
Der Team Bus der isländischen Frauen-Nationalmannschaft in Gunten. Danke fürs Bild Bernhard Spicher, 28.06.2025
Sowohl die Frauen-Fussball-EM der UEFA als auch die geschlechterbedingten Lohnungerechtigkeiten geben aktuell in der Schweiz viel zu diskutieren. Island ist in Sachen Gleichstellung schon lange Spitzenreiter und die Fussballerinnen gehören seit vielen Jahren in den Sportalltag auf der Insel. Wie sich das isländische Fussballteam an der EM schlagen wird, erfahren wir in Kürze, gleichzeitig läuft in einigen Kinos der eindrückliche Film Ein Tag ohne Frauen.
Das isländische Frauen-Fussballteam ist im Parkhotel in Gunten, direkt am Thunersee einquartiert, wie ich aufgrund des Bildes mit dem angeschriebenen Reisebus erfahren habe. Am Mittwoch, den 2. Juli werden die Isländerinnen in Thun gegen die Finninnen spielen, am Sonntag, den 6. Juli treffen sie in Bern auf unsere Schweizerinnen und am 10. Juli beendet Island die Gruppenphase in Thun gegen Norwegen. Sie werden als starkes Team eingestuft, ob dem so ist und wie gut sie mit der Hitze klar kommen, wird sich bereits bei den Gruppenspielen zeigen. Auf alle Fälle müssen die Fussballfrauen in Island deutlich weniger um ihr Ansehen kämpfen als die Schweizerinnen hierzulande. Die TV-Übertragung der Frauen-Spiele in der isländischen Meisterschaft ist eine Selbstverständlichkeit. Wieviele Isländerinnen und Isländer für die Gruppenspiele der EM in die Schweiz gereist sind, entzieht sich meiner Kenntnis, aber sollte sich das Frauenteam für weitere Spiele qualifizieren, dürfte die Nachfrage für Flüge von Island in die Schweiz sprunghaft ansteigen, wie es auch der Fall war bei der Herren-EM 2016. Gibt es wohl an den Spielen der Isländerinnen auch das seither berühmte Huh (Youtube) zu sehen und hören? Wir wünschen auf alle Fälle „Afram Island“.
Am heutigen Vormittag erreichte mich ein Filmtipp, der in unseren Kinos gerade gezeigt wird. Zufällig konnte ich mir diesen Film auf dem letzten Flug mit Icelandair anschauen und kann ihn wirklich empfehlen. Ein Tag ohne Frauen ist eine Dokumentation des ersten Frauenstreiks in Island. Wir können natürlich sagen, bei uns gibt es den Frauenstreik auch. Das stimmt soweit, es gibt diesen, aber doch mit deutlicher zeitlicher Verzögerung. Viele Frauen in Island legten im Oktober 1975 ihre Arbeit nieder, erledigten die Hausarbeiten nicht, was damals eine häufige und typsiche Beschäftigung für Frauen war, sie erschienen nicht in der Fischfabrik oder an anderen Arbeitsplätzen. Wer nicht allzu weit weg von Reykjavik wohnte, nahm an der grossen Frauenversammlung in der Hauptstadt teil. Aus anderen Gebieten wurden dort die Namen derjenigen Frauen aus Telegrammen verlesen, die auch weiter weg solidarisch nicht arbeiteten. Die Kommunikation untereinander war in den 70er Jahren deutlich schwieriger, Internet und Social Media existierten damals noch gar nicht. Viele Männer wussten um die Pläne der Frauen, glaubten aber nicht daran, dass es soweit kommen würde. Sie staunten nicht schlecht, als sie am 24. Oktober 1975 plötzlich zu den Kindern schauen und selbst Essen zubereiten mussten, die Frauen an vielen Arbeitsplätzen fehlten und vieles deshalb nicht erledigt wurde. Es dürfte der Start gewesen sein, die Arbeit der Frauen anzuerkennen und das Land wurde in Sachen Gleichstellung zu einem weltweiten Vorreiter. Im Film werden diverse Drahtzieherinnen interviewt, welche teilweise noch heute kaum glauben können, was sie damals zustande brachten.
Unter Cineman lässt sich herausfinden, wann der Film wo läuft. In Bern wird der Film der Regisseurinnen Pamela Hogan und Hrafnhildur Gunnarsdottir im Kino Rex gezeigt. Trailer von Youtube.