahr 1727. Der Ausbruch von 1362 zerstörte viel Farmland der Wikinger und hinterliess eine Lavawüste. Im 18. Jahrhundert gab es weitere gewaltige Vulkanausbrüche wie Krafla und Laki und die damalige isländische Bevölkerung wurde arg dezimiert. Im Vergleich dazu war der Ausbruch von Eyjafjallajökull 2010 klein. Heute kann man diesen wieder bis zum Gipfelkrater erreichen. Ob und wie Öraefajökull erwacht oder ob es sogar der Vulkan Katla früher loslegt, weiss niemand. Aber es ist wichtig wachsam zu bleiben und die Zeichen der Natur zu lesen.

Für Interessierte sind hier einige Links mit Bildern und Texten im Zusammenhang mit den Geschehnissen um Öraefajökull:

Iceland Monitor Interview mit dem Geophysiker Pall Einarsson (Englisch)

Iceland Review erste Alarmstufe (Deutsch) 

Iceland Monitor Alarmstufe gelb mit Luftbildern (Englisch)

Frankfurter Allgemeine (Deutsch)

Isländische Wetterseite Vedur mit Karte der Vulkane und Alarmstufe gelb bei Öraefajökull

Iceland Monitor Ungewissheit bei Öraefajökull (Englisch)

Iceland Monitor Evakuierungsplan mit Karte (Englisch)

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