Seeadler Überraschung, Schafabtrieb und mehr Tierisches – Jubiläums-Reisebericht Teil 1

Weissschwanz-Seeadler über dem Blöndulon-Stausee. Kjölur, 16.09.2025

Die vergangene Jubiläumsreise Herbstfarben und Nordlichter war schon als solche vielfältig geplant, aber es gab unterwegs noch die eine oder andere Überraschung, was es unmöglich macht alles in einem Reisebericht niederzuschreiben. So wird es ganz im modernen Stil eine mehrteilige Serie geben. Der erste Teil gehört den Tieren und der in meinen Augen grössten Überraschung, einem Seeadler-Paar. Nur wenige Tage später durften wir einen Schafabtrieb und -sortierung erleben.

Wir waren auf der Fahrt über die nördliche Kjölurstrecke und stoppten beim lohnenden Aussichtspunkt über dem Blöndulon-Stausee. Bald erblickte ich über dem See zwei erstaunlich grosse Vögel, aber verwarf den Gedanken, es könnten Seeadler sein. Was sollten sie auch im Hochland, zwar hat es in diesem Gebiet viel Wasser, aber die Eiderenten, des Seeadlers Lieblingsspeise fehlt gänzlich. Eigentlich war es schon vergessen, alle sassen im Bus und wir rollten vom Parkplatz Richtung Piste, als sich das Vogelpaar erneut zeigte und die Sonne die weissen Schwanzfedern der sonst dunklen, grossen Vögel perfekt beleuchtete. Nun war alles klar und ich war einmal mehr dankbar, meine „Kamera für alle Fälle“ griffbereit zu haben. Wie oft schon hatte ich gehofft, die immer noch eher raren Könige der Lüfte zu sehen. Äusserst selten hatte ich Glück, auf den letzten beiden Westfjordetouren blieb uns eine Begegnung am Breidafjördur, dem bekanntesten Seeadlergebiet vergönnt. Und nun segelten also zwei Weissschwanz-Seeadler vor unseren Augen durch die Lüfte, mal höher, mal tiefer über dem Stausee, mal auf uns zufliegend, dann wieder abdrehend. Was für eine unerwartet schöne Überraschung, einer Vogelart, welche zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Island fast ausgerottet war, wie früher auf dieser Webseite berichtet wurde.

Ebenfalls ungeplant, aber im Laufe des Septembers nicht ganz so überraschend, stiessen wir auf der Halbinsel Melrakkasletta auf einen Schafabtrieb. Beim Kaffeehalt in Kopasker entschieden wir uns kurzfristig nicht den direkten Weg über die Aspaltstrasse nach Raufarhöfn zu fahren, sondern wählten die Piste der Küste entlang, welche an einem späteren Tag vorgesehen gewesen wäre. Das Wetter war zwar nicht so toll, aber es regnete nicht. Ein Reisegast hatte erst gerade den Wunsch geäussert, irgendwo Schafe zu fotografieren und kaum hatte ich erklärt, dass dies nicht so einfach sei, weil die Tiere meistens wegrennen, entdeckten wir rechts auf dem Hügel Pferde und am schwarzen Berghang viele Schafe, einige hatten auch schon die grüne Ebene erreicht. Voila, da waren die gewünschten Schafe und nicht zu knapp an der Zahl! Wie die wenigen anderen Fahrzeuge stoppten auch wir und stiegen aus, die Schafe wurden gerade vor und hinter unserem Bus über die Piste getrieben. Es fiel uns auf, dass zahlreiche Reiter mit zwei Pferden unterwegs waren, damit sie auch abwechseln können. Ein Reiter erzählte uns, sie seien nun seit vier Tagen unterwegs, um die Schafe zusammenzutreiben. Diesen weiteren speziellen Moment konnten wir am nächsten Tag noch ergänzen. Aufgrund des eisigkalten Windes verzichteten wir einstimmig auf eine Wanderung und fuhren zurück Richtung Hotel in Raufarhöfn, als bei einer Farm die Zaungehege (Rett) mit Schafen gefüllt waren. Die Farmer starteten gerade die Tiere nach Hofzugehörigkeit zu sortieren und wir durften dabei zusehen. Dies war spannend zu beobachten, wir versuchten etwas auszublenden, dass auf viele Lämmer nach einem Sommer in der freien Natur nun der Schlachthof warten würde. Aber Lamm gehört seit der Besiedlung in die traditionelle isländische Küche.

Kehren wir wieder zur Vogelwelt zurück, welche im September üppiger war als gedacht. Zwar waren die beliebten Papageitaucher bereits einen Monat vorher weggeflogen, doch durften wir während unserer Tour noch einige Spezien bewundern, nicht ganz alle sind bebildert. Hier und dort sassen auf den Feldern viele Wildgänse und sobald sie aufflogen, musste man fürchten, sie würden zusammenstossen, wie zum Beispiel im Eyjafjördur. Am Myvatn hatte es noch einige Enten und wie fast immer lassen sich diese besonders gut in Skutustadir beobachten. Wegen den Herbstfarben und dem nicht so tollen Wetter entschlossen wir uns für einen Spaziergang durchs Höfdi-Wäldchen, wegen der Bäume ein Lieblingsplatz vieler Isländer. Auch uns gefiel es hier und wir hörten die vielen Rotdrosseln, welche sich an den Vogelbeeren sättigten und „betranken“. Eggert erzählte uns, dass die Vogelbeeren durch Rotdrossels Darm ausgeschieden werden und damit neue Ebereschen (isl. Reynitegundir) entstehen. Auf Melkakkasletta sahen wir grosse Scharen junger Goldregenpfeifer davonfliegen. Auch staunte ich nicht schlecht, als ich aus dem Hotelfenster im Hafenbecken von Raufarhöfn noch einen edlen Eistaucher entdeckte.

Auf der Halbinsel Langanes, ganz im Nordosten, war ich mir sicher, die Basstölpel-Kolonie auf dem vorgelagerten Felsen Stori-Karl vorzufinden, für deren Beobachtung eine Plattform errichtet wurde. Wie hier früher berichtet, waren wir schon 2016 und 2019 dort. Auch diesmal herrschte ein Gedränge auf dem Felsen, gut erkennbar die weissen ausgewachsenen Vögel, dazwischen lagen und sassen zahlreiche dunkle Jungvögel. Allerdings war es an diesem Tag eher ungemütlich kalt und der Wind machte das Fotografieren mit Tele eher schwierig und wir konnten auch nicht sehen, wie sich die Basstölpel mit hoher Geschwindigkeit zum Fischen ins Meer stürzen. Es war dennoch ein eindrücklicher Besuch am äussersten Zipfel Islands.

Auf grosses Interesse stiess bei unseren Reisegästen auch die Herde mit Jungpferden, welche frei in der Nähe der Basstölpel-Plattform weideten. Pferde begegneten wir wie immer auch in Stadarholl, wo sich nach unserem Frühstück zwei Hengste rauften. Laut wurde es am Abend vor dem Haus, eine Jungpferdeherde wurde  durchs Tal nach Hause getrieben, in Stadarholl aber verliessen diese die Strasse und wollten zu Birnas Pferden, was für einige Aufregung sorgte. 

Und zuletzt geht es noch um Wale, welche einige aus unserer Gruppe auf einer Whalewatching-Tour im Eyjafjördur  beobachten konnten. Aber zusätzlich sahen wir noch gestrandete Wale. An einem der Strände auf Langanes lagen zwischen Treibholz Walknochen und auf Tjörnes strandeten fünf Tage vor unserer Durchfahrt zwei Nördliche Entenwale (engl. Bottlenose Whales). Warum sie nun tot dort lagen, war noch nicht bekannt. Bei der ersten Sichtung wurde das Walmuseum in Husavik kontaktiert. Als die Mitarbeitenden am Strand ankamen, lebten die Tiere noch schwach, aber starben kurz danach. 

Obwohl die Reise nicht oder kaum auf die isländische Tierwelt ausgelegt war, durften wir doch einiges davon erleben. Solche Momente sind nicht planbar, aber es ist immer gut, genügend Zeit für Überraschungen zu haben, auch ein Grund, weshalb unsere Tagesetappen meistens nicht sehr lang sind. Für 2026 ist eine Reise mit Papageitauchergarantie schon buchbar, wir reisen durch den Osten und den Süden Islands und es hat noch einige freie Plätze. Die nächste Herbstfarbenreise startet anfangs Oktober und führt wie eigentlich üblich durch den Süden und Westen, dauert aber zwei Tage länger. Voranmeldungen nehmen wir bereits entgegen unter info@bestoficeland.ch. Auch die Serie zur vergangenen Jubiläumsreise wird weitergehen, Anzahl Berichte und Daten sind noch unbekannt.

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