Die Reise hatte ich längere Zeit in meinem Kopf, gebucht war genau nichts und es galt abzuwarten, ob und wie man nach Island fliegen kann und welche Restriktionen für die Einreise gelten. Am letzten Donnerstag buchte ich einen Flug, von dem ich annahm, dass er gar nie stattfinden würde und mir war bewusst, in Island warten fünf bis sechs Tage Quarantäne auf mich…
Es ist allerdings ein eigenartiges Reisegefühl, vieles ist ungewiss. Zweimal wurde der Flug bis am Montag umgebucht, aber dann ging es schlussendlich doch los. Bereits in Zürich musste ich meine Einreiseregistrierung für Island am Check In Schalter vorzeigen. Die Flughäfen, egal ob Zürich, beim Zwischenstopp in Kopenhagen oder in Keflavik, gleichen Geisterorten mit wenigen Leuten. Überall gilt Maskenpflicht, meine Textilmaske aus der Apotheke bewährt sich wirklich. Der SAS-Flug war angenehm, auf den Mittelsitzen wird generell niemand gebucht, Bordservice gibt es aber keinen, genau gleich wie bei Icelandair. In Kopenhagen werden alle Passagiere zur Passkontrolle geleitet, selbst wenn man nur umsteigt und im Transitbereich bleibt. Im sonst lebendigen Flughafen Kastrup sind viele Geschäfte und Restaurants geschlossen, auch mein belieber Ecco-Schuhladen. Bei Gorms gibt es Pizza mit Salat und eine maskenfreie Pause.
Auf dem Weg zum Gate wurde bald klar, im Abflugbereich B gab es nur einen einzigen Flug, Icelandair nach Keflavik. Es erstaunte, wieviele Leute dort warteten, viele waren Isländer. Nach Island gab es an diesem Montag nur wenige Flüge und FI 205 war einer. So reisten also alle via Kopenhagen, das Flugzeug war nicht voll, aber gut besetzt. Vor Ankunft wurden im Flugzeug auch die Einreisebestimmungen erklärt. Einige Isländer waren überrascht und realisierten erst jetzt, dass die Registrierung, der obligatorische, kostenpflichtige PCR-Test direkt bei der Einreise und die Quarantänepflicht mit zweitem Test auch für sie galt. Sie wirkten ziemlich überrumpelt. In Keflavik funtionierte wie bereits im Juli alles schnell und reibungslos. Bei der Passkontrolle aber realisierte ich erst, was mir vorher nicht bewusst war: Die Quarantäneregeln hatten etwas geändert. Ich ging davon aus, dass ich während der Wartezeit zwischen den Tests auch etwas mit dem Auto unterwegs sein darf. Wegen der Unfallgefahr wurde dies aber verboten und die Zollbeamtin strich den Satz vor meinen Augen aus der gedruckten Broschüre, die sie mir überreichte. In Gedanken war ich bereits auf kürzeren Touren und Wanderungen auf der Halbinsel Reykjanes unterwegs, nun würde mein Radius nicht viel weiter als Keflavik reichen. Irgendwann in der Nacht erreichte mich das negative Covid-19 Testresulat via Rakning-App, SMS und Email. Mitgeschickt wurde gleich das Aufgebot für den zweiten Test. Am Samstagmittag wird dieser in Reykjavik gemacht werden.
Quarantänetage kann man gemütlich angehen, keine Eile, kein Stress ist nötig. Morgens etwas Gymnastik, nach dem Frühstück beantwortete ich einige Emails und informierte mich über die Neuigkeiten der Welt. Das Wetter wurde immer sonniger und bald einmal war der Fotorucksack gepackt und die, für die ursprünglich geplante Tour gepackten Wanderschuhe wurden gefunden. Zu Fuss ging es dann los an die Küste im Zentrum von Keflavik und um den alten Fischerhafen mit den kleinen Booten. Bis jetzt wehte kein Wind, die Boote des Hafens spiegelten sich perfekt im Wasser. Genau als ich meine Kamera ausgepackt hatte, frischte es auf, das Meer kräuselte sich und der Wasserspiegel war weg – und das Fotomotiv auch! Nun, dieses zeigt sich ein andermal. Ein toller Weg führt über die Klippen an Hotel Berg vorbei und bis nach Helguvik mit der geschlossenen Silikonfabrik. Gerade dachte ich, nun seien die im Sommer so zahlreichen Vögel definitiv abgereist, als ich urplötzlich einige Schneehühner, isländisch Rjupa direkt vor mir entdeckte. Sie waren nicht zu übersehen, denn ihr Federkleid wechselt bereits die Farbe, einige sind deutlich mehr weiss als mit der sommerlichen Tarnfarbe. Ich schaffte es, die Kamera auszupacken und selbst den Abflug festzuhalten, als ich ihnen doch etwas zu Nahe kam.
Immer wieder genoss ich den Ausblick von den Klippen Richtung Reykjavik, ab und zu tuckerte ein Fischerboot vorbei. In Helguvak sassen Kormorane auf einem Felsen.
Auf dem Rückweg nach Keflavik realisierte ich die vielen Goldregenpfeifer, welche sich sammelten. Es sah aus, als würden sie sich im Gras noch so richtig vollstopfen, bevor sie Island verlassen.
Mittlerweile ist auch das seit langer Zeit herumstehende Fahrrad mit gepumten Reifen und bei geeignetem Wetter möchte ich in den kommenden Tagen mit dem Fotorucksack zu Gardskagaviti radeln. Aktuell also keine Rede von Langeweile!
23. September 2020 um 17:55
Super interessant!!! Merci. Ich habe meine Reise aber doch verschoben.. Wir wären am Sonntag geflogen. Was ich nicht verstehe, ich habe gelesen, dass man in der Unterkunft bleiben müsse in diesen 5 Tagen man dürfe auch nicht in den Läden Lebensmittel posten.
Dann stimmt das gar nicht?