Seit Wochen gibt es vermehrte Erdbebentätigkeit im Bereich des Myrdalsjökull, unter welchem der Vulkan Katla liegt. Vorgestern wurden 230 Erdbeben registriert, seit gestern hat die seismische Tätigkeit wieder abgenommen und es wurden seit Mitternacht nur wenige mehr als 20 Erdbeben aufgezeichnet. Die seismische Situation kann man auf der Webseite der Meteorologischen Anstalt einsehen. Die neusten Erdbeben werden als ungewöhnlich viel und hoch bezeichnet. Dies ist der Grund, weshalb man die Situation um Vulkan Katla als ungewiss eingestuft hat. Es ist ungewiss was folgen wird, ob sich der Vulkan wieder beruhigt oder ob es zu einem Ausbruch kommen wird. Katla brach in der Vergangenheit ein bis zwei Mal pro Jahrhundert aus, zwanzig Mal seit der Besiedlung von Island. Der letzte Ausbruch ereignete sich 1918, was verhältnismässig lange ist. Die Erfahrungen von 2010 mit Eyjafjallajökull machen die Leute der Region Vik und die Hotelbesitzer der Umgebung ein bisschen unruhig. Etwas Relativieren kann man die Tatsache aber auch, dass Vulkan Katla ab und zu mit seismischer Unruhe von sich reden machte, ohne dass es zu einem Ausbruch kam.
Mit der Ungewissheits- oder gelben Stufe wurden von den Zivilschutzbehörden die Strasse zum Solheimajökull und rund um den Myrdalsjökull liegende Hütten und Campingplätze gesperrt, wie zum Beispiel Thakgil oder in der Region Thorsmörk. Man will verhindern, dass sich im Falle eines Ausbruchs noch viele Touristen im Gebiet aufhalten. Für eine Evakuierung der Bevölkerung ist man vorbereitet und in Alarmbereitschaft. Allgemein muss man bei Ausbrüchen von eisbedeckten Vulkanen mit gefährlichen Gletscherläufen und Aschereuptionen rechnen. Der letzte Ausbruch schuf den grossen Myrdalssandur, die Küstenlinie wurde 1918 um 500 Meter ins Meer hinaus geschoben. Den Bereich der Ringstrasse hat man mit Alaskalupinen übersät, welche im Juni und anfangs Juli das Gebiet in ein blaues Meer verwandeln.
Die Erdbeben können darauf hinweisen, dass Magma die Erdkruste durchdringt. Sollte Magma dann weiter aufsteigen, dürfte die vulkanische Unruhe stark zunehmen. Dies wurde bis jetzt nicht gemessen. Auch beim Überflug über den Vulkan wurden heute keine Veränderungen gesichtet. Die Hitze lässt sich erst erkennen, wenn sie das Eis durchbricht. Deshalb beobachtet man die Flüsse sehr genau, deren Wasserpegel und die -temperatur. Der weitere Verlauf des Geschehens und ob es zum Ausbruch von Katla kommt, ist nicht vorauszusagen. Ähnliche Vorzeichen hatte man 2014 beim Ausbruch von Bardarbunga erlebt. Vulkan Katla lässt sich via Webcam beobachten.
Der Name Katla ist ein beliebter Frauenname und ist die weibliche Form vom isländischen „ketill“, was Kessel heisst. Der Legende nach besass eine bösartige Arbeiterin namens Katla ein Paar Wunderhosen, welche eine fast unendliche Ausdauer verliehen, wenn man sie trug. Ohne zu fragen, lieh sich der Hirtenjunge Bardi die Hose von Katla aus um die Schafe zusammen zu treiben. Aus Wut darüber tötete ihn Katla nach seiner Rückkehr und versteckte die Leiche in einer Tonne Skyr. Gegen Ende des Winters fürchtete Katla, dass Bardi gefunden würde. Sie lief auf den benachbarten Berg und verschwand darin. Damit wurde ein Gletscherlauf ausgelöst.