Islands Schwimmbadkultur gehört neu zum UNESCO-Weltkulturerbe

Gamla Laugin oder Secret Lagoon im Winter. Fludir, 01.01.2023

Am gleichen Tag wie das Jodeln in der Schweiz wurde die Schwimmbadkultur Islands ins immaterielle UNESCO-Kulturerbe aufgenommen. Was vermutlich mit dem Wikinger Snorri Sturluson in Reyholt dank dem, im Boden vorhandenen warmen Wasser begann, prägt heute die isländische Gesellschaft. Die Bevölkerung frönt dieser Tradition gerne und häufig, denn sie bietet Sport, Entspannung, soziale Kontakte, touristische Möglichkeiten und vieles mehr.Die Isländer reichten schon vor einiger Zeit ein Gesuch um Aufnahme der Schwimmbadkultur  ins Weltkulturerbe der UNESCO ein. Am 11. Dezember 2025 war es nun soweit, die Botschaft verbreitete sich schnell in den isländischen Medien. Während ich zufälligerweise gerade an der passenden, badeintensiven Reise mit Helga arbeitete, um diese für 2026 buchungsfertig zu machen, entstanden bereits gute Blogartikel und sparten mir eigene Recherchen. Mein Kollege hat sich schnell ins Zeug gelegt und die freudige Botschaft mit Bildern auf der Webseite von Island ProTravel gepostet. Es lohnt sich seinen Beitrag zu lesen, die Reise mit Helga  hat er gleich dazu gepackt. Auch Miriam Lassak hat recherchiert und den Prozess von der Einreichung bis zur Aufnahme bei der UNESCO ausführlich in einem Blogbeitrag unter saltylava.de aufgearbeitet. Es ist spannend alles nachzulesen.

Was gibt es Schöneres als sich unter freiem Himmel im warmen Wasser zu aalen, ganz besonders an einem kalten Wintertag?  So war es auch am Neujahrstag 2023, draussen herrschten tiefe Minustemperaturen und in die Secret Lagoon einzutauchen, war genau das richtige Rezept, um sich aufzuwärmen. Dieses Bad gefällt mir wegen seines urigen Charakters besonders gut. Gar mancher Isländer lernte früher dort schwimmen, lange bevor fast in jeder Gemeinde Schwimmbäder entstanden. So dürften viele, genau wie ich, Vorlieben für bestimmte Schwimmbäder, Hot Pots, Lagunen oder Naturpools haben. Es ist nicht von ungefähr, dass ich so gerne in den Westfjorden unterwegs bin. Dort haben die Badekleider kaum eine Chance trocken zu werden, bevor sich schon die nächste Möglichkeit bietet. Zur Zeit öffneten oder öffnen neue sowie renovierte Bäder und Spa’s. So testete ich im November das von Brynia und Johann neu angelegte Spa beim Hotel in Hraunsnef und die grosse Laugaras Lagoon, welche mit einiger Verspätung im Herbst öffnete.

Im Thjorsadalur und bei Hoffell im Südosten sind weitere Badelagunen im Bau, das Bad Fontana in Laugarvatn sowie das Myvatn Naturbad werden aktuell renoviert und vergrössert. Am Myvatn ändert auch gleich der Name der Badeanlage und wird direkt vom isländischen Jardbödin übersetzt zu Earth Lagoon (Erdbad, Erdlagune). Nicht unumstritten ist das berühmteste Bad Islands, die Blaue Lagune. Zu touristisch, zu teuer sind die Kritikpunkte, welche auch mich schon stöhnen liessen. Aber Blue Lagoon ist halt doch einzigartig, das hellblaue Wasser, die Entstehungsgeschichte im Zusammenhang mit dem Kraftwerk Svartsengi und die Lage in der Lava, seit 2024 inmitten der jüngsten Lava, wie mein kürzlicher Besuch im Aussenbereich zeigte.

Die isländische Bevölkerung bevorzugt die weniger kostenintensiven öffentlichen Schwimmbäder, welche ebenfalls sehr zu empfehlen sind. Die grossen Schwimmbecken werden von morgens früh bis abends spät sportlich genutzt, auf den Rutschbahnen tummeln sich Kinder und Jugendliche, in den Hot Pots gibt es Diskussionen, Debatten und werden Neuigkeiten ausgetauscht. Verschiedene Generationen treffen sich in der wohligen Wärme. Wer nach Island reist, sollte unbedingt (Schwimm-) Badbesuche mit einplanen, aber auch die lokalen Badegepflogenheiten beachten: zuerst wird nackt geduscht und dann werden erst die Badesachen angezogen – für Isländer ist dies selbstverständlich, Touristen aber tun sich oft etwas schwer damit. So entstanden schon fast kultartige Plakate mit Duschanweisungen. Silberschmuck im Wasser ist nicht zu empfehlen, die Mineralien schwärzen schnell und gründlich!

Isländische Duschanweisung in Bädern. Sandgerdi, 25.06.2025

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