Stell dir vor im Bett zu liegen oder am Tisch zu sitzen und uneingeschränkt in die umgebende Natur zu blicken oder in der dunkleren Jahreszeit Nordlichter zu beobachen. Nein, es ist nicht bloss eine Traumvorstellung, es lässt sich in den Glas-Cabins der Mystic Light Lodge wettergeschützt und an der Wärme tatsächlich erleben. Diese Möglichkeit bieten seit April 2025 Esther und Pierre Mischler, die beiden ausgewanderten Schweizer bei Budardalur am Hvammsfjördur. Ich durfte kurz nach Fertigstellung in einem Glashäuschen Probewohnen und -schlafen und möchte hier meine Eindrücke festhalten und etwas detaillierter über die Mystic Light Lodge und deren Besitzer berichten. Ich kann ein solches Erlebnis nur weiterempfehlen!
Wenige Kilometer nördlich von Budardalur zweigt man ab auf eine neu angelegte Naturstrasse Richtung Meer. Du parkst das Auto beim Häuschen etwas oberhalb der Küste, öffnest die Türe, trittst ein und der Blick in die Natur von draussen setzt sich einfach fort, wie wunderbar ist das doch! So fiel mir erst auf den zweiten Blick auf, wie geschmackvoll das Cabin eingerichtet ist, ein wunderschöner Stil, bei welchem alles zusammenpasst. Es gibt nicht zu viel und nicht zu wenig, was auf 21 Quadratmetern wichtig ist. Ob am Tisch sitzend oder im Bett liegend, die Natur hinter den Spiegelglasfronten beherrscht alles. Bei meinem Besuch zeigte sich das Wetter nicht von der besten Seite, aber der schnelle Wechsel von bedrohlichen Wolkengemälden, Regen und wieder etwas Sonne, war unglaublich spannend, das mystische Licht bot sich mit selbst aus dem Bett. Der Blick durchs Deckenglas zum Himmel bot mir zwar keine Nordlichter, aber dies wird einer der Gründe sein, zurückzukommen, in der Hoffnung, dass dann eines der Cabins verfügbar sein wird. Mit dem Natur-Grossbildschirm erübrigt sich auch ein Fernseher in den Häuschen. Es ist gut möglich, dass man sogar vergisst die gute und schnelle Internetverbindung zu nutzen, da man derart von der Aussicht in den Bann gezogen ist. Hingegen sollte man es nicht verpassen das liebevoll gestaltete Info-Buch zu studieren mit allgemeinen und örtlichen Informationen, möglichen Ausflugstipps sowie wertvollem Wissen zu Natur, Fauna und Flora. Das im Schrank vorhandene und gut erklärte Spektiv mit Stativ wollte ich natürlich auch testen. Es ist perfekt ohne Wind und Regen an der Wärme Tierbeobachtungen machen zu können und spricht für die Qualität dieser neuen Unterkunft.
- Wegweiser zu den Cabins der Mystic Light Lodge. 01.05.2025
- Glas-Cabin Loa der Mystic Light Lodge. 02.05.2025
- Die tolle Aussicht in die Natur lässt sich auch aus dem Bett geniessen. 01.05.2025
- Gerade bei Regen ist wohnen am Trockenen und in der Wärme der Cabins ein Genuss. 01.05.2025
- Wetter, Meer und Natur spiegeln sich an den Glasfronten der Cabins. 02.05.2025
- Attraktive Spiegelbild-Spiele an den Glasfronten der Cabins. 02.05.2025
Die Glas-Cabins von Mischlers liegen nicht auf der touristischen Hauptroute, sondern befinden sich auf dem Weg in die Westfjorde, unweit des kleinen, regionalen Zentrums Budardalur. Das erworbene Landstück liegt am Hvammsfjördur, dem südlichen Arm im Innern des Breidafjördur, welcher sich zwischen Snaefellsnes und den Westfjorden erstreckt. Die genaue Ortsbezeichnung lautet gemäss Wegweiser an der Strasse, Ljarskogaströnd. Dieser Küstenabschnitt ist stark von den Gezeiten geprägt und sowohl ein tolles Tierbeobachtungsparadies, als auch grandios gelegen um Nordlichter bei klarem Himmel zu geniessen. Aber wie kam es dazu, dass sich ein Schweizer Ehepaar entscheidet, ihr Zuhause gerade dorthin zu verlegen?
Esther und Pierre lernte ich vor vielen Jahren kennen, als sie auf einer meiner Winterreisen dabei waren. Sie reisten danach immer wieder und immer häufiger nach Island, buchten ihre Reisen mehrmals bei Island ProTravel und so blieben wir in Kontakt. Das Island-Virus hatte sie genauso erwischt wie mich! Irgendwann kam bei Esther und Pierre der Wunsch auf, im Leben noch etwas zu ändern und nach Island auszuwandern. Sie hatten auf ihren Reisen viele Unterkünfte kennengelernt, suchten sich auch immer wieder etwas Spezielles aus und das dürfte sie auf die Idee gebracht haben, eigene Unterkünfte an Reisende zu vermieten. Sie starteten mit Abklärungen und vor allem mit der Suche, wie und wo Land erworben werden konnte und was es brauchte, um dieses als Ausländer kaufen zu können. Sie entdeckten eine vielversprechende Möglichkeit auf der Halbinsel Snaefellsnes, die sich dann aber doch zerschlug. Die Planung war damals schon ziemlich weit fortgeschritten. Trotz der Enttäuschung suchten sie weiter und mit einiger Verzögerung gelang es das Land am Ljarskogaströnd zu kaufen. Sie brauchten viel Durchhaltewillen um von den Behörden die nötigen Bewilligungen zu erhalten, die Erschliessung dauerte für die beiden gefühlt ewig. Aber wo ein Wille ist… und ja den hatten die beiden! Jetzt stehen zwei schöne Spiegelglas-Cabins und sind buchbar, weitere zwei sind bestellt und kommen hoffentlich noch in diesem Jahr dazu. Die beiden entschieden sich auf eine Begleitung des Schweizer Fernsehens im Rahmen der Sendung „Auf und davon“ zu verzichten, im Gegensatz zu Isa und Steff mit den Tinyhäusern in Ostisland. Esther und Pierre klärten gut ab, mit welcher Häuschen-Art und wie sie beginnen sollten. Sie schlugen auch Angebote aus, bei denen viel Werbung inklusive gewesen wäre, da diese doch einige Vertragsklauseln enthielten, denen sie nicht zustimmen konnten und wollten. So entschieden sie sich schlussendlich für Cabins einer finnischen Firma, welche im letzten Winter geliefert wurden. Aber auch der Transport war eine grosse Herausforderung und Geduldsprobe. Nun haben sie es geschafft und sind gestartet, auf ihrer Webseite oder den gängigen Buchungsplattormen wurden schon viele Nächte in der Mystic Light Lodge reserviert. Sie freuen sich auf ihre Gäste. Mit in ihrem Team ist seit anfangs Mai auch Sif, eine junge, hübsche isländische Schafherdenhündin.
Esther und Pierre Mischler mit Hündin Sif vor einem ihrer Glas-Cabins der Mystic Light Lodge. 02.05.2025
Die langen Wartezeiten nutzten Esther und Pierre mit Fotografieren und kennen deshalb die Tierwelt ihres Küstenabschnitts bereits bestens. Sie schauten den Robben immer wieder zu, die so gerne auf dem Tang liegen. Gerade kürzlich konnten sie eine Robbenmutter mit -baby filmen und beobachten. Selur, isländisch Robbe ist der Name des südlichen Cabins. Das nördliche heisst Loa, wie der Goldregenpfeifer auf Island heisst. Seinen Pfiff hörte ich, kaum war ich dort eingetroffen. Die Vogel- und Entenwelt an dieser Küste ist vielseitig und man kann stundenlang beobachten. Auch ein Seeadler-Paar hat wohl den Horst in der Nähe und fliegt ab und zu vorbei. Leider konnte ich sie nicht sehen während meinem (zu) kurzen Aufenthalt. So erstaunt es nicht wirklich, dass Esther und Pierre selbst manchmal in einem ihrer Cabins übernachten und einfach die Natur geniessen drinnen und draussen. Die Bilder auf der Mystic Light Lodge Webseite sprechen für sich.
Auch wenn nicht an der Route der touristischen Hauptsehenswürdigkeiten hat man in der Umgebung tolle Möglichkeiten für Unternehmungen und man kann sich gut überlegen, mehr als nur eine Nacht in der Mystic Light Lodge zu verbringen. Ornithologisch interessierte Gäste dürften nicht nur aus den Cabins rausschauen, sondern sollten im Sommer unbedingt auch die Halbinsel Reykholar besuchen, ein wahres Vogelparadies oder in Drangsnes eine Bootsfahrt zur Insel Grimsey mit Tausenden von Papageitauchern machen. Ab Holmavik gibt es vielversprechende Walbeobachtungstouren im Steingrimsfjördur. Budardalur bietet ein Schwimmbad, aber auch das geschichtsträchtige Bad Gudrunarlaug bei der ehemaligen Schule von Laugar i Saelingsdalur ist bald erreicht. Nicht nur dort taucht man in die Welt der Wikinger und deren Sagas ein. Eine der ersten Siedlerinnen, Audur die Tiefsinnige lebte sozusagen in Sichtweite in Hvammur, etwas südlich findet man Eikisstadir, eine Replikation der Farm, auf der vermutlich Leifur Eirikson aufgewachsen ist, bevor er um das Jahr 1000 als erster Europäer nach Nordamerika segelte. Willkommen in den Geschichten der Laxdaelasaga. Selbst Ausflüge auf die vielseitige Halbinsel Snaefellsnes lassen sich gut unternehmen.
- Beliebter und geschichtsträchtiger Hot Pot Gudrunarlaug. Laugar i Saelingsdalur, 12.08.2024
- Die Geschichte von Audur, der Tiefsinnigen wurde in der Laxdaelasaga niedergeschrieben. Hvammsfjördur. 01.05.2025
- Bei diesem Kreuz soll Audur, eine der ersten Siedlerinnen Islands, oft gebetet haben. Hvammsfjördur, 01.05.2025
- Eiriksstadur, das nachgebaute Farmhaus in dem Leifur Eiriksson aufwuchs. Dalir, 31.05.2022
Wer vor allem der Nordlichter wegen nach Island reist, sollte dies in den Monaten von September bis April tun, wenn auch wirklich dunkel wird in der Nacht. Aktuell ist die Sonne sehr aktiv und die Chancen stehen entsprechen gut – und wie oben erwähnt, man muss nicht draussen Wache schieben, sondern kann im Warmen oder sogar unter der Bettdecke abwarten, von drinnen geniessen oder dann mit Fotoausrüstung draussen Bilder machen, wenn nötig einen Platz ums Haus im Windschutz suchen, mit Glück spiegelt sich die Aurora Borealis auf dem Meer oder in den Scheiben der Cabins.
Noch nicht getestet habe ich die im Informationsbuch erwähnten Restaurants in Budardalur, ich wollte doch lieber bei der grossartigen Aussicht bleiben und geniessen.
Ich gratuliere Esther und Pierre zu ihrem Mut zu diesesm lebensverändernden und nicht risikolosen Projekt und dem erfolgen Start mit ihrer Mystic Light Lodge. Mögen sie zusammen mit Hündin Sif damit erfolgreich sein und Zufriedenheit finden in ihrem neuen Leben. Ich bin mir sicher, viele Gäste werden es dort geniessen und glücklich weiterreisen. Ich persönlich kann die Cabins für Individualreisende sehr empfehlen – danke, dass ich bei euch testen durfte!