Winterzauber zwischen Stürmen, Chronik einer geführten Privatreise

Blick über den winterlichen Hvalfjördur in der Morgensonne. 17.02.2018

Flexiblität ist das Zauberwort für Islandreisen und die kürzlich durchgeführte Privattour ist das beste Beispiel dafür. Flexiblität wurde bereits beim ersten Kontakt erwähnt, als Best of Iceland erfuhr, dass der Anlass und grosse Wunsch dieser Reise die Nordlichter sind. Aus Erfahrung weiss ich, dass sich das nicht garantieren lässt, aber man kann mit Planung und Flexibilität die Chancen erhöhen. Wir suchten ein Datum mit möglichst wenig oder gar keinem Mond und planten die Unterkünfte so, dass von diesen der Himmel möglichst weit sichtbar ist. Wir nahmen es selbst in Kauf, die Hotels spontan und nach Möglichkeit zu wechseln, falls ein anderer Landesteil mehr klaren Himmel versprochen hätte.

Von der ersten Stunde weg, war Flexibilität gefragt. Trotz der Bedenken wegen eines aufkommenden Sturms flog Icelandair von Keflavik nach Zürich und landete pünktlich. Aber schon bald kam im Flughafen die Durchsage, dass Icelandair wegen schlechtem Wetter in Island später abfliegen würde. Die erste Information war anstatt 13.30 Uhr 22 Uhr, später 23 Uhr. Das lange Warten begann im Flughafen, wie gerne wären wir alle schon in Island gelandet. Aber die Gäste zeigten eine erstaunliche Gelassenheit und wussten, dass an den Umständen nichts zu ändern war. Um 02.45 Schweizer Zeit erreichten wir Island und fanden den Flughafen chaotisch vor. Hunderte von Fluggästen warteten bei der Gepäckausgabe, überall schliefen Leute auf Sitzen und am Boden. Der Fahrer und das Hotel im Süden waren informiert, dass wir in den frühen Morgenstunden eintreffen würden. Dies war wegen des immer noch heftigen Sturms, den Schneefällen und den geschlossenen Strassen aber unmöglich. In kurzer Zeit war die kleine Gruppe beim Fahrer zu Hause und in aller Eile wurden Schlafmöglichkeiten hergerichtet. Nach dem Frühstück, bestehend aus den Reserven im Kühlschrank ging die Reise nun wirklich los und wir starteten mit der Halbinsel Reykjanes, welche sich als schönste Winterlandschaft mit dem typischen Sonnenlicht präsentierte. Der Vortag war vergessen und alle für die verlorenen Stunden versöhnt. Abends waren alle müde von der kurzen Nacht und es war uns fast egal, dass der Himmel bewölkt war. Wir brauchten Schlaf.

Am nächsten Tag war der Wetterbericht für die Fahrt nach Süden oder sogar bis zur Gletscherlagune nicht toll, aber wir wollten uns alle Optionen offen halten, flexibel sein. Bei Skogar glühte der Morgenhimmel traumhaft und den Skogafoss fanden wir mit wunderschönen Eisverzierungen und waren auch fast alleine dort. In Reynisfjara riss uns der Wind fast von den Beinen. Trotzdem machten wir uns auf Richtung Südosten. Die Strasse war sehr eisig, der Wind rüttelte am Bus, ohne versierten Fahrer wäre es schwierig gewesen, wir sahen genügend Fahrzeuge, welche von der Strasse abgekommen waren. Im Bereich des Skaftafell Nationalpark steckten wir im Nebel, fuhren aber zum Glück trotzdem weiter nach Osten. Was für ein märchenhaftes Wunder trafen wir bei Jökulsarlon, wo sich sowohl Eisberge als auch Robben in der relativ warmen Sonne zeigten. Der Diamantenstrand war nach dem Sturm voller Eisbrocken, ein richtig eisiges Paradies für Fotografen. Auf der Rückfahrt begutachteten wir einen unglaublichen Sternenhimmel an der Strasse zum Solheimajökull, sahen aber noch nichts leuchten am Himmel. Erst beim beleuchteten Seljalandsfoss zeigte sich in nordwestlicher Richtung ein grüner Bogen. Bereits am zweiten Abend zeigten sich die Nordlichter! Ein traumhafter Tag neigte sich dem Ende zu, der nächste Sturm wurde im Wetterbericht für den nächsten Tag angekündigt.

Bereits am Morgen war die Strasse östlich von Hvolsvöllur bis Jökulsarlon wegen Sturmwinden und Schneesturm zu. Wir besuchten das attraktive Lava-Museum in Hvolsvöllur und fuhren dann westwärts Richtung Goldener Kreis. Nach und nach wurden dort auch alle Strassen geschlossen, wir fanden Unterschlupf im uns vertrauten Minni Borgir. Erst gegen Abend konnten wir auf etwas komlizierter Route unser neues Hotel im Hvalfjördur erreichen.

Auch die Halbinsel Snaefellsnes präsentierte sich am Folgetag winterprächtig. Bei Djupalonsandur lag so viel Schnee, dass es nicht möglich war den Parkplatz zu erreichen. Ein Grillpicknick beim Leuchtturm in Malarif stärkte uns, aber in Arnarstapi waren bereits dichte Wolken aufgezogen. Heute wollten wir unbedingt klaren Himmel finden, die Aktivität war in den Apps vielversprechend. Wir begutachteten den Wetterbericht und die Wolkenvorhersage, sassen in den Bus und in Borgarnes drehten wir nach Norden statt Süden. In Hraunsnef verpflegten wir uns, machten die Kameras bereit und suchten Dunkelheit. Leider war nur ganz kurz ein Polarlicht zu sehen und dann überdeckte sich der Himmel mit Wolken. Enttäuscht fuhren wir in den Hvalfjördur zurück. Am Freitag starteten wir bei sonnigem Wetter zum Golden Circle. Genau das taten aber fast alle anderen Touristen auch, denn sie steckten an den vergangenen Tagen ebenfalls fest. Trotz der extrem vielen Leute lohnte es sich anzustellen. In einem solch prächtigen Winterkleid hatte ich den Goldenen Wasserfall noch nie gesehen.

Gullfoss im Winterkleid. 16.02.2018

Zurück im Hvalfjördur fanden wir unsere Ruhe und Einsamkeit wieder. Abends bedrohten uns erneut Wolken. Sollten wir wegfahren oder beim Hotel in guter Lage bleiben? Zu bleiben war die richtige Entscheidung und nach einem eher schwachen Start legten die Nordlichter mächtig zu. Selbst ein grüner Alien erschien plötzlich am Himmel. Glücklich sanken wir gegen Mitternacht ins Bett.

Nordlicht-Alien. 16.02.2018

Der letzte Tag führte uns nach Akranes wo uns Hilmar bei seinen Leuchttürmen erwartete und viel über diese zu erzählen wusste. Wir besuchten in Reykjavik einige wichtige Gebäude und fuhren weiter nach Gardur zu zwei weiteren Leuchttürmen.

In Keflavik endete die Reise und am frühen nächsten Morgen flog uns Icelandair nach Zürich. Ein grosses Dankeschön gebührten unseren Gästen, welche sich nicht flexibler hätten zeigen können und sämtliche Änderungen ohne Murren hinnahmen, was nicht ganz selbstverständlich ist. Eggert ist bereits wieder auf einer Inselumrundung und schickte vorgestern Nacht tolle Nordlichtbilder, unsere nächste Reise Wintermärchen unter Nordlichtern startet am 4. März. Für kurzfristige Buchungen zeigen wir uns flexibel und lassen diese zur Wirklichkeit werden.

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