Gelingt den Isländern ein Deal und werden sie zur ersten Bevölkerung, die durch Impfung eine Herdenimmunität erreicht? Aktuell sind Verhandlungen mit Pfizer/Biontec am Laufen und Island bietet sich als Versuchsnation an, um zu prüfen, ob eine Impfung eines Grossteils der Bevölkerung zur gewünschten Erfolg im Kampf gegen das Coronavirus führt. Für ein solches Projekt eignet sich wohl kein Land besser als Island, mit seiner, im Vergleich zu den meisten anderen Nationen kleinen Bevölkerungszahl von etwas mehr als 360’000 Einwohnern. Island verfügt zudem über ausgezeichnete medizinische Labors, welche während der ganzen Zeit der Pandemie viele Daten prüften, auswerteten und viele Erkenntnisse lieferten. Des weiteren dürfte die Bevölkerung gegenüber einer Impfung viel weniger kritisch eingestellt sein, als dies in anderen Ländern der Fall ist. Es ist anzunehmen, dass ein grosser Teil der in Island wohnhaften Personen bereit wäre, sich impfen zu lassen, wenn es dem Wohl der Nation dient und dadurch das Leben auf der Insel wieder normaler wird und Freiheiten zurückgewonnen werden können. Gemäss Medienberichten hat man in Island erst vor kurzem festgestellt, dass der Impfstoff, von welchem man die meisten Dosen bestellte, wohl erst im dritten Quartal des kommenden Jahres geliefert werden kann. Man setzte vor allem auf Janssen, bestellte aber auch bei Pfizer und Astra Zeneca und arbeitet noch an einem Vertrag mit Moderna. Ernüchtert hat man realisiert, dass in Kürze nur gerade 5000 Impfdosen von Pfizer/Biontec nach Weihnachten zur Verfügung stehen werden, weitere 8000 Dosen sollen Januar und Februar geliefert werden. Mit diesen Mengen können viel weniger Personen als erhofft, geimpft werden. Nun versucht man den Impfprozess in Island zu beschleunigen. Dazu haben sich mittlerweile führende Epidemiologen mit Pfizer in Verbindung gesetzt und dem Pharmaunternehmen, die Idee einer Studie vorgeschlagen. In den kommenden Tagen werden Kari Stefansson von der Firma deCode Genetics und Thorolfur Gudnasson vom Landsspitali mit Pfizer verhandeln. Zeitweise stritten sich die beiden darum, wer nun die Federführung übernehmen soll, es ist nicht das erste Mal in der Coronakrise. Es scheint nun, dass Kari und Thorolfur gemeinsam an Gesprächen teilnehmen und versuchen werden, 400’000 Impfdosen kurzfristig zu erhalten. Zum einen möchten nun alle Nationen so schnell wie möglich viele Personen impfen, auf der anderen Seite könnte von Island bestimmt viel lernen, wenn der grösste Teil der Bevölkerung geimpft würde, in einem Land, welches medizinisch und labortechnisch grossartig ausgerüstet ist. Vermutlich liesse sich von den Erkenntnissen auf der ganzen Welt profitieren, wenn Island beim jetzigen Versuch vorzudrängen Erfolg hat. Was dies für den Tourismus und die Möglichkeit auf die Insel zu reisen bedeutet, ist schwer zu sagen. Die aktuellen Einreisebestimmungen mit zwei Tests und fünf Tagen Quarantäne gelten mindestens bis 31. Januar, ausgenommen sind Personen mit einem Attest, welcher beweist, dass man eine Corona-Erkrankung durchgemacht hat. Der Attest muss strenge Anforderungen erfüllen und ist nicht ganz einfach zu erhalten. Die Regierung kündigte für Mitte Januar Informationen an, wie es mit der Einreise im Februar weitergehen wird. So sind alle, die gerne bald wieder nach Island reisen würden, doppelt gespannt, was kommen wird.
Island denkt ans Durchimpfen
27. Dezember 2020