Fischhaut aus Island heilt Wunden

Werbung für Heilung durch Fischhaut von Kerecis im Flughafen Keflavik. 14.05.2024

Vor wenigen Jahren hatte ich davon gehört und gelesen, kürzlich  und nun zog ein grosses Werbebild am Flughafen Keflavik meine Aufmerksamkeit auf sich. Die Firma Kerecis verarbeitet Fischhaut, welche zur Wundheilung verwendet wird. Normalerweise wird im langen Gang zu den Gates nebst schönen Landschaften, Skyr und tollen Kleidern eher mit isländischen Kosmetikprodukten oder einem Bad in der Blauen Lagune zur Verschönerung der Haut geworben. Nun leuchtet am selben Ort das eher unschöne Bild eines Mannes, dessen Verbrennungen mit isländischer Fischhaut geheilt und er vermutlich vor dem Tode bewahrt wurde. Im Titel der Werbung lässt sich ein QR-Code scannen, unter welchem die ganze Geschichte erzählt wird. Gefunden habe ich diese auch auf der Webseite von Kerecis und erfahren, dass der Mann Petur Oddsson heisst. Die Werbefläche zeigte Wirkung, mein Interesse zu recherchieren war geweckt.

Werbung für Fischhaut-Heilung von Keresis eingezoomt. Flughafen Keflavik, 14.05.2024

Um was geht es bei der medizinischen Fischhaut-Technologie? Informationen liefert vor allem die Webseite von Kerecis. Während man für schlecht oder gar nicht heilende Wunden sowie Brandveretzungen oft eigene oder Schweinehaut genutzt wird, bietet Fischhaut von Dorsch einige Vorteile. Demnach gibt es kein bekanntes virales Übertragungsrisiko zwischen Dorsch aus dem Nordatlantik und Menschen, es braucht auch nur eine einfache Verarbeitung der Fischhaut, so dass die Struktur der menschlichen Haut ähnlich bleibt. Menschen- und Schweinehaut muss viel mehr bearbeitet werden um Krankheitsübertragungen zu vermeiden. Jeder Prozess aber zerstört die Struktur des Gewebes und eignet sich deshalb nur bedingt um möglichst gute Resultate zu erreichen. 

Bereits 2011 berichtete Iceland Review über eine Expansion von Kerecis in Isafjördur in den Westfjorden. Kerecis schloss damals Investionsverträge mit den Fischereigesellschaften Klofningur und Hradfrystihusid-Gunnvör, welche mit eigenen Trawlern in der Hochseefischerei, aber auch in Fischfarming und -verarbeitung tätig waren. Kerecis versprach Fischhaut von gezüchtetem Dorsch der Firma Hradfrystihusid-Gunnvör zu verwenden, welche bei Klofningur zur Weiterproduktion verarbeitet wurde. Für die Unternehmen in den Westfjorden war die Expansion von Kerecis mehr als willkommen, auch wenn noch niemand genau sehen konnte, ob dieses innovative Projekt erfolgreich sein würde. In den Westfjorden hoffte man auf eine Ankurbelung der lokalen Wirtschaft. 

Die eigentliche Geschichte begann 2007 mit dem Chemiker und Medizinaltechniker Fertram Sigurjonsson, welcher sich mit diabetischen Wunden und Gewebetraumen beschäftigte. Er hatte die Idee mit Fischhaut zu heilen. Er suchte den Kontakt zu Arztkollegen und schloss sich mit Baldur Tumi Baldursson und Hilmar Kjartansson zusammen, weiter stiessen der Anwalt Baldvin Björn Haraldsson  und der für amerikanische Patente zuständige Ernest Kenney zu Kerecis, auch Fertrams Vater und Chemiker Sigurjon Olafsson und seine Frau Fanney Hermannsdottir, eine Biotech-Ingenieurin waren beteiligt. Die Firma genoss bald die Garantie des isländischen Technologiefonds. Leider verlief über die Jahre nicht alles wunschgemäss, so wurde 2011 ein Anerkennungsantrag zurückgewiesen und genauere medizinische Studien wurden verlangt. Investoren hielten deshalb versprochene Zahlungen zurück und das in Reykjavik eröffnete Büro wurde in die Wohnstube von Fertram verlegt, um Kosten zu sparen. Über die Jahre aber erhielt Kerecis eine Genehmigung nach der anderen, 2016 adaptierte auch die USA Produkte für plastische Heilung und Brandverletzungen. 2019 wurde die in der Schweiz ansässige Firma Phytoceuticals AG in Kerecis integriert. Der Erfolg der Firma wuchs, 2021 wurde Fertram von Ernest & Young zu einem der besten Unternehmer des Jahres ernannt. 2023 zählte das Unternehmen mehr als 300 Mitarbeitende. Von der Idee zur Umsetzung ist Kerecis im Laufe der Jahre zu einer erfolgreichen Firma gewachsen, welche dank Innovation hoffentlich auch in Zukunft vielen Menschen helfen kann. 

Für mich ersetzt die Fischhaut als Medizinalprodukt auch ein wenig das vor einigen Jahren wegen Firmenschliessung verlorene Fischleder. So oder so sind die Isländer immer wieder gut für erstaunliche Innovationen. Auf der kommenden Reise in die Westfjorde versuche ich ein Bild des Kerecis-Firmensitzes in Isafjördur zu schiessen und hier einzufügen. 

4 Kommentare

  1. Seht interessanter Kommentar und für die Medizin von grossem Vorteil zum Glück gibt es immer wieder Forscher die an etwas dranbleiben auch wenn es nicht sofort klappt

    • Ja, ich finde das wirklich auch sehr spannend und wir werden schauen, ob wir das Gebäude der Firma im Juni in Isafjördur sehen werden.

  2. Sehr interessant!
    Wie gut bei so grossen Verbrennungen etwas gefunden zu haben das mit weniger Nebenwirkungen belastet ist und die grosse Infektionsgefahr vermindert.

    • Danke Elisabeth, ja das tönt doch sehr vielversprechend und ist einfach sehr erstaunlich. Man muss ja zuerst die Idee haben und in diesem Fall gibt es genügend Ressourcen sozusagen vor der Haustüre.

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