Seit mehr als einem Monat gehört die Wintermärchenreise der Vergangenheit an. Die Woche bleibt definitiv unvergesslich, denn das Erlebnisspektrum reichte von traumhaft schön über abenteuerlich bis hin zu sehr stürmisch. Wir waren im tiefsten Winter unterwegs, Winterstürme zwangen uns das Programm mehrmals anzupassen, der geschriebene und an die Mitreisenden verschickte Reiseverlauf verlor bald einmal seine Gültigkeit. Anpassungsfähige Reisegäste, die viel Vertrauen und Verständnis zeigten, sowie flexible Hotels liessen das jüngste Wintermärchen zu einer echten Überraschungstour werden, wofür wir sehr dankbar sind. Betrachten wir die Tour nun unter einigen prägenden Stichworten.
Traumhaft: Immer wieder durften wir unterwegs wunderbare Momente erleben. Die Sonne zeigte sich nicht sehr oft, aber wenn sie schien, verwandelte sich die Landschaft in ein traumhaft schönes Wintermärchen. In bester Erinnerung, bleiben die Schlucht Kolugil, welche sich im eisigen Schneekleid zeigte und die winterliche Fahrt entlang des zugefrorenen Flusses Vididalsa. Gleich in der Folgenacht genossen einige unverwegene Nordlichtjägerinnen und -jäger nach einem warmen Bad im Hot Pot des Hotels, Siglufjördur „by night“, zwar ohne Nordlichter, aber die Ortsbeleuchtung spiegelte sich traumhaft schön im Fjordwasser. Wie einzigartig zeigte sich die kleine Torfkirch Vidimyri bei Varmahlid. Sozusagen perfekt erwischten wir den Moment beim Götterwasserfall Godafoss in Nordisland. Als wir die schöne Szenerie verliessen, zog der nächste Schneesturm auf, die ankommende Fotografengruppe dürfte es schwierig gehabt haben. Ähnliches dürfen wir von den Lavawasserfällen Hraunfossar berichten. Sonnig war die Fahrt von Nordisland nach Snaefellsnes durch die zauberhafte Landschaft und entlang des Breidafjördur. Aber was sucht diese Gruppe denn auf der westlichen Halbinsel davon war weder in der Ausschreibung noch im Reiseprogramm etwas erwähnt…
- Der 4×4 Bus fährt über die Brücke der Schlucht Kolugil. 21.02.22
- Gefrorener Fluss Vididalsa bei Vididalstunga. 22.02.2022
- Eisskulpturen am Ufer der Vididalsa. 22.02.2022
- Godafoss im eisigen Winterkleid. 24.02.2022
- Torfkirche Vidimyri in der Winterlandschaft. 24.02.2022
- Ein Reisegast geniesst den Blick auf die Inseln des Breidafjördurs.
- Blick aus dem Hotelfenster auf die Stykkisholmskirkja. 24.02.2022
- Bootsromantik in Stykkisholmur. 25.02.2022
- Winterliche Lavawassefälle Hraunfossar. 26.02.2022
- Leuchtturm bei Harpa in Reykjavik. 26.02.2022
Stürmisch und abenteuerlich: In der Tat waren wir zur gleichen Zeit unterwegs wie stürmisches Wetter. Die drei Passfahrten in den Norden und zurück erwiesen sich als Knacknüsse und wir mussten sehr wachsam sein, um nicht irgendwo stecken zu bleiben oder stundenlang warten zu müssen. Absolute Stille herrschte im Bus als wir über den 400 Meter hohen Pass Vatnskard fuhren. Schneetreiben und Nebel raubten sämtliche Sicht und wir krochen von einem gelben Strassenpfosten zum nächsten. Glücklich verzerrten wir einen typisch isländischen Hot Dog, als wir die Tankstelle in Varmahlid erreicht hatten.
Öxnadalsheidi, unser nächster Pass war geschlossen, eine mögliche Öffnungszeit wurde immer und immer wieder nach hinten verschoben. Glücklicherweise hatte Hotel Siglufjördur zwei Tage früher als geplant Verfügbarkeit, wir drehten nach Norden ab und genossen die abenteuerlich Strecke entlang des Skagafjördurs und der Atlantikküste, staunten immer wieder über die grossen Wellen, deren Kämme vom Winde weggeweht wurden. Als die Meteorologen einen neuen Sturm ankündigten, entschieden wir uns Nordisland Richtung Westen zu verlassen. Auch die Fosshotels zeigen sich flexibel, anstatt eine weitere Nacht in Husavik zu schlafen, taten wir dies in Stykkisholmur, aber erst zu später Stunde…
- Der Wellenkamm wird weggeweht beim Saudarnes Leuchtturm bei Siglufjördur. 22.02.2022
- Die abenteuerliche Küstenstrasse nach Siglufjördur aus dem Bus fotografiert. 22.02.2022
Leuchtend: Wintermärchen unter Nordlichtern heisst der vollständige Reisetitel und ja, auch der Himmel leuchtete. Weder hatten wir oft klaren Himmel, noch verkündeten die Apps eine starke Sonnenaktivität, doch die Gunst der Stunde kam! Bereits am ersten Abend in Borgarnes sahen wir an der Küste der kleinen Halbinsel viele Sterne über uns, sobald sich die Augen etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatten, selbst die Milchstrasse war gut zu erkennen. Und da war doch ein etwas hellerer Streifen am Himmel Richtung Norden. Von Auge war es knapp auszumachen, die Erfahrung half, die Kameras und Handys bewiesen, dass zarte, grüne Nordlichter tief am Horizont waren.
Nach der stürmischsten Nacht in Laugarbakki, meldete Aurora Pro einen Nordlichtalarm um 6 Uhr morgens. Ich war wach, zog mich an und war froh, dass der Wind nachgelassen hatte. In der Morgendämmerung zwischen dahinfliegenden Wolken erhaschte ich grüne Streifen. Aber es war zu wenig, um alle zu wecken.
Die Gunst der Stunde kam in Stykkisholmur, der Himmel war sternenklar und nach kurzer Wartezeit zeigte sich im Lichtschatten des Hotels eine grüner Streifen. Begeistert jubelten wir, genossen den Anblick und fotografierten. Das Polarlicht tanzte über der speziellen Stykkisholmskirkja. Eine Katze machte uns eine Weile das Leben etwas schwer, da sie immer wieder um die Stative strich. Zum Glück beliess sie es später damit, auf Bildern zu possieren, was ich erst beim Erstellen des Timelaps-Videos bemerkte.
Nochmals möchten wir uns ganz herzlich bei unseren Reisegästen bedanken, welche immer wieder gut gelaunt in den Bus stiegen, auch wenn sie nicht wussten, was sie alles erwartete und geduldig und verständnisvoll alle Anpassungen akzeptierten. Trotz des stürmischen Wetters und den unvorhergesehenen Programmänderungen während der Reise 2022 wird das Wintermärchen unter Nordlichtern in Nordisland auch 2023 auf dem Programm stehen. Die Hotelreservationen beginnen in Kürze, Interessierte dürfen sich bereits per Email melden.
10. Juli 2022 um 7:22
Das hört sich nach einer aufregenden Reise an.
Mir gefällt der Winter auf Island auch sehr. Das Wetter kann einen zwar ganz schön herausfordern, aber die Winterlandschaften und möglichen Winteraktivitäten sind einfach wunderbar. Die spektakulären Gletscherhöhlen gibt es halt nur im Winter!
Wir hatten natürlich auch auf die Sichtung von Nordlichtern gehofft. Erst nach etwa einer Woche hatten wir im Südosten bei Höfn Glück.
Allerdings waren die Nordlichter nicht sehr stark. Mit bloßem Auge erschienen mir die Lichter in verschiedenen Grautönen. Ungefähr wie weit entfernte Autolichter. Erst durch entsprechend langer Belichtungsdauer erschienen die Nordlichter zumindest durch die Kamera in grünen Farben.
Vielleicht habe ich bei meiner nächsten Reise mehr Glück. Es gibt halt leider keine Garantie auf starke Nordlichter.
11. Juli 2022 um 9:13
Danke für den Kommentar und ja, es war ziemlich aufregend, da bereits ab Tag 3 wegen geschlossener Pässe das Programm angepasst werden musste. Aber wir haben es immer wieder geschafft und erst noch für eine ganze Gruppe. Für Spannung war tagtäglich gesorgt.
Bei den Nordlichtern ist es so, dass das menschliche Auge niemals soviel sieht wie eine Kamera. Ich teile dies meinen Reisegästen von Beginn weg mit und gar manche sind erstaunt. Mir ist schleierhaft, weshalb selbst namhafte Spezialisten dies in ihren Vorträgen nicht erwähnen? Wenn wir draussen den Himmel nach Nordlichtern absuchen, verwende ich immer die Kamera mit hohen ISO und langer Belichtungszeit, fotografiere in alle Richtungen. Und diese Methode zeigte auch bei besagter Reise Erfolg, plötzlich war da über der Kirche von Stykkisholmur ein grüner Streifen, den man von Auge noch längst nicht gesehen hätte. Ich konnte Alarm schlagen und wir genossen ein schönes Schauspiel am Himmel. Das Glück muss man oft etwas herausfordern, einzig bei starken Nordlichtern sieht man diese von blossem Auge. Viel Glück für die nächste Reise!
3. April 2022 um 16:30
Liebe Marianne,
ein perfekt geschriebener Reisebericht, jedenfalls hätte ich es nicht besser schreiben können. Inzwischen ist auch mein Fotobuch fertig geworden und auch die Einbindung diverser Videos klappte, einschliesslich des Timelaps-Video von Stykkisholmur. Das Erlebnis, lange und intensives Polarlicht sehen zu können, wird mir noch lange in guter Erinnerung bleiben, auch wenn’s saukalt war, draussen rumzustehen! Liebe Grüsse Kurt