Vulkanausbruch zum Dessert für Wintermärchen

Der 4. Vulkanausbruch bei Svartsengi kurz nach Beginn. Sicht von Asbru/Njardvik, 16.03.2024, 21.20 Uhr

Die Reisegäste der Wintermärchen-Reise wurden zum Tourende Zeugen des jüngsten Vulkanausbruchs bei den Sundhnukagigarkratern in der Nähe der Blauen Lagune und des Ortes Grindavik. Wir sassen in Keflavik im Restaurant beim Abschiedsabendessen, liessen uns dabei Zeit, da wegen der Bewölkung nicht mit Nordlichtern zu rechnen war. An die Möglichkeit eines Vulkanausbruchs dachte niemand. Alle waren satt, verzichteten auf eine Nachspeise und ich bezahlte gerade am Tresen als Eggert einen Anruf von einem unserer Best Travel Fahrer erhielt, Zeitpunkt 20.24 Uhr. Er war gerade bei der ehemaligen Nato-Basis Asbru in Njardvik am Tanken, als er Zeuge des Ausbruchsbeginns um 20.23 Uhr wurde. Danke Bjarni, dass du uns sofort angerufen hast! Manche mögen denken, nun aber nichts wie weg, wir aber überlegten uns, von wo wir am meisten sehen können… Wie praktisch war unser Nordlicht-Chat, in welchem ich unkompliziert mitteilen konnte, der Bus würde 15 Minuten später beim Hotel abfahren. In der Zwischenzeit informierte ich noch eine Fotografengruppe aus Bern, welche im Restaurant auch gleich aufsprang, um im Hotel die Kameras zu holen. Schon die Busfahrt durch Keflavik war äusserst eindrücklich, der Himmel dunkelrot. Wir entschieden uns ebenfalls für Asbru, dies war ein guter, etwas höher gelegener Punkt mit sicherer Distanz. Die Strassen näher beim Ausbruch waren oder wurden geschlossen. Dennoch staunten wir, wieviele Autos unterwegs waren, um das neuste Ereignis zu bestaunen. Icelandair schickte den Reisegästen kurz nach Ausbruchsbeginn eine SMS und teilte mit, deren Rückflug am nächsten frühen Morgen wäre nicht gefährdet. Von unserem Standpunkt aus, hörten wir wie Flugzeuge landeten. Wir sahen aus einer Distanz von etwa 13 Kilometern den rot erleuchteten Himmel vor den verschneiten Bergen der Halbinsel Reykjanes und die glühende Lava. Im Vordergrund bewegten sich die blauen Lichter auf der Grindavik-Strasse hin und her, die Behörden und Sicherheitsmannschaften waren längst unterwegs. Fotografieren war wegen des heftigen Windes nicht einfach, die Bilder sind nicht perfekt, aber eine gute Erinnerung. Was für ein einzigartiger Moment wir miterleben durften.

Der Ausbruch, welcher am 16. März um 20.23 Uhr startete, ist der Vierte seit Dezember 2023 in der Serie bei den alten Sundhnukagigarkratern und der Siebte wenn man auch die drei Eruptionen am Fagradalsfjall von 2021 bis 2023 dazurechnet. Eine ungefähr dreieinhalb Kilometer lange Spalte öffnete sich an diesem Abend mehr oder weniger an gleicher Stelle wie bei den drei vorgehenden Ausbrüchen. Am darauf folgenden Morgen hatte sich die Eruption auf zwei Gebiete reduziert und die Spalte war gemäss den Medien nur noch einige hundert Meter lang. Die Fotos von 5 Uhr früh des 17. März zeigen deutlich, wie sich die Lage der aktiven Ausbruchsstellen verschoben hatte.

Zu diesem Zeitpunkt ging man davon aus, auch diese Eruption würde innert kurzer Zeit enden. Aber Vulkane halten sich nicht immer an Erfahrungswerte und so gibt es immer noch aktive Krater während dieser Beitrag entsteht. Am 18. März fuhr  ich mit einem Reisegast, der den Ausbruchsstart unfallbedingt verpasst hatte, abends zur Abzweigung nach Grindavik und wir beide bestaunten und fotografierten von dort die hochspritzende Lava. Gemäss den Medien ist der Ausbruch der Stärkste dieser Serie. Obwohl die Eruption noch andauert, hebt sich das Land bereits wieder. Dies bedeutet, dass weiter Magma aus der Tiefe nachgeliefert wird. Wie lange der Ausbruch noch anhält weiss niemand, vielleicht geht es noch Tage, Wochen oder Monate wie bei der ersten Eruption am Fagradalsfjall.

In den vergangenen Beiträgen hatte ich einiges zu den ersten drei Ausbrüchen geschrieben, dies hier ist das neuste Kapitel. Bei meiner Ankunft am 9. März fuhr ich zur Blauen Lagune, über die Strasse, welche gerade erst über die Lava vom 8. Februar gelegt worden war. Auch beim neusten Ausbruch floss die Lava darüber, eine neue Strasse ist aber schon bereit. Die Blaue Lagune ist noch geschlossen, es gibt im Gebiet erhöhte Gaskonzentrationen. Die Strassen zum Vulkangebiet sind zu und man kann nicht hin gelangen. Die seit November in aller Eile errichteten Schutzwälle bei Svartsengi und Blue Lagoon haben sich bestens bewährt (siehe auch Hinweis zur Einstein-Sendung weiter unten), man arbeitet gerade an der Erhöhung.  Das Material dazu muss aber an einem neuen Ort geholt werden, da die benutzte Mine aktuell von einem Lavafall gefüllt wird. Eindrückliche Bilder wurden im Vulkan-Liveticker von RUV am 22. März eingefügt. 

In der Nacht des 19. März schwärmte ich kurz vor Mitternacht noch zu den Klippen Keflaviks aus. Unglaublich, was sich mir dort für ein 360° Rundblick bot, mit entferntem Blick auf die rote Vulkanausbruchswolke hinter den Lichtern Keflaviks, sichtbares Schneetreiben an den Scheinwerfern der Klippenbeleuchtung, Landeanflug eines Flugzeugs und gegen Nordwesten zeigte sich am aufgerissenen Himmel ein langer, grüner Nordlichtstreifen. Typisch Island! Wer gerade diese Tage (24.-26. März) im Südwesten Islands ist, kann eventuell alles auf ein Bild packen – die Nordlichtvorhersagen sind hervorragend und es sollte auch bei Vollmond klappen.

Am 21. März stand auch mein Rückflug an, die Hoffnung war gross, einen Blick von oben auf den Ausbruch erhaschen zu können. Im Flugzeug fragte ich, welche Seite günstig wäre und durfte noch Platz wechseln. Die Kameratests machte ich noch am Boden. Ist es nicht erstaunlich, dass man aus dem Flugzeugfenster zur Ausbruchsstelle sehen kann? Die Bilder sind qualitativ nicht toll, man sieht die Lichter der Strassenbaufahrzeuge, welche 24 Stunden am Tag arbeiten und zwei schwache, aufsteigende Rauchwolken – immerhin. Leider raubten Wolken und Nebel sämtliche Sicht nach unten. Besser schaut man sich die RUV-Webcams an.

Das Schweizer Fernsehen SRF strahlte am Abend des 21. März eine informative Einstein-Sendung zu den Vulkanausbrüchen auf Reykjanes aus. Diese kann nachgeschaut werden und ist sehr empfehlenswert. Es wird klar, wie sehr die evakuierte Bevölkerung von Grindavik nun leidet und nicht weiss, ob und wann es für sie eine Rückkehr gibt – auf eigene Gefahr ist es erlaubt. Eindrücklich wird aber der Umgang der Isländer mit Vulkanausbrüchen geschildert. Sie tun alles, um mehr Wissen zu erhalten, bessere Vorhersagen machen zu können, überlegen sich, wie sie Schäden verhindern oder schnell reparieren und starten unmittelbar damit.

Kann man zur Zeit nach Island reisen?

Aus anderen Ländern stellt sich die Frage, ob Reisen nach Island zur Zeit sicher sind. Die einzig richtige Antwort darauf ist Ja! Insgesamt ist nur ein kleines Gebiet betroffen, wenige Strassenabschnitte sind gesperrt und ein Bad in der Blauen Lagune zur Zeit nicht sicher. Die Flüge verkehren planmässig. So sind auch meine kommenden, gut oder ausgebuchten Reisen nicht gefährdet, Wintermärchen 2025 ist schon in Bearbeitung. Diese Tour hat uns einmal mehr begeistert. Baldmöglichst werde ich anstelle eines Newsletters eine unverbindliche Infomail  zu den Reisen versenden. Wer diese auch erhalten möchte, kann diese gerne bestellen unter info@bestoficeland.ch.

2 Kommentare

  1. Herzlichen Dank für die Infos und die Videos.
    Hatte das Glück die Sendung Einstein zu sehen, war interessant , auch sehr emotional berührend die Interviews.
    Hochachtung wie umgegangen wird, daraus lernen, einfach zum Staunen.
    Gr eo

    • Liebe Elisabeth. Danke für deinen Kommentar. Ja wir könnten noch so einiges lernen in Sachen schnelle Umsetzung.
      Herzliche Grüsse Marianne

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.