Westfjorde im Doppelpack – Reiserückblicke

Es blüht beim Wasserfall Dynjandi. 24.06.2022

Gleich zweimal bereisten wir diesen Sommer die Westfjorde und möchten trotz eher kühlen Temperaturen keinen Augenblick missen! Nach der privaten Winterreise im Februar 2021 stand im Juni die Kleingruppenreise auf dem Programm, welche nach der Absage 2020 bereits im Februar ausgebucht war. Kurzfristig starteten die vierzehn Reisegäste mit Eggert als Driverguide, da ich wegen eines Todesfalles in der Familie erst später anreisen konnte und in Heydalur zur Gruppe stiess. Der Reisegruppe sei hier nochmals fürs grosse Verständnis gedankt!

Im August gab es zum Glück dann auch für mich die Westfjorde komplett, diesmal als privat geführte Tour. Nach diesen beiden Erfahrungen kann ich weder sagen, welche Reisezeit empfehlenswerter ist, noch ob man besser im Uhrzeigersinn oder dagegen unterwegs fährt. Der Juni besticht durch die hellen Nächte und die vielen Vögel, im August zeigt sich bereits das herbstliche warme Licht und die Vegetation wird bunt. Die Westfjorde haben ihren einzigartigen Reiz, sei es durch die Meeresnähe entlang der Küste, wegen der speziellen Bergformationen in den Fjorden und den tollen Stränden, weil es grundsätzlich weniger Touristen hat, aufgrund der abgeschiedenen Landschaften und den zahlreichen verlassenen, fotogenen Gebäuden und nicht zuletzt dank den zahlreichen warmen Pools und Hot Pots – raue, wildromantisch Natur überall! In den Westfjorden wird weniger von einer Sehenswürdigkeit zur andern gereist als entlang der Ringstrasse, unterwegs saugt man das Ganze auf und stoppt, wo es gefällt oder wo sich plötzlich Robben tummeln.

Nicht zuletzt wegen der Kreuzfahrtschiffe, welche im Hauptort Isafjördur anlegen, ist man sehr darauf bedacht, die Infrastruktur zu verbessern, diesen Landesteil besser zu erschliessen und zu vermarkten. Die Belohnung blieb nicht aus, 2022 wurden die Westfjorde zur Reisedestination Nr. 1 von Lonely Planet gewählt. Ich fürchtete etwas, es würden nun viel mehr Leute durch den Nordwesten reisen, aber nur gerade einmal trafen wir einige Reisebusse, welche Kreuzfahrttouristen zum bekannten Dynjandifoss fuhren. Wir hatten Zeit abzuwarten und entschieden zuerst zu picknicken, einige Fotos von der Küste aus zu machen und die Schönheit des Wasserfalls dann zu geniessen, wenn wieder Ruhe einkehrt war. Beide Besuche bei Dynjandi waren von tollem Licht begleitet, im Juni mit blühenden Blumen, im August mit bereits etwas verfärbter Pflanzenwelt.

Die Westfjorde sind wahrhaftig ein Badeparadies, an heissem Wasser mangelt es nicht, vom Naturpool bis zum grossen Schwimmbad gibt es alles. Würde man sämtliche Möglichkeiten nutzen, wären die Badesachen niemals trocken! „Laug“ (ausgesprochen „löig“) heisst auf isländisch Bad, es warten Hellulaug in Flokalundur, Krossneslaug in Strandir, Reykjafjardarlaug in der Nähe des Dynjandi-Wasserfalls, der riesige Pool Reykjaneslaug, Grettislaug in Reykholar, Hörgshlidarlaug im Mjoifjördur, ein weiterer Hot Pot ist ganz unscheinbar im eigentlichen Isafjördur, zuhinterst im Djup privat und in einem kleinen Holzhaus Gjörvidalslaug. Noch nicht erwähnt sind Gwendarlaug, Naturpool und Schwimmbad bei Laugarhall, die drei Hot Pots an der Hafenmole in Drangsnes, weitere drei Bademöglichkeit in Heydalur, Pollurinn bei Talknafjördur und sämtliche örtlichen Schwimmbäder. Mehr Baden geht kaum, die Aufzählung ist nicht abschliessend!

Aussichtspunkte lassen sich immer wieder erreichen und von dort die umgebende Landschaft überblicken. Reist man von Fjord zu Fjord liegen meistens Passfahrten dazwischen und man kann in die darunter liegenden Fjorde hinunter schauen. Ohne Stopp weiterzufahren wäre allzu schade! Beim Vogelfelsen Latrabjarg steht man am westlichsten Punkt Europas. Das Kliff ist 400 Meter hoch. Auf den Bolafjall kann man von Bolungarvik dank NATO-Einrichtungen hochfahren. Bei unserem Besuch im August wurde gerade eine neue Plattform fertiggestellt, wegen Schnee und Baustelle, war die Piste im Juni geschlossen. Bei gutem Wetter ist der Blick Richtung Hornstrandir und fast bis Grönland grandios. Myrafell und Sandfell kann man zu Fuss erklimmen, letzteren auch mit einem guten Jeep, beide Berge liegen am Dyrafjördur.

Wieder auf Meereshöhe genossen wir oft wunderschöne Strände, welche in den Westfjorden mehrheitlich hell bis rötlich sind. Sie säumen vor allem die Südseite dieses Landesteils und sind von den Gezeiten geprägt. So zeigen sie im Wechsel von Ebbe und Flug mehr oder weniger Sand. Mein absoluter Favorit ist und bleibt Raudasandur. Ich werde nie genug davon kriegen, bei beiden Reisen hatten wir viel Zeit, um die Farben, die Priele, die Grösse zu erleben, den allerbesten Blick auf diese gigantische Landschaft eröffnet sich auf der Fahrt hinunter.

Verlassen! Diesen Eindruck erhält man in den Westfjorden immer wieder. Viele Farmen wurden aufgegeben und sehen teilweise Ruinen ähnlich, einige sind wahre Perlen zum Fotografieren. Zu staunen geben die riesigen Gebäude alter Heringsfabriken in Strandir. Bekannt ist diejenige von Djupavik, Teile der Fabrik werden für Kunstausstellungen genutzt, die alten Maschinen erhält auf einer beeindruckenden Führung erklärt, die ehemaligen Mitarbeiterhäuser sind heute zum Hotel umgenutzt. Weiter nördlich im Ofeigsfjördur befindet sich Eyri, die Ruine einer weiteren Heringsfabrik. Diese darf nicht betreten werden, aber von aussen imponiert auch diese. Beide Fabriken wurden in den 50er Jahren aufgegeben, weil der Fisch ausblieb. Wer Ruinen mag, soll genügend Zeit mitbringen.

Weitere Perlen der Westfjorde sind Ingjaldssandur, Skrudur, Skalavik, Isafjördur, Tjöruhusid, Simbahöllin, Litli Baer, Reykholar und natürlich Flatey. Die Insel im Breidafjördur bereitete mir zeitweise einige Sorgen, da meine Emails nicht beantwortet wurden und es am Telefon klang, als gäbe es den Anschluss gar nicht mehr. Wie erlösend war es für mich, als alle Zimmer bestätigt wurden, was für eine Wohltat waren die beiden Aufenthalte mit Übernachtung auf der flachen Insel, wo die Zeit stehen geblieben ist und Menschen und Vögel gemeinsam diesen kleinen Flecken Erde teilen.

Westfjorde wir kommen wieder, privat baldmöglichst, in Form der bewährten Kleingruppenreise vermutlich im Juni 2024. Wer gerne dabei sein möchte, darf gerne bereits jetzt das Interesse anmelden. Dieser Landesteil ist nun auch einigermassen wintertauglich und wäre als privat geführte Tour auf Anfrage durchaus denkbar, eine gewisse Flexibilität sollte man mitbringen.

2 Kommentare

  1. Liebe Marianne
    Die Bilder machen richtig gluschtig. Wir hoffen, dass die Reise 2024 zustande kommt.
    Wir würden uns freuen.
    Herzliche Grüsse

    • Liebe Marianne und lieber Peter
      Danke für euren Kommentar auf der Webseite. Obwohl es noch mehr als ein Jahr dauert bis wir gemeinsam losreisen, freue ich mich schon jetzt wieder auf die Westfjorde und diesmal mit euch. Ihr habt bereits tolle Werbung gemacht und es gibt schon 10 Vorreservationen für diese Reise. Da staune selbst ich!
      Ich melde mich ca. im September mit den Details. Bis dahin eine gute Zeit.
      Herzliche Grüsse
      Marianne

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