Die Reihenfolge des Beitrags wurde geändert. Die neusten Updates sind nun zuoberst, der ursprüngliche Bericht unten, ganz am Schluss befinden sich einige Links, auch zu Live-Webcams.
Update 27.11.2023 Aktuelle Situation und eventueller Beitragsabschluss
Die Gefahr eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs ist stark zurückgegangen. Die Erdbebentätigkeit ist viel geringer, sowohl in der Anzahl, als auch in der Stärke. Es scheint immer noch Magma in den Magmatunnel einzuströmen, aber es dürfte weniger sein. Dort und bei Svartstengi hebt sich das Land weiterhin, jedoch nicht mehr so schnell wie vor ein paar Tagen. Die Spezialisten vermuten, die Magmaintrusion verfestigt sich bereits im Boden drin. Da die seismische Aktivität noch nicht ganz aufgehört hat, entschied Blue Lagoon heute, die Schliessung von Bad und Hotels vom 30. November auf neu 7. Dezember zu verlängern
Die Berichterstattungen von Behörden und Medien finden nicht mehr so regelmässig statt, weltweit hat das Interesse nachgelassen. Apropos Medien, staunte ich nicht schlecht, wie oft ich nach meiner kürzlichen Rückkehr aus Island gefragt wurde, ob es schlimm sei mit dem Vulkanausbruch. Aber es gab doch gar keinen Ausbruch! TV, Radio, Zeitungen und soziale Medien schaffen es immer wieder, falsche Eindrücke zu vermitteln, viele Leute lesen vermutlich auch nicht genau oder lassen sich von veralteten Bildern irreführen. Diese werden leider gerne genutzt, wenn sich nichts so Spektakuläres veröffentlichen lässt.
In der Periode der vielen und starken Erdbeben gab es zum Glück weder Verletzte noch ist jemand ums Leben gekommen. Die Erfahrungen und schnellen Entscheidungen der Behörden halfen hier sicher mit. Aber für die Bevölkerung aus Grindavik gibt es vermutlich noch ein längeres Warten, bis sie in ihre Häuser und Wohnungen zurückkehren können. Es braucht Reparaturen an Infrastruktur und zahlreichen Gebäuden. Ob Personen, welche in unbeschädigten Häusern leben, bald zurück können, ist noch nicht entschieden. So verbleiben auch Saerun und Heidar noch etwas im Ferienhaus in Vatnsleysuströnd. Erst kürzlich hat die Regierung entschieden, dass Kosten für allfällige Mieten vom Staat übernommen werden – ob ganz oder teilweise entzieht sich meiner Kenntnis. Saerun arbeitete im Restaurant Salthusid in Grindavik und erst am 25. November entdeckte ich einen Artikel mit Bild im Morgunbladid MBL.is. Der Besitzer musste bei seinem Besuch vor Ort die Türe aufbrechen, um ins Gebäude zu gelangen. Die Rettungsmannschaften begleiteten ihn, um sichergehen, dass nicht gleich alles einstürzt. Der Boden ist geneigt und die Wände stehen schief. Draussen zeigen sich ein eindrücklicher Riss und ein grosses Loch von den heftigen Erdbewegungen. Ob und wann das Restaurant repariert und wieder betrieben werden kann, ist sehr fraglich.
Gibt es in nächster Zeit keine signifikanten Veränderungen rund um Grindavik, Svartstengi und Blue Lagoon, schliesse ich diesen sehr lang gewordenen Beitrag. Der betroffenen Bevölkerung wünsche ich viel Kraft und Zuversicht für eine baldige Normalität in ihrem so abrupt veränderten Leben als Evakuierte.
Update 23.11.2023 Von Notfall zu Gefahrenstufe
Die Behörden haben heute entschieden, Grindavik von der Notfallstufe auf die Gefahrenstufe heruntersetzen. Es sieht so aus, als glaubt man immer weniger, dass es zu einem Ausbruch kommen wird, aber ganz ist die Gefahr noch nicht gebannt. Es gibt keine Angaben, wann die Bevölkerung zurückkehren kann. Ebenfalls wird zur Zeit diskutiert, ob man die Erkenntnisse vom Ausbruch von Heimaey anwenden könnte, falls doch man Lava fliessen sollte. Dazu wurde ein Abklärungsteam gegründet und je nachdem würde man wohl Pumpen für Grindavik anschaffen. In Heimaey konnte man 1973 die Lava herunter kühlen und verhindern, dass diese den Hafen zerstörte. Zwischen Sandgerdi und Gardur ist man daran, für einen Notfall im Kraftwerk Svartstengi heisses Wasser bereitzustellen und versucht auch Notlösungen zur Stromproduktion zu finden. Gestern, 22. November wurde Medienschaffenden erlaubt Grindavik, geführt zu besuchen. Vor allem ausländische Journalisten hatten sich beklagt, keine Zutritt erhalten zu haben. In meinen Augen wurde vorher von den Behörden richtig entschieden – es gibt wichtigeres als die (Sensations-) Berichterstattung. Gemäss isländischen Medien beginnen sich nun die Wissenschaftler gegenseitig zu be- und verurteilen. Vor allem das Icelandic Met Office wird kritisiert sich an veralteten Messungen zu orientieren. In Island geniesst der Vulkanspezialist Haraldur Sigurdsson ein grosses Ansehen. Er kann nicht verstehen, wer zu welchen Entscheidungen befugt ist. Das früher in einem Beitrag erwähnte Buch Islandfeuer beschreibt dies eigentlich sehr gut, wenn auch fiktiv.
Ohne Änderung der aktuellen Situation kann die Bevölkerung Grindaviks nun in ihren Häusern und Wohnungen jeweils zwischen 9 und 16 Uhr weitere Sachen holen. Sie müssen sich aber registrieren, um Zutritt zum Ort zu erhalten. Für andere Personen und Schaulustige ist der Besuch von Grindavik weiterhin verboten.
Update 20.11.2023 Neues und Altes
Aktuell wird eine schnellere Landhebung beim Kraftwerk Svartstengi gemessen, was aber nicht zwingend zu einem Ausbruch führen muss. Svartstengi befindet sich nicht direkt über dem Tunnel mit der Magmaintrusion und die Erdkruste dürfte dort fester sein. Das Magma hingegen sucht sich eine Schwachstelle in der Kruste um an die Oberfläche zu gelangen. Ein weiterer Vulkanologe wurde interviewt und er sieht für einen Ausbruch wiederum das westlich gelegene Eldvörp als wahrscheinlicher (siehe Hauptbeitrag ganz unten). Er sagt aber auch, dass eine jetzige Rückkehr der Bevölkerung nach Grindavik nicht wünschenswert oder klug wäre. Für viele Personen wird es immer schwieriger nicht zurückkehren zu können, während sich andere gegenüber den Medien dahingehend äusserten, für immer einen anderen Wohnort zu suchen. Die Lage an der Plattengrenze von Nordamerika und Eurasien wird bleiben und die Kontinentalplatten können sich immer wieder verschieben, begleitet von Erdbeben mit oder ohne Vulkanausbruch…
Update 19.11.2023 mit Flugbildern
Etwas in den Medien zu lesen oder selbst ein Bild davon zu erhalten, macht einen grossen Unterschied. Mein Flug für den 18. November war längst gebucht, als die Erdbeben in und um Grindavik begannen. So flog ich gestern von Zürich nach Island und war gespannt, wieviel ich von der Halbinsel Reykjanes sehen würde oder ob allenfalls ein grosser Bogen geflogen würde. Die Kamera war aber bereit und tatsächlich erhielt ich eine gute Gelegenheit, wir flogen direkt über den evakuierten Ort Grindavik. Natürlich ging alles schnell und das Licht fehlte auch schon etwas. So wurden die Aufnahmen nicht allzu scharf, doch beim Einzoomen sind sowohl die grosse Spalte in der Hauptstrasse und die neue Grabenlinie sichtbar.
Heute Sonntag traf ich die Leute, die zur Zeit mein Ferienhaus bewohnen, weil sie auch Grindavik weg mussten. Sie sind unendlich dankbar, in Vatnsleysuströnd sein zu können, auch wenn sie sich darauf freuen, wieder zurückzukehren. Beim erlaubten kurzen Besuch zu Hause, sah Saerun erleichtert, dass ihr Haus keine Spalten hat und unbeschädigt sein. Aber in der Nachbarschaft sieht es bereits anders aus. Es werden aufwändige Reparaturen nötig sein. Ich bin aber froh, jemandem in dieser nicht einfachen Zeit etwas helfen zu können.
Etwas verwirrend scheinen mir die Angaben von Landhebung und Absenkungen. Dank einer Karten und Berichten vom Icelandic Met Office IMO wird es aber verständlich. Dort wo das Magma einströmt, hat man bereits einige Zentimeter Landhebung gemessen, während sich seitlich des vermuteten Magmatunnels Gräben bildeten, das Land also abgesunken ist. Kein Wunder also, dass befestigte, nicht elastische Infrastruktur wie Häuser und Strassen massive Schäden aufweisen.
Und trotz allem: Ausser der geschlossenen Blauen Lagune und gesperrten Strassen nach und in Grindavik sind Reisende in Island nicht eingeschränkt, der Flugverkehr verläuft normal und wie oben aufgezeigt auch über Grindavik.
Update oder eher Spekulationen 18.11.2023
Kommt es zum Ausbruch oder doch nicht? Das ist die grosse Frage, die man sich im Südwesten Islands stellt. Die Situation in und rund um Grindavik präsentiert sich seit mehreren Tagen unverändert. Nach wie vor gibt es täglich hunderte Erdbeben, allerdings nicht sehr starke und die Landhebung dauert an, dies vor allem über dem Magmatunnel. Das bedeutet, dass dort immer noch Magma einströmt. Bis jetzt kam es zu keinem Ausbruch und die Meinungen der Vulkanologen gehen auch auseinander. Während einige annehmen, in den nächsten Tagen kommt es zu einer Eruption, bezweifeln andere, ob das Magma die Erdoberfläche erreicht oder bereits tiefer im Boden zu erstarren beginnt. Auf alle Fälle wurde man sich wieder deutlich der Lage an der Grenze der Kontinentalplatten bewusst. Vielleicht ist es so, dass sich nun riesige Spannungen entladen haben und eventuell kommt die Erdkruste hier auch wieder zur Ruhe. Ich erinnere mich sehr gut an meinen Geografieunterricht auf der Oberstufe und das Thema Plattentektonik und Kontinentaldrift. Dort veranschaulichte ich dies eher am Beispiel der San-Andreas-Verwerfung im Westen Amerikas. Grindavik dürfte aber ein vergleichbares Beispiel sein. Wie schon weiter oben erwähnt, traten die neuen Erdverschiebungen entlang von Spalten auf, die schon 2000 Jahre alt sind. Alfred Wegener, welchem man die Theorie der Verschiebung der Kontinente nicht glaubte, hätte heute keine Mühe dort Beweise zu erbringen. Wie aber geht es weiter in Grindavik? Die Bewohner können noch nicht zurück in ihre Häuser und Wohnungen, sie leben zur Zeit im Exil. Es dürfte auch lange dauern bis alle Schäden im Ort behoben sind. Wie wohl sich die Rückkehrenden fühlen werden, bleibt auch fraglich. Sie wissen nach den Ausbrüchen in den vergangenen Sommern und der jetztigen Situation um die Gefahrenzone, in der sie leben. Hoffen wir, alles beruhigt sich nun nach und nach und es nimmt ein gutes Ende für die Bewohner Grindaviks. In den sozialen Medien kursieren die wildesten Szenarien, man strebt eher nach Aufmerksamkeit als nach Wahrheit und in diversen Videos ist der Vulkan mit einer gigantischen Aschewolke bereits ausgebrochen…
Update 14.11.2023
Wie in den vergangenen Tagen erhielt die Bevölkerung Grindavis am Dienstagnachmittag die Möglichkeit, streng geregelt notwendige Dinge aus Häusern und Wohnungen zu holen. Die Aktion dauerte jedoch nur bis 15 Uhr. Dann kam es zu einer sofortigen Räumung des Ortes, weil neue Messgeräte auf dem Berg Husafell plötzlich höhere Werte an Schwefeldioxid anzeigten. Die Vulkanologen warnten, weil sich dieses Gas nur entwickeln kann, wenn Magma nahe an der Erdoberfläche liegt. Einmal mehr war es keine Noträumung sondern diente der Sicherheit aller und verlief unglaublich schnell. Innert 95 Sekunden waren alle weg.
Man wird sich immer mehr bewusst, wie gross die Schäden an Häusern und Boden in Grindavik sind. Gefahr lauere auch vor unsichtbaren Spalten ähnlich wie bei einem schneebedeckten Gletscher. Messungen zeigen, dass Erdschichten im Bereich des entstandenen Grabens immer noch auseinanderdriften. Deshalb kann es jederzeit zu einem vulkanischen Ausbruch kommen. Der Graben verläuft oberhalb des Magmaintrusionstunnels und ist mittlerweile ein breiter Streifen, indem weitere Spalten entstanden sind. Auch auf dem Berg Thorbjörn hat es neue Spalten, das Servicegebäude wurde stark beschädigt. Spezialisten vermuten, die Magmaintrosion betrage zur Zeit 75 Kubikmeter pro Sekunde! Das Fiberglaskabel von der Svartstengi-Betreiberin HS Orka, welches vom Kraftwerk westlich am Berg Thornbjörn bis zur Bucht Arfadalsvik (westlich von Grindavik) verläuft, wird als zusätzliches seismisches Messinstrument verwendet. Diese Technologie hat eine hohe Sensibilität und wurde von HS Orka gemeinsam mit der ETH Zürich entwickelt.
Die Auffanglager für Grindaviks Bevölkerung wurden wieder geschlossen, mittlerweile haben alle dank der grossen Hilfsbereitschaft in Island andersweitig Unterschlupf gefunden.
Am Abend kam der Entscheid von Blue Lagoon, dass Bad und Hotels bis zum 30. November aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben. Fast gleichzeitig entschied das Isländische Parlament, den Bau eines Schutzwalls um Lagune und Kraftwerk zu bewilligen. Damit wurde umgehend begonnen. Etwas fragwürdig dürfte die Finanzierung sein, für welche gemäss Regierung Hausbesitzer mit Steuererhöhungen über drei Jahre aufkommen sollen. Hingegen müssten die gewinnbringenden Unternehmen HS Orka und Blue Lagoon nichts bezahlen – eher unverständlich für viele!
Update mit neuen Messungen 13.11.2023
Wiederum gab es von Mitternacht bis 16 Uhr ungefähr 900 Erdbeben. Die seismische Aktivität konzentriert sich auf das Gebiet der Magma-Intrusion zwischen Sundhnukar und Grindavik in einer Tiefe von zwei bis fünf Kilometern. Die Bodendeformationen in Grindavik haben indes etwas abgenommen. Im westlichen Teil Grindaviks zeigen sich nun Absenkungen von bis zu einem Meter. Die Bilder in sozialen und anderen Medien, zB. von Grapevine, sind äusserst eindrücklich und veranschaulichen die gewaltigen Kräfte der Natur. Hier und dort steigt Dampf aus Strassenspalten, vermutlich gingen auch Heisswasserleitungen kaputt. Die Schäden an der Infrastruktur sind massiv. So weit es die Sicherheit erlaubt, versucht man zu reparieren. Die grosse vertikale Verwerfung, welche durch die starken Erdbeben vom 10. bis 11. November entstanden ist, verläuft entlang des Magmatunnels und durch den Ort Grindavik. Vergleiche von alten und neuen Luftbildern zeigen, dass die neuen Verschiebungen entlang von ungefähr 2000 Jahre alten Spalten verlaufen und es auch horizontale Deformationen gab. Die Messungen lassen vermuten, die grösste Magmamenge sammle sich nahe bei Sundhnukur an, ungefähr 3,5 Kilometer nordnordöstlich von Grindavik.
Auch heute durften Personen wie gestern begleitet in ihren Häusern dringend Notwendiges holen. Anscheinend sind nun auch mehr oder weniger alle Tiere aus dem Ort geholt worden. Grindavik bleibt weiterhin geräumt, die Küstenrettungsschiffe sind weiter draussen im Meer stationiert und sind zusammen mit Helikoptern bereit für Einsätze. Das ganze Gebiet wird immer engmaschiger überwacht, es werden mehr Kameras und Messgeräte installiert, damit man plötzliche Veränderungen schnell feststellen kann.
Update Fakten zur Lage bei Grindavik 12.11.2023
Wissenschaftler, Behörden und Einsatzkräfte treffen sich regelmässig und besprechen die neusten Erkenntnisse von Messungen Beobachtungen, um auch Notfallpläne anzupassen. Es gibt nach wie vor viele Erdbeben, aber diese sind aktuell nicht mehr so stark, wie am 10. November. Man vermutet einen 15 Kilometer langen Magmatunnel, welcher von Kalfellisheidi durch Sundhnukagigar nach Grindavik und bereits weiter in den Atlantik verläuft. Nordöstlich von Grindavik könnte die Intrusionsstelle liegen, wo Magma den Tunnel füllt. Die neusten Erdbeben wurden in 3 bis 5 Kilometer Tiefe aufgezeichnet, dort dürfte das untere Ende des Magmagangs liegen, oben reicht dieser wahrscheinlich bis 800 Meter unter die Erdoberfläche.
Die Entwicklungen deuten auf eine baldige Eruption hin, ob in Stunden oder in Tagen kann aber nicht gesagt werden. Auch besteht die Möglichkeit, dass das Einfliessen von Magma aufhört und es zu keinem Ausbruch kommt. Wo das Magma die Erdoberfläche erreichen wird, lässt sich ebenfalls nicht vorhersagen. Man versucht so schnell als möglich, weitere Geräte und Kameras zu installieren, um einen allfälliges Magmaaustritt möglichst schnell zu entdecken. Man hofft, es ist nicht im Ort Grindavik selbst, aber auch nicht im Meer nahe der Küste. Bei einem Untermeeresausbruch wäre mit Ascheausstoss zu rechnen, während auf dem Land ein Lavafluss wahrscheinlicher ist. Gemäss GPS-Messungen sind die Erdschichten ungefähr 120 cm auseinander geglitten, bei Holuhraun 2014 waren es ganze zwei Meter, aber man staunt diesmal über das schnelle Tempo, es dauerte gerade mal zwei Stunden. Die Deformationsgeschwindigkeit hat nun aber abgenommen. In Grindavik und Umgebung entstanden grosse Schäden durch neue Risse und Spalten, wie Fotos und Drohnenaufnahmen zeigen.
Aktuell dürfen in bestimmten Ortsteilen wohnhafte Leute notwendige Dinge aus Häusern und Wohnungen holen. Die Leute werden ab einem Treffpunkt hingefahren. Pro Wohnung ist es nur eine Person, die beaufsichtigt fünf Minuten lZeit haben, um lebenswichtige Sachen und Haustiere mitzunehmen. Autos sind im Ort nicht erlaubt. Zwei Personen aus Grindavik sind seit gestern im Ferienhaus in Vatnsleysuströnd (Entfernung ca. 20 km). So konnte auch ich einen kleinen Hilfebeitrag leisten und ich hoffe, die beiden haben endlich wieder mal gut geschlafen.
Update Evakuierung Grindavik 10.11.2023
In der zweiten Tageshälfte des 10. Novembers kam es im Gebiet von Grindavik zu intensiver Erdbebentätigkeit, mit vielen, teilweise stärkeren Beben, welche bei Magnitude 5 lagen. Bilder zeigen Schäden an Strassen und wie im Supermarkt Waren aus den Regalen fielen. Messungen zeigten, wie sich das Epizentrum verlagert hatte, es liegt neu östlich der Blauen Lagune, im Gebiet der alten Kraterreihe Sundhnukagigar und damit näher an Grindavik, wo ungefähr 3700 Einwohner leben. Diverse Einwohner hatten den Ort bereits bevor die Behörden für den Ort die Notfallstufe ausriefen und die Evakuierung bekannt gaben. Viele Leute haben Verwandte und Bekannte anderswo und die Solidarität in der Bevölkerung ist gross. Diverse packten ihre Wohnmobile oder -wohnwagen und fuhren damit los. Für alle, die nicht selbst weg konnten, wurden Transporte nach Keflavik, Reykjavik und Selfoss organisiert, wo man bereits alles zur Aufnahme von Personen aus Grindavik vorbereitet hatte. Grindavik wird bewacht, damit sich dort keine Schaulustigen ansammeln oder es nicht zu Plünderungen kommt. Die kommenden Stunden oder Tage werden zeigen, wie es weitergeht. Noch ist kein Vulkan ausgebrochen, und der Flugverkehr läuft zur Zeit normal. Wir drücken den Einwohnern von Grindavik die Daumen, dass sie bald wieder ruhig in ihrem eigenen Zuhause schlafen können und es zu keinen Schäden an Häusern und Infrastruktur kommt.
Aktuell ist man auch besorgt, wie die Leute durch Medienberichte und Interviews mit Wissenschaftlern verschiedener Institutionen verunsichert werden und es macht Sinn, sich durch seriöse Berichterstattung zu informieren! Es sei hier nochmals auf das Icelandic Met Office verwiesen. Einen guten Artikel veröffentlichte Dagmar Trodler bei Iceland Review in Deutsch. In meinen Augen recherchiert Dagmar immer gut und seriös, bevor etwas online geht. Weiter hat RUV einen Liveticker, mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms werden die isländischen Texte verständlich. Reisende sollten sich auch immer wieder neu bei Safetravel.is informieren.
Update Blue Lagoon 09.11.2023
Nur wenige Stunden nach Erscheinung des Beitrags hat sich Blue Lagoon doch entschieden, Bäder und Hotels vorübergehend und vorerst für eine Woche zu schliessen. Eine entsprechender Eintrag ist auf der Webseite von Blue Lagoon zu finden.
Hauptbeitrag vom 08.11.2023
Kommt es zu einem erneuten Vulkanausbruch auf der Halbinsel Reykjanes? Wo genau? Wann? Wie? Diese Fragen beschäftigen Vulkanologen, Behörden, Einwohner und die Betreiberfirmen von Blue Lagoon und es Kraftwerks Svartstengi zur Zeit intensiv. Nach den drei Ausbrüchen zwischen März 2021 und Juli 2023 wurde das Gebiet auf Reykjanes Ende Oktober erneut auf die Unsicherheitsstufe gesetzt. Eigentlich begann alles ähnlich wie bei den vergangenen Eruptionen, Erdbebenschwärme erschütterten das Gebiet. Seit dem 25. Oktober wurden zehntausende Erdbeben aufgezeichnet, zahlreiche der Stärke 4 bis 5 auf der Richterskala, sehr viele schwächere. Wie der Titel sagt, ist das Land unruhig, gemessene GPS-Daten zeigen eine deutlich Landhebung. Seit Beginn der Erdbebenschwärme hat sich das Gebiet nordwestlich von Mount Thorbjörg bereits um sieben Zentimeter gehoben. Dort war gab es schon 2020 eine Landhebung verbunden mit Erdbebentätigkeit, die aber zu keinem Ausbruch führte, wie auf dieser Webseite berichtet wurde. Vermutlich strömt nun Magma direkt aus dem Erdmantel in die Erdkruste. Aktuell liegt die Magma-Intrusion in ungefähr vier bis fünf Kilometern Tiefe, welche das Land ansteigen lässt. Im Gebiet nordwestlich des Berges Thorbjörn liegt das berühmteste Bad Islands, die Blaue Lagune. Ihr angegliedert sind auch drei Hotels. Das Wasser der Blauen Lagune ist eine Art Abfallprodukt des geothermischen Kraftwerks Svartstengi, von wo die Orte der Halbinsel Reykjanes mit Strom und warmem Wasser unter versorgt werden. Der Fischereiort Grindavik liegt nur wenige Kilometer davon entfernt. Die vergangenen Ausbrüche konnte man als touristenfreundlich bezeichnen, es gab keine Zerstörungen und noch während der Vulkanaktivität besuchten viele Leute das Gebiet. Jetzt aber gibt es mehr Grund zur Sorge. Vulkanologen vermuten eine grössere Menge an Magma, welche sich unterirdisch ansammelt und es könnte sich um sehr dünnflüssiges Material handeln, welches bei einem Ausbruch schnell fliessen würde. Niemand weiss, ob es wirklich zu einem Ausbruch nahe der Blauen Lagune kommen wird, dennoch trifft man Vorkehrungen, so gut man bei der Ungewissheit kann. Für Grindavik wurde ein Evakuierungsplan ausgearbeitet und man versucht die Infrastruktur des Kraftwerks Svartengi mit den Warmwasser- und Stromleitungen zu schützen. Der Betrieb von Blue Lagoon scheint gewohnt weiterzulaufen, auf deren Webseite gibt es weder Informationen noch Warnungen zu einem möglichen Ausbruch. Gegenüber den Medien wurde mitgeteilt, das Personal sei informiert, was im Falle eines Ausbruchs zu tun sei und auch Besuchende würden auf eine mögliche Eruption hingewiesen. Bei einer Befragungen von Touristen wussten aber wenige Bescheid. Es gibt Anbieter, welche für den Moment den Busbetrieb zur Blauen Lagune eingestellt haben. Aktuell ist es weniger ein gespanntes Warten auf spektakuläre Bilder und Videos, sondern eher ein Hoffen, es würde zu keiner schlimmen Katastrophe kommen. Auf der meteorologischen Webseite vedur.is wird täglich berichtet (Englisch). Es ist spannend dies nachzulesen, interessante Grafiken und Karten sind dabei. Zufällig machte ich beim Anflug nach Keflavik im September einige Bilder des Gebietes, welches gemäss Vulkanologen betroffen sein könnte, Blue Lagoon mit dem Kraftwerk Svartstengi, Mt. Thorbjörn, Grindavik und die alte Kraterreihe Eldvörp mit den Spalten an der Grenze der Kontinentalplatten.
Webcams:
RUV-Webcams wurden in der Nähe von Grindavik installiert und liefern Livestreams, wie es schon bei den früheren Ausbrüchen der Fall war. Die Bilder werden weltweit mit Spannung verfolgt. Im besten Fall lassen bei Dunkelheit auch Nordlichter beobachten.
Auch MBL-Webcams senden Live und mit Blick auf Grindavik.
Quellen-Links:
RUV-Lifeticker & neuer RUV-Blog (letztes Update vom 23.11.2023)