Erneuerungspause für Fähre Norröna

Fähre Norröna in Torshavn auf den Färöern, im Vordergrund die Festung Skansin. 26.08.2019

Es war am 26. August 2019, als eine kleine Gruppe mit mir als Reiseleiterin in Torshavn auf den Färöer-Inseln die Fähre Norröna von Smyril Line bestieg, welche in der Folge etwas genauer vorgestellt wird und in Kürze einige Neuerungen erhält.

Ehrlich gesagt, gingen wir mit eher ungutem Gefühl an Bord. Das Schiff kam aus Dänemark und hatte drei Stunden Verspätung – wegen eines Sturms! Zum Glück dauerte die Überfahrt von den Färöern nach Island nur eine Nacht, das würden wir überstehen. Die Kreuzfahrt zwischen den Färöer Inseln ist eigentlich grandios, wie ich von 2009 wusste. Auf Anraten des Mitarbeiters im Hafenbüro, gingen wir aber sofort ins Restaurant, er meinte, auf dem offenen Atlantik würde uns der Appetit wohl vergehen. Noch war es möglich, sich beim Buffet zu bedienen, gleichzeitig konnten wir die Aussicht aus den Fenstern des Restaurants geniessen. Später standen wir noch eine Weile auf dem Aussendeck znd passierten die letzten Inseln bei typisch färingischer Wetterstimmung mit bedrohlichen Wolken und einigen Sonnenstrahlen. Das Schiff hob und senkte sich mehr und mehr, es war an der Zeit tablettengestärkt unter Deck zu gehen. Die Kabinen sind erstaunlich geräumig, vom Bett einer Aussenkabine hat man einen Blick aufs Meer. Während dieser Nacht schliefen wir kaum, das Schiff knarrte entsetzlich, das Bett kippte nach allen Richtungen. Erst am früher Morgen wurde es etwas ruhiger. Unausgeschlafen traf ich wenige Mitreisende auf dem Aussendeck. Wie waren wir froh, als Island schemenhaft in der Ferne auftauchte! Das Frühstück fiel knapp und kurz aus, aber mit dem ruhigen Meer auf der Fahrt durch den Seydisfjördur beruhigte sich auch der Magen. Ab dem Hafen von Seydisfjördur fand die Reise Färöer und Ostisland ihre Fortsetzung auf dem Landweg.

Ganzjährig ist die kombinierte Passagier- und Frachtfähre Norröna von Hirtshals in Norddänemark via Färöer-Inseln nach Seydisfjördur in Island unterwegs. Im Sommer dauert die Überfahrt 48 Stunden (zwei Nächte) und auf den Färöern gibt es keinen Landgang. Wer diese Inselgruppe auch besuchen möchte, reist früher an und bleibt drei Nächte auf den Inseln, was sich absolut lohnt. Mit dem Frühlings- und Herbstfahrplan bleibt das Schiff einen halben Tag auf den Färöern, man ist aber drei Nächte auf dem Schiff. Smyril Line betreibt die Fährstrecke seit 37 Jahren, 2003 wurde die zweite Norröna von der Flendern Werft in Lübeck vom Stapel gelassen und nahm den Betrieb auf. Sie fährt jahrein, jahraus zwischen Island und Dänemark hin und her, die Reederei hat das Hauptbüro auf den Färöern. Auf dem Schiff gilt färingische Zeit, wir Mitteleuropäer stellen die Uhr eine Stunde zurück, bezahlt wird mit dänischen Kronen. Neben Lastwagen oder Containern mit Fracht, ist die Nachfrage von Touristen für die Fährstrecke stark gestiegen. Viele Leute wollen Island mit dem eigenen Wohnmobil oder Camper bereisen und bleiben auch für längere Zeit, so dass sich der stolze Preis auch lohnt. Im Jahr 2020 wirkte sich Covid 19 negativ auf die Buchungen aus, teilweise waren die Grenzen von Dänemark, der Färöer Inseln und/oder Island zu. Im Sommer gab es aber doch etwas mehr Betrieb, die Leute buchten kurzfristig und konnten Island im rollenden Eigenheim besuchen. Ab Mitte August verordnete Island eine fünftägige Quarantänepflicht für alle Einreisenden. Es ist anzunehmen, dass dies die Passagierzahlen genau wie bei den Flügen einbrechen liess. Smyril Line nutzt nun bald die Gelegenheit und unterzieht das Schiff einem grösseren „face lifting“. Am 19. Dezember wird die Norröna nach Munkebo in Dänemark gebracht und im Dock der Fayard Ship Repair Yard bis anfangs März 2021 erneuert. Die wichtigste Änderungen sind 50 zusätzliche Doppelkabinen, welche die Passagierkapazität um 100 Personen auf total 1582 erhöht. Auch die Freizeitmöglichkeiten auf dem Schiff werden erweitert. Während der Erneuerungszeit in Dänemark mietet Smyril Line ein Cargo Schiff, um die Färöer und Island mit Gütern zu versorgen. Seit einigen Jahren ist neben der Fähre ein Frachtschiff von Smyril Line zwischen Rotterdam und Thorlakshöfn in Südwestisland unterwegs, welches keine Passagiere mitnimmt und die Färöer Inseln nicht anläuft.

Einige Zahlen zur Fähre Norröna:

  • Länge 165,74 Meter
  • Breite 30 Meter
  • Tiefgang 6,3 Meter
  • Kabinen aktuell 318 mit 1012 Betten, ab 2021 neu 368 Kabinen
  • Garage für 800 PKWs
  • Reisegeschwindigkeit 21 Knoten

Die Norröna war auch Schauplatz in der ersten Staffel der isländischen Krimiserie Trapped. Es ist zu hoffen, dass bis nächsten Frühling die Corona-Pandemie Reisen wieder zulässt. Wer mit dem eigenen Fahrzeug reisen möchte, tut gut daran die Überfahrt trotz neuer Kabinen rechtzeitig zu buchen, zum Beispiel bei lsland ProTravel. Nach wie vor ist die Fährstrecke das Nadelöhr um nach Island zu reisen, es gibt nur eine Abfahrt pro Woche. Wer einen empfindlichen Magen hat, tut gut daran, sich mit Seekrankheitstabletten auszurüsten. Aber es muss nicht immer stürmisch sein. Überfahrten können auch ein Genuss sein, man merkt erst so, wie weit weg Island eigentlich liegt und viele nutzen die Zeit an Bord nebst Restauration und vielleicht Hot Pot, einen Reiseführer zu lesen und Routenplanung für Island zu machen. Wer weiss ob wir auch die vielseitige Rundreise Färöer-Ostisland wiederholen werden? Selbst die Fährüberfahrt würde ich wieder auf mich nehmen…

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