WOWair ist Geschichte

WOWair-Anzeige am Flughafen Zürich. 18.08.2012

Die vergangene Woche besiegelte den Untergang der isländischen Billigfluggesellschaft WOWair. Am Morgen des 28. März wurde die Fluglizenz der Airline zurückgegeben, nachdem schon über eine längere Zeit darüber spekuliert wurde, ob die Gesellschaft den Bankrott abwenden könne. Alle Verhandlungen mit Icelandair und dem amerikanischen Unternehmen Indigo Partners scheiterten, der Bankrott von WOWair ist Tatsache. Mit dem Grounding wurden letzte Woche auf einen Schlag 1100 Personen arbeitslos, weitere 700 arbeiteten am Flughafen für die Airline, die meisten davon wohnen in Flughafennähe, in Sudurnes. Dies ist in der Geschichte Islands die höchste Zahl an plötzlich arbeitslos gewordenen Personen, es sind mehr als bei der Finanzkrise von 2008. Die Arbeitslosengelder dürften die Staatskasse schwer belasten, die Tourismusindustrie ist verunsichert. Die pinkfarbene Fluggesellschaft wurde 2011 gegründet und trieb die andere Billigairline Iceland Express in den Konkurs. Es folgte eine rasante Zunahme der Flugtätigkeit, man flog nicht mehr nur mit geleasten, sondern auch gekauften Flugzeugen zuerst nach Europa, später wurde auch Nordamerika angeflogen und man konnte Überseeverbindungen anbieten. 2011 verbuchte WOWair 110’000 Fluggäste, 2013 waren es 415’000, 2016 stieg die Zahl auf fast 1,7 Millionen und bis 2017 steigerte sich diese nochmals um 69 Prozent auf 2,8 Millionen Fluggäste. Ob diese extremen Zunahmen den CEO Skuli Mogensen und sein Team übermütig werden liess? Auf jeden Fall war man daran, wirtschaftlich zur Traditionsfirma Icelandair aufzuschliessen oder diese sogar zu überholen. Erst letzten Dezember startete die erste WOWair Maschine mit einem Direktflug nach Mumbay in Indien, aber die Finanzprobleme waren schon so gross, dass diese wie auch andere Destinationen gestrichen wurden.

Für Islandreisende veränderte sich das Flugangebot ab der Schweiz in den letzten 10 Jahren ständig und erst in der kürzeren Geschichte gibt es viele Direktflüge. Viele Jahrzehnte war Island nur mit Umsteigeflügen, zum Beispiel via Kopenhagen oder Londen erreichbar und die Flugtickets waren teuer. Im Sommer boten Schweizer Nordlandspezialisten einmal in der Woche Charterflüge an. Mit der Gründung von Iceland Express wurden diese abgelöst, Island war in der Hochsaison von Basel und von Friedrichshafen erreichbar. WOWair flog ab 2012 für wenige Sommer von  Island nach Zürich, als aber Easyjet und Icelandair diese Destination ebenfalls anboten, konzentrierte sich WOWair auf unsere Nachbarländer. Aktuell fliegt Icelandair im Sommer täglich, teilweise zweimal pro Tag ab Zürich, mehrmals von Genf und auch im Winter gibt es mehrmals pro Woche Verbindungen ab Zürich. Easyjet fliegt zweimal in der Woche ab/bis Basel und im Sommerhalbjahr auch ab Genf. Da WOWair die Schweiz nicht mehr anflog, dürften vom Grounding nicht viele Schweizer betroffen sein. Die ab letzten Donnerstag in Island gestrandeten Personen konnten unter anderem von Icelandair vergünstigte Rückflugtickets erhalten. Wer sich ein Ticket für den Sommer gekauft hat, muss versuchen via Reiseversicherung eine Rückerstattung zu erhalten. Viele Isländer nutzten WOWair für Reisen zu einer sonnigen Destination, zu attraktiven Skigebieten oder für Städtereisen. Auch sie müssen schauen, ob sie gekaufte Flugtickets irgendwie rückerstattet erhalten können. Für die von der sofortigen Arbeitslosigkeit betroffenen Personen, dürften die Aussichten auf einen anderen Job nicht hoffnungslos sein. Erst letztes Jahr berichteten die Medien, dass viele vom Staat angestellte Pflegefachpersonen beruflich in die Flugbegleitung wechselten, da die Löhne deutlich besser waren. Bereits liess das Landesspital verlauten, ehemaliges Pflegefachpersonal könne sich zurückmelden. In Hotels und im Gastgewerbe arbeiten zur Zeit viele Ausländer, da sich kaum Isländer finden lassen. Vielleicht bahnt sich auch da eine Veränderung an? Best of Iceland wünscht allen, welche ihre Arbeit nun verloren haben, eine baldige und befriedigende neue Anstellung.

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