„Trapped“ bedeutet gefangen, verschüttet, eingekeilt und entwickelt sich in Island zu einer Art geflügeltem Wort. Erst vor kurzem wurde die Krimiserie „Trapped – Gefangen in Island“ von Baltasar Kormakur im ZDF gezeigt und ist dort noch bis Mitte Mai in der Mediathek verfügbar. In der Fernsehserie liegt die Fähre Norröna im Hafen von Seydisfjördur, als gleichzeitig ein Teil einer Leiche gefunden wird. Eigentlich müssten die Kriminalisten ermitteln, aber wegen heftigem Schneesturm ist es unmöglich Seydisfjördur zu erreichen und ebenso wenig kann man von dort wegkommen. Und genauso erging es ungefähr 700 Personen, welche am 11. April mit der Fähre von Smyril Line Seydisfjördur erreichten.
82 Fahrzeuge waren an Bord, darunter zehn Reisebusse. Viele dieser Fahrzeuge waren nur mit Sommerreifen ausgerüstet. Trotz oder gerade wegen schlechten Wetterprognosen machten sich die ersten Autos sofort auf den Weg, um den bis auf 620 Meter über Meer liegenden Pass Fjardarheidi zu überqueren und in Egilsstadir die Ringstrasse zu erreichen. Die schlecht ausgerüsteten Fahrzeuge schafften die verschneite und eisige Strasse nicht. Sie blieben stecken und deshalb musste die Strasse 93 gesperrt werden und es gab kein Wegkommen von Seydisfjördur. Die Reisen mit der Fähre Norröna ab Hirtshals (Dänemark) sind im April und anfangs Mai beliebt, da noch Wintertarife gelten und die Reederei Sonderangebote für Busse anbietet. Anders als im Sommer erreicht das Schiff den Hafen in Seydisfjördur am Dienstagmorgen um neun und verlässt den Fjord erst am Mittwochabend um acht Uhr wieder. Den Reisenden bieten sich also zwei volle Tage um ein Stück Island zu erkunden, bevor es mit dem Schiff wieder zurück geht. Gegessen und geschlafen wird an Bord des Schiffs, sofern die Busse zurückkehren können. Eine Woche früher schaffte dies ein Bus nicht, da er bei Mödrudalur von der Strasse abkam. Die Leute wurden nach Vopnafjördur und erst als die für eine Weile geschlossene Strasse wieder geöffnet war, zurück zum Hafen gebracht. Bis Ende Februar lag nur wenig Schnee im Osten Islands und normalerweise geschlossene Strecken wie Öxi waren gut befahrbar. Aber nun hat der Winter Einzug gehalten und den Reisenden, welche in der kommenden Woche mit der Norröna Seydisfjördur erreichen, könnte das gleiche Schicksal drohen: trapped – gefangen in Seydisfjördur, auch ohne Morde und Leichen. Nun, Sommerreifen für eine Reise im Norden zu dieser Jahreszeit, sind wohl auch nicht unbedingt die ideale Ausrüstung. Selbst im Juni kann der Pass schneebedeckt und eisig sein. Wenn man die nördliche Breite einrechnet, lassen sich die 620 Höhenmeter mit einer Fahrt über die mehr als 2000 Meter hohen Alpenpässe Grimsel oder Susten vergleichen.
Nebst guten Reifen am Fahrzeug, macht es auch Sinn den Strassen- und Wetterbericht zu studieren und Sturmwarnungen ernst zu nehmen. Der Franzose Thomas Chretien war anfangs April in den Westfjorden unterwegs. Er schaffte es über den Pass Dynjandiheidi und hinunter in den Arnarfjördur. Auf der Strecke zur Hrafneyjarheidi blieb er aber wegen heftigem Schneetreiben stecken. Kein anderes Fahrzeug passierte die Strasse und diese wird normalerweise erst geschaufelt, wenn der Schneefall nachlässt. Sie war entsprechend markiert auf der Karte von Vegagerdin. Thomas hatte glücklicherweise viele Lebensmittel dabei, denn er musste ganze fünf Tage warten, bis ihn ein Postschiff nach Bildudalur mitnahm. Sein gebuchter Flug nach Frankreich war längst weg und er konnte sein Mietauto erst holen, als die Strasse wieder vom Schnee befreit war. Er gab freimütig zu, dass es nicht an fehlenden Informationen lag, sondern daran, dass er diese einfach nicht beachtet und gelesen hatte.