Es war die erste Kleingruppenreise nach langer, langer Zeit. Wie schön, war es wieder mit Reisegästen im Kleinbus unterwegs zu sein und Island zu erleben! Die Ungewissheit kannte lange Zeit keine Grenzen, das Warten dauerte fast ewig und nun gehört die Reise bereits der Vergangenheit an. Die Dankbarkeit ist gross, dass wir fast wie zu „alten“ Zeiten unterwegs ein konnten.
Zwei Wiederholerinnen reisten schon früher an, ihre Flüge änderten im Vorfeld der Reise mehrmals. Ihr Hauptziel war der aktive Vulkan (siehe Bericht vom 1. Juli). Dank ihrer Flexibilität im Reisedatum durften wir unter anderem diesen gemeinsam erleben. Ein Besuch im Geldingadalur und vor allen der Überflug mit dem Heli sind allerdings sehr wetterabhängig. Wie gut hatten wir ein relativ grosszügiges Zeitfenster. Gleich nach der Ankunft war der Wind zu stark, aber am Freitagabend zogen wir los, just als der Regen aufhörte und wanderten auf gutem Weg zur Lava in Natthagi, wo wir dieser beim Fliessen zusehen und deren Wärme erleben durften. Tags darauf bestiegen wir den Helikopter von Volcano Heli und Matthias flog uns eindrücklich über den Ausbruch. Es bleiben unvergessliche Erlebnisse!
Mein Vorschlag für einen zweitägigen Ausflug nach Reykholar zu den Sterntauchern im Lomatjörn fand Anklag – gesagt, getan und trotz eher tiefen Temperaturen genossen.
Am Sonntag reisten auch die weiteren Reisegäste an. Sie wurden bei der Einreise noch getestet und mussten für wenige Stunden in Quarantäne sein im Hotel – sie nutzten die Zeit, sich kennenzulernen und schmolzen bereits zu einer Gruppe zusammen. Der erste eigentliche Reisetag entlang der Südküste war dann von eher feuchtem Wetter geprägt und wir entschieden uns spontan abenteuerlich ins Gletschertal Thorsmörk zu fahren. Bei den Wasserfällen Seljalandsfoss, Gljufrabui und Skogafoss viel uns die erweiterte Infrastruktur auf, man hatte hier die Coronazeit wie auch an vielen anderen Orten wirklich genutzt.
Zum Glück verzog sich der Nebel am frühen nächsten Morgen und wir konnten die Aussicht auf Kap Dyrholaey und den Gletscher Myrdalsjökull schon vor der Abfahrt geniessen. Der Strand Reynisfjara, das Lavafeld Eldhraun und die Gletscherlagune zeigten sich bei bestem Wetter, am Abend wartete die Idylle von Hali mit den zahlreichen Nonnen- oder Weisswangengänsen, sowie angriffslustigen Küstenseeschwalben.
Ohne Bilder wegen einer defekten Speicherkarte ging es von hier durch die Ostfjorde, die Rhyolithberge zeigten sich von der farbigen Seite, die Fahrt entlang der Küste, begleitet von vielen Eiderenten und Rentieren war einmal mehr ein Genuss. Der feine Kuchen in Djupivogur durfte natürlich nicht fehlen. Via Öxipass erreichten wir Egilsstadir und unser Quartier für die kommenden zwei Nächte.
Bei strahlendem Wetter durften wir am Folgemorgen zum Tag X starten, im Reisetitel wurde Papageitauchergarantie versprochen! Hin- und Rückweg zum Borgarfjördur Eystri sind bei diesen Bedingungen ein tolles Erlebnis, der schönen Aussicht vom Vatnskard wegen, stoppten wir dort gleich zweimal.
Ja, sie waren in grosser Zahl da und der Tourtitel verdiente ab jetzt den Namen. Aus der Nähe liessen sich die Papageitaucher beobachten, bewundern und fotografieren – zum guten Glück streikte die Speicherkarte heute nicht! Die Besitzerin des hübschen, kleinen Torfhauses Lindarbakki kann altersbedingt leider nicht mehr anreisen, aber gerade wurde alles bereit gemacht, um es gegen eine Eintrittsgebühr für Besuch zu öffnen.
„Logn“, windstill auf isländisch, zeigte die Windanzeige in Egilsstadir, aber die Wetterapp sendete fast pausenlos Sturmwarnungen, was wartete auf uns? Bis Mödrudalur war alles bestens, inklusive Sicht. Die Wolken formierten sich aber bereits zu eindrücklichen und bedrohlichen Gebilden. Zu Dettifoss, ja oder nein? Trotz Sandsturm kämpften wir uns zum mächtigsten Wasserfall Dettifoss, im Myvatn Naturbad befreiten wir uns danach vom sandigen Abenteuer. Wegen des Wetters war keine Walbeobachtungstour in Husavik möglich. Wir holten dies in Akureyri nach, leider ohne Erfolg. Es war seit vielen, vielen Jahren die erste Tour ohne Sichtung.
Alle freuten sich auf die Kjölur-Hochlanddurchquerung. Wir starteten bei guten Bedingungen, allerdings war ein eigenartiger Nebel auszumachen, welcher uns mehrheitlich den Blick auf die Gletscher raubte und sich hartnäckig hielt. Die blühende und farbige Vegetation entschädigte in Hveravellir genauso wie die heissen Quellen und das Bad im weichsten Wasser (der Welt?). Nachdem sich der Godafoss am Vortag mit Regenbogen präsentiert hatte, fehlte dieser beim Golden Wasserfall Gullfoss. Bei beiden Wasserfällen waren ungewöhnlich grosse und schmutzig braune Wassermassen zu beobachten. Noch am gleich Tag fuhren wir zum Geysir und beobachteten mehrmals die Wasserdampfausbrüche von Strokkur.
Bereits vorgängig hatte die Gruppe entschieden, Reykjavik gar nicht zu besuchen und dort nur gerade die vielen, bestellten Lachspäckchen abzuholen. Dies zu Gunsten des Vulkanausbruchs beim Fagradalsfjall. Was für ein glücklicher Entscheid, sowohl für jene, die über den Langihryggur ganz hoch wanderten, wo sich glühende Lava wasserfallartig aus dem Krater ergoss, als auch für diejenigen beim Lavafeld in Natthagi mit seinen einzigartigen Strukturen und nach wie vor glühender Lava im Innern. Glückliche Gesichter schauten sich an, als wir uns wieder trafen!
Leider wurden zwei Reisegäste noch am selben Abend von einer anderen Wirklichkeit eingeholt. Viele der Dachziegel ihres Hauses in der Schweiz wurden von heftigem Hagel zerstört und ihr Haus erlitt Wasserschäden. Das gemeinsame Abschiedsessen konnten wir in Keflavik deshalb nicht so sehr geniessen – hoffentlich ist aber nun, nach einiger Zeit, der Schock einigermassen überwunden und das meiste getrocknet und repariert. Für die Rückreise mussten auch wieder Masken hervorgeholt werden, wie schnell hatten sich alle ans „normale“ Leben gewöhnt und dieses während 10 Tagen genossen.
Die Reise „Island erleben mit Papageitauchergarantie“ führt einer tollen Route entlang, die Etappen sind gut und ohne Stress zu bewältigen und die Hauptdarsteller sind auch wirklich garantiert da! Wir können uns gut vorstellen, diese Reise im Juni 2023 zu wiederholen. Aber auch nächstes Jahr verzichten wir nicht auf Papageitaucher, wir werden sie in den wildromantischen Westfjorden in einer Kleingruppe besuchen (19.-29. Juni 2022, 6-14 Personen).